Manche Lügen funktionieren ewig, neue muss man oft gar nicht erfinden

DMZ –  POLITIK ¦ Dirk Specht ¦              

KOMMENTAR

 

Zwillinge der erfolgreich platzierten Falschdarstellungen und hartnäckigen Lügengeschichten zur Energieproduktion, den Energiepreisen oder dem Ex/Import finden sich zur Klimaforschung. Es sind immer wieder dieselben Akteure und Strukturen, die das verbreiten und leider wird das in entsprechenden Echokammern sowie von zahlreichen Einzelpersonen beliebig lang wiederholt.

 

Diese Lügen werden offensichtlich sehr professionell produziert und systematisch in Umlauf gebracht. Es ist praktisch unmöglich, das wieder einzufangen, weil viel zu schnell zu viele Menschen nahezu begeistert das Gift inhalieren und gar nicht mehr in Frage stellen.

Das beigefügte Beispiel1 ist mir erst gestern wieder begegnet. Markus Krall, inzwischen nur noch mit Lügen und Falschdaten operierendes Sprachrohr der „Werteunion“ mit gemeinsamen Ambitionen einer Parteigründung unterwegs, hatte das noch im Dezember letzten Jahres verbreitet, wobei er wohl nur Giftvermehrer und nicht Urheber der Lüge ist.

 

Das Chart beruft sich auf den renommierten Forscher R.B. Alley und dessen Analyse aus 2004. Dieser hatte eine Eisbohrung vorgenommen und daraus Annahmen über frühere Temperaturen abgeleitet. Die von Krall hier Ende 2023 erneut genutzte Falschdarstellung ist in US-Lügennetzwerken entstanden und Alley selbst hatte 2010 in der New York Times bereits klargestellt, dass seine Analyse rein messtechnisch nur bis 1990 zurück reichen kann und dass sie selbst über diesen kurzen Zeitraum gar keine Aussage über globale Temperaturverläufe erlaube. Krall nutzt hier also eine Lügengeschichte, die mindestens 15 Jahre alt ist und deren Missbrauch durch den falsch zitierten Urheber schon lange klargestellt wurde.

 

Ein weiterer Lügenbaron ist Fritz Vahrenholt. Dazu gibt es einen sogar bei RTL mal ausgestrahlten Film, der eine Korrelation zwischen der Sonnenaktivität und der Erdtemperatur behauptet. Die Beispiel zwei gezeigte Grafik wird dort genutzt, jedoch nur bis 1980. Hier lässt sich die behauptete Korrelation zeigen, die dadurch übrigens immer noch keine Kausalität wäre. Ist man aber so ehrlich, die Grafik über 1980 hinaus zu zeigen, erkennt man, dass es nicht mal eine Korrelation gibt, was eine Kausalität übrigens sogar widerlegt. Vahrenholt selbst hat trotzdem eine Studie entwickelt, von der er heute noch spricht, die eine solche Kausalität behauptet und entsprechende Prognosen für die weitere Temperaturentwicklung rechnet. Beispiel3 zeigt, dass die kompletter Unfug ist.

 

Obwohl renommierte Quellen sehr sachlich und gut nachprüfbar belegen, dass diese Darstellungen grob falsch sind – ich nenne sie aufgrund des intellektuellen Niveaus der Autoren Lügen – findet deren Verbreitung und Anwendung kein Ende.

 

Ganz offensichtlich funktioniert das deshalb, weil viele Menschen kein Interesse haben, ihre Meinung zu prüfen oder diese gar in Frage zu stellen, sondern nur Meinungsbestätigung erhalten möchten. Daher lohnt jede billige Wiederholung solcher längst widerlegter Lügen, die finden trotzdem einen fruchtbaren Acker.

 

Deshalb muss man mühsam und unermüdlich dasselbe tun, also immer wieder diese Lügen als solche kennzeichnen, selbst, wenn das schon vor Jahrzehnten klargestellt wurde.

 

https://correctiv.org/faktencheck/2022/12/23/nein-diese-grafik-belegt-nicht-dass-es-in-den-letzten-9-500-jahren-fast-immer-waermer-war-als-jetzt/

https://www.spektrum.de/kolumne/das-klima-manifest-der-werteunion/1710322

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