­
 · 

Die Ausbreitung des Vogelgrippevirus H5N1 unter Milchkühen in den USA sorgt für wachsende Besorgnis

DMZ – WISSENSCHAFT ¦ A. Aeberhard

 

Wissenschaftler haben eine neue Virusvariante identifiziert, die das Risiko für Mensch und Tier weiter erhöhen könnte. Experten fordern daher dringend strengere Schutzmaßnahmen.

 

Virus breitet sich auf immer mehr Tierarten aus

Lange galt H5N1 als ein Virus, das vorrangig unter Vögeln zirkuliert. Doch in den vergangenen Jahren hat es zunehmend auch andere Tierarten infiziert. Wildtiere wie Füchse, Nerze und Seelöwen wurden ebenso betroffen wie Hauskatzen und Nutztiere. Als das Virus im Frühjahr 2024 erstmals in US-amerikanischen Rinderherden nachgewiesen wurde, schlugen Wissenschaftler Alarm.

 

Einige Experten kritisierten bereits Ende 2023 die unzureichenden Maßnahmen zur Eindämmung der Seuche. Die US-Behörden stehen unter dauerndem Druck, doch insbesondere die Milchindustrie lehnt umfassende Tests ab. Tatsächlich wurden inzwischen Spuren des Virus in kommerziell gehandelter Milch entdeckt, was Fragen zur Lebensmittelsicherheit und zur Wirksamkeit der Seuchenkontrolle aufwirft.

 

Neue Virusvariante entdeckt

Besonders beunruhigend ist die Entdeckung einer neuen Variante des Virus im US-Bundesstaat Nevada. Bislang war der Genotyp B3.13 für die Ausbrüche unter Milchkühen verantwortlich. Nun haben Forscher jedoch die Variante D.1 identifiziert. Dass innerhalb eines Jahres zwei unabhängige Überträge auf Rinder stattgefunden haben, zeigt, wie schnell sich das Virus an neue Wirte anpassen kann.

 

Auch beim Menschen wurde das Virus bereits nachgewiesen. Ein infizierter Arbeiter in Nevada litt unter Augenentzündungen, während bereits im Herbst 2024 in Washington Staat mehrere Betroffene milde Atemwegsinfektionen entwickelten.

 

Gesundheitsrisiken für den Menschen

Laut der US-Gesundheitsbehörde CDC verlaufen die meisten H5N1-Infektionen beim Menschen mild und äußern sich durch Symptome wie Fieber, Halsschmerzen und Husten. Dennoch gab es bereits schwere Verläufe mit neurologischen Störungen und Organkomplikationen. In den USA wurden bislang 68 Infektionen beim Menschen registriert. Ein tragischer Fall ereignete sich in Kanada, wo ein 13-jähriges Mädchen nach einer Infektion mit dem Virus an multiplem Organversagen verstarb.

 

Experten fordern sofortige Schutzmaßnahmen

Virologen warnen vor den Folgen einer unkontrollierten Viruszirkulation in Nutztieren. Barbara Wieland vom Schweizerischen Science Media Center betont: "Die massiven Ausbrüche unter Wildvögeln und Nutzgeflügel erhöhen das Risiko für eine Übertragung auf andere Arten. Es ist dringend erforderlich, die Ausbreitung in Kühen und Geflügelbeständen zu stoppen, um weitere Anpassungen an Säugetiere zu verhindern."

 

Drosten warnt vor Pandemiepotenzial

Besondere Sorge bereitet Wissenschaftlern die Möglichkeit, dass sich das Virus so weit entwickelt, dass es von Mensch zu Mensch übertragbar wird. Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité warnte bereits im Sommer 2024: "Es kann harmlos verlaufen – aber es könnte auch der Anfang einer neuen Pandemie sein, die wir gerade in Echtzeit beobachten."

 

Eine neuseeländische Studie kam zu einem ähnlichen Schluss: Sollte das Virus die Fähigkeit zur Mensch-zu-Mensch-Übertragung entwickeln, könnte die Welt erneut vor einer globalen Gesundheitskrise stehen.

 

Die aktuellen Entwicklungen verdeutlichen, wie dringend eine strenge Seuchenkontrolle erforderlich ist, um eine weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern und das Risiko für den Menschen so gering wie möglich zu halten.


Fehler- und Korrekturhinweise

Wenn Sie einen Fehler entdecken, der Ihrer Meinung nach korrigiert werden sollte, teilen Sie ihn uns bitte mit, indem Sie an intern@mittellaendische.ch schreiben. Wir sind bestrebt, eventuelle Fehler zeitnah zu korrigieren, und Ihre Mitarbeit erleichtert uns diesen Prozess erheblich. Bitte geben Sie in Ihrer E-Mail die folgenden Informationen sachlich an:

  • Ort des Fehlers: Geben Sie uns die genaue URL/Webadresse an, unter der Sie den Fehler gefunden haben.
  • Beschreibung des Fehlers: Teilen Sie uns bitte präzise mit, welche Angaben oder Textpassagen Ihrer Meinung nach korrigiert werden sollten und auf welche Weise. Wir sind offen für Ihre sinnvollen Vorschläge.
  • Belege: Idealerweise fügen Sie Ihrer Nachricht Belege für Ihre Aussagen hinzu, wie beispielsweise Webadressen. Das erleichtert es uns, Ihre Fehler- oder Korrekturhinweise zu überprüfen und die Korrektur möglichst schnell durchzuführen.

Wir prüfen eingegangene Fehler- und Korrekturhinweise so schnell wie möglich. Vielen Dank für Ihr konstruktives Feedback!


 

Unterstützen Sie uns jetzt!

Seit unserer Gründung steht die DMZ für freien Zugang zu Informationen für alle – das ist unser Alleinstellungsmerkmal. Wir möchten, dass jeder Mensch kostenlos faktenbasierte Nachrichten erhält, und zwar wertfrei und ohne störende Unterbrechungen.

Unser Ziel ist es, engagierten und qualitativ hochwertigen Journalismus anzubieten, der für alle frei zugänglich ist, ohne Paywall. Gerade in dieser Zeit der Desinformation und sozialen Medien ist es entscheidend, dass seriöse, faktenbasierte und wissenschaftliche Informationen und Analysen für jedermann verfügbar sind.

Unsere Leserinnen und Leser machen uns besonders. Nur dank Ihnen, unserer Leserschaft, existiert die DMZ. Sie sind unser größter Schatz.

Sie wissen, dass guter Journalismus nicht von selbst entsteht, und dafür sind wir sehr dankbar. Um auch in Zukunft unabhängigen Journalismus anbieten zu können, sind wir auf Ihre Unterstützung angewiesen.

Setzen Sie ein starkes Zeichen für die DMZ und die Zukunft unseres Journalismus. Schon mit einem Beitrag von 5 Euro können Sie einen Unterschied machen und dazu beitragen, dass wir weiterhin frei berichten können.

Jeder Beitrag zählt. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!


Kommentare: 0