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Die Langzeitfolgen von COVID-19: Neue Erkenntnisse zur Symptomatik und psychischen Belastung

DMZ – WISSENSCHAFT ¦ Sarah Koller ¦ 

 

Long COVID entwickelt sich zu einer erheblichen Herausforderung für das globale Gesundheitswesen. Nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 leiden viele Menschen an langanhaltenden Symptomen, die das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen können. Eine neue Studie beleuchtet die Vielschichtigkeit dieser Symptome und deren Auswirkungen auf die Betroffenen.

 

Hintergrund und Prävalenz

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) tritt Long COVID in der Regel innerhalb von drei Monaten nach einer COVID-19-Erkrankung auf und hält mindestens zwei Monate an. Mit weltweit über 670 Millionen Infektionen könnte Long COVID etwa 67 Millionen Menschen betreffen. Besonders häufig betroffen sind Menschen, die wegen COVID-19 ins Krankenhaus mussten.

 

Eine der wichtigsten Erkenntnisse der aktuellen Forschung ist die hohe Prävalenz anhaltender Müdigkeit. Rund 32 % der Betroffenen leiden noch zwölf Wochen oder länger nach ihrer Diagnose unter starker Erschöpfung. Diese Zahl verdeutlicht, wie schwerwiegend und langanhaltend die Auswirkungen einer COVID-19-Infektion sein können.

 

Vielfältige und anhaltende Symptome

Die Symptome von Long COVID sind vielfältig und können stark variieren. Zu den häufigsten Beschwerden zählen Fieber, trockener Husten, Müdigkeit, Halsschmerzen, ein verminderter Geruchssinn, Atemnot, verstopfte Nase, Muskel- oder Gelenkschmerzen, Brustschmerzen, Kopfschmerzen und Übelkeit. Diese Vielzahl an Symptomen stellt Mediziner vor große Herausforderungen, da sie in unterschiedlichen Kombinationen und Schweregraden auftreten können.

 

Psychische Belastungen und wirtschaftliche Folgen

Neben den physischen Beschwerden leiden viele Betroffene auch unter erheblichen psychischen Belastungen. Eine internationale Umfrage zeigte, dass 45,2 % der Long-COVID-Betroffenen ihre Arbeitszeit reduzieren mussten, während 22,3 % ihre Arbeit ganz aufgeben mussten. Diese wirtschaftlichen Folgen verstärken die psychische Belastung zusätzlich.

Der Zusammenhang zwischen langanhaltenden Symptomen und psychischen Belastungen ist auch bei anderen chronischen Erkrankungen wie der Lyme-Borreliose und dem chronischen Erschöpfungssyndrom bekannt. Allerdings fehlen bislang umfassende Erkenntnisse darüber, wie stark Long COVID diese Belastungen beeinflusst.

 

Wiederinfektionen und Symptomschwere

Mit der Zunahme von COVID-19-Wiederinfektionen wächst die Sorge, wie diese erneuten Infektionen die Symptome und deren Schweregrad beeinflussen. Bisherige Studien haben sich wenig mit der Rolle von Wiederinfektionen bei Long COVID beschäftigt. Erste Daten deuten jedoch darauf hin, dass mehrfach Infizierte besonders stark betroffen sein könnten.

 

Symptomcluster und psychische Auswirkungen

Die neue Studie hat durch die Verwendung der Latent Class Analysis (LCA) drei verschiedene Symptomcluster identifiziert. Besonders schwerwiegend sind die Symptome in der dritten Gruppe, die unter extremer Müdigkeit, Konzentrationsproblemen, Kopfschmerzen, Schwindel, Schlafstörungen, Depressionen und Husten leidet. Diese Gruppe zeigt deutlich, wie intensiv und belastend die Symptome von Long COVID sein können.

 

Interessanterweise wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen Long COVID und postakutem COVID festgestellt, was zukünftige Forschungen weiter untersuchen sollten. Ein besseres Verständnis der unterschiedlichen psychologischen Auswirkungen der Erholungsphasen könnte helfen, gezieltere Behandlungsstrategien zu entwickeln.

 

Die aktuelle Forschung verdeutlicht die komplexe Natur von Long COVID und die Notwendigkeit umfassender Langzeitversorgungsstrategien. Besonders Menschen mit mehrfachen Infektionen könnten einem höheren Risiko für schwerwiegendere und vielfältigere post-COVID-Komplikationen ausgesetzt sein.

 

Zukünftige Studien sollten eine breitere und diversere Studienpopulation einbeziehen, um ein genaueres Bild der Auswirkungen von Long COVID zu zeichnen. Zudem könnte der Einsatz von Netzwerkanalysen helfen, die Interaktionen zwischen verschiedenen Symptomen besser zu verstehen und gezielte Interventionen zu entwickeln. Nur durch umfassende Forschung und gezielte Maßnahmen kann den Betroffenen von Long COVID wirksam geholfen werden. 

 

 

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