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Spiele aus der Schweiz erobern das Publikum

DMZ –  TIPPS ¦ Maya West ¦                         

 

Ein kleines Land hinterlässt seine Spuren in der Spieleszene. Mehrjährige Entwicklungsarbeit und Teams, die zum Teil auf Crowdfunding hoffen mussten, um finanziell über die Runden zu kommen, machen sich allmählich für Schweizer Spieleschmieden bezahlt.

Innovation und Kreativität, vor allem aber spannende Inhalte zeichnen die junge Branche in der Eidgenossenschaft aus.

 

Dass die Schweizer gern zocken, ist unbestritten. Rund 65% aller Bewohner beschäftigen sich zumindest gelegentlich mit Videospielen aller Art. So gut wie täglich unterhalten sich rund 15,2% der Leute mit Gaming. Die Fußballsimulation FIFA, die jedes Jahr in der jeweils neuesten Ausgabe als Weltmeisterschaft an den Konsolen ausgetragen wird, steht bei 42,5% der Gamer auf der Spieleliste. Aber auch andere eSports, Strategiespiele, Puzzle, Slots und mehr sind als Freizeitvertreib populär.

 

Games aus der Schweiz finden dabei immer mehr Anhänger auf nationaler und internationaler Ebene. Stray Fawn Studio hat Ende 2022 für „The Wandering Village“ den deutschen Entwicklerpreis für das beste Spiel im deutschsprachigen Raum erhalten. Drei Monate später hatte sich das Game mehr als 200.000-mal verkauft.

 

Das Aufbausimulationsspiel mit Überlebensaspekt, bei dem ein riesiger Dinosaurier mitsamt einem Nomaden-Dorf auf dem Rücken durch die Lande zieht und es dabei mit ökologischen Gefahren zu tun bekommt, hat seit der Veröffentlichung erfolgreiche Erweiterungen erfahren. Für Stray Fawn Studio ist es der finanzielle Durchbruch geworden.

 

Dass das Team innovativ mit anspruchsvollen Themen umgehen kann, ist Fans allerdings schon länger bekannt. Ihr erstes Spiel, „Niche“, erlaubt es den Gamern, basierend auf fundierter Genetik Tiere zu züchten. In Schulen setzen es bevorzugt Biologie-Lehrer ein, doch sogar ohne den Unterrichtsgedanken hat „Niche“ eine Fangemeinde.

 

Action-Adventure-Spiele sind die Spezialität von Sunnyside Games. Die Spieleentwickler aus Lausanne wurden im vergangenen Jahr für „Nocturnal“ mit dem Swiss Game Award (SGA) als „Best Entertainment Game 2023“ belohnt. In dem Spiel schlüpft der Zocker in die Rolle eines Soldaten der Ewigen Flamme, der nach langen Kämpfen auf seine Heimatinsel zurückkehrt. Doch ein gefährlicher dunkler Nebel hat sich über das Eiland gelegt …

 

Die Macher von Sunnyside Games gewannen damit bereits ihren zweiten SGA. 2021 wurden sie für das Action-Adventure „Towaga: Among Shadows“ mit dem Preis für Grafik und Animationen ausgezeichnet.

 

Shooter zählen seit langem zu den beliebtesten Videospiel-Genres. Mit „Retimed“ aus dem Hause Maniax wird die eher düstere Welt der Shooter um eine leichtherzigere Variante ergänzt. In dem Spiel geht es zwar auch darum, Gefahren zu entkommen und Angreifer abzuschießen, aber sobald auf einen Spieler gefeuert wird, entwickelt sich um ihn eine schützende Zeitblase, die ihm das Ausweichen in Zeitlupe erlaubt.

 

Die meisten der längeren Videogames können in diversen Schwierigkeitslevels gezockt werden, die vom Können des Spielers abhängen. „Plunder Planet“ hat einen anderen Weg gefunden. Das in Zusammenarbeit zwischen der Zürcher Hochschule der Künste und Koboldgames entwickelte Spiel, bei dem es um Schatzjagden in einer räumlichen Umgebung mit Monstern und herumfliegenden Felsbrocken geht, benutzt einen Full-Body Motion Controller. Die Bewegungen werden ins Spiel übertragen, und der Pulsschlag des Gamers bestimmt Anpassungen im Schwierigkeitsgrad.

 

Aus dem Hause Blindflug Studios stammt „Airheart“, bei dem die Hauptfigur aus einer Wolkenstadt in die Stratosphäre fliegen will. Piraten erschweren die gefährliche Reise noch weiter.

 

Auch in der analogen Spielewelt machen die Schweizer Kreativen von sich reden. Die Firma Naef hat sich auf Geschicklichkeitsspiele aus Holz spezialisiert. Bei „Sphaera“ muss der Spieler kleine Stahlkugeln durch ein konzentrisches Labyrinth aus fünf Ringen bewegen. Was so einfach klingt, erfordert Geduld, räumliches Verständnis und Fingerspitzengefühl.

Das gilt auch für das Konstruktionsspiel „Tawa“ aus dem Hause Naef. Aus farbigen Bausteinen lassen sich wunderschöne Konstruktionen schaffen.

 

Helvetiq ist ein weiterer innovativer Spieleentwickler aus der Schweiz. Das von Serviettenringen inspirierte hölzerne Geschicklichkeitsspiel „Staka“ kann in 5 Varianten gespielt werden. Bei „Team Up!“ geht es darum, verschieden große und verschieden farbige Pakete so kompakt wie möglich auf einer Palette zu verstauen. Ein paar an Domino erinnernde Regeln sorgen dafür, dass jede Runde anders ausfällt.

 

Das Kartenspiel „Frantic“ von Start-Up Rule Factory ist durch Crowdfunding ermöglicht worden. Das auf den ersten Blick an den Klassiker Uno erinnernde Spiel besteht aus einem Deck von Zahlenkarten in vier Farben sowie Ereigniskarten. Diese sorgen dafür, dass die Zocker sich gegenseitig das Leben so schwer wie möglich machen können. Namen wie „Robin Hood Karte“ und „Identity Theft“ sind dabei deutliche Hinweise, was den Spielern bevorstehen kann.

 

Die meisten Zocker sind neuen Spielen und neuen Plattformen gegenüber sehr aufgeschlossen. Analog, digital, allein oder zu mehreren – Hauptsache, es macht Spaß. Schweizer Spieleentwickler tragen mit zunehmendem Erfolg ihren Teil dazu bei, dass die Gamingbranche innovativ bleibt.

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