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Long-COVID: Molekulare Mechanismen und Diagnoseansätze

DMZ – FORSCHUNG ¦ Sarah Koller ¦     

 

Die anhaltenden Auswirkungen von COVID-19, als Long-COVID oder PASC (post-akute Sequelae von SARS-CoV-2-Infektion) bekannt, werden zunehmend erforscht. Auch nachdem das Virus aus dem Atemtrakt verschwunden ist, leiden viele Menschen an anhaltenden Symptomen.

 

Die Schlüsselrolle spielt laut Studie dabei die Persistenz des Virus in verschiedenen Organen, selbst nach dessen Klärung aus den Atemwegen. Dies könnte auf verschiedene Mechanismen zurückzuführen sein, wie die Fähigkeit des Virus, Reservoirs in immunprivilegierten Bereichen zu etablieren, oder seine Fähigkeit, der Immunantwort des Wirts zu entkommen.

 

Long-COVID geht oft mit einer Immundysregulation einher, die durch chronische Entzündungen und veränderte Immunantworten gekennzeichnet ist. Zytokinsignalwege, insbesondere die Überproduktion von Interleukin-1, Interleukin-6 und Tumor-Nekrose-Faktor-alpha, spielen eine entscheidende Rolle in der Pathogenese. Interferone, insbesondere Typ-I- und Typ-II-Interferone, sowie der NF-κB-Signalweg sind stark in die Pathophysiologie von Long-COVID involviert.

 

Eine weitere wichtige Erkenntnis betrifft die Endotheldysfunktion als molekularen Mechanismus von Long-COVID. Das Virus kann direkt Endothelzellen infizieren, was zu einer Schädigung und Dysfunktion führt. Dies wiederum kann zu Mikrothrombusbildung, erhöhter vaskulärer Permeabilität und beeinträchtigtem Blutfluss führen, was verschiedene Symptome einschließlich neurologischer Probleme erklären könnte.

 

Neurologische Symptome, wie kognitive Beeinträchtigungen, Kopfschmerzen und Anosmie, sind ebenfalls häufig bei Long-COVID. Der direkte Eintritt des Virus in das zentrale Nervensystem durch den Riechnerv oder durch die Blut-Hirn-Schranke wird diskutiert. Autoimmunreaktionen könnten ebenfalls eine Rolle spielen, da Autoantikörper gegen verschiedene Zellbestandteile gefunden wurden.

 

Die genetische Dimension von Long-COVID zeigt, dass bestimmte Genvarianten, insbesondere HLA-Subtypen, eine Rolle bei der Variation der Reaktion auf die Infektion spielen können. Die Veränderungen in der Genexpression sind weitreichend und betreffen verschiedene Wege, darunter solche, die mit Immunantwort, Entzündung und Gewebereparatur verbunden sind.

 

Insgesamt bleibt Long-COVID ein komplexes und wenig verstandenes Krankheitsbild. Die vorliegende Übersicht betont die Bedeutung einer multidisziplinären Forschung, um die involvierten Mechanismen zu verstehen und gezielte Therapieansätze zu entwickeln. Die molekularen Prozesse von Long-COVID sind vielschichtig und erfordern weiterhin vertiefte Untersuchungen.

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