DMZ – POLITIK ¦ Dirk Specht ¦
KOMMENTAR
Als Habeck das mit dem Satz „wir haben ein Gasproblem“ versuchte, wurde er ausgelacht – bis heute. Dabei war dieser Satz, nein, ich bin deshalb immer noch kein Grüner, vor allem eines: Richtig! Bis heute!
Der Gaspreis ist sowohl in seiner Höhe, in seiner Schwankungsbreite und in seinem globalen Wettbewerbsvergleich DAS Problem in Europa. Während der Preis im Vorkrisenvergleich in Europa zwischen +200% und +300% sehr stark schwankt, liegt er in den USA inzwischen sogar um ca. 25% unter dem früheren Niveau (Chart1).
Aufgrund des Markt-Designs (Merit-Order) dominiert dieser Gaspreis vollkommen unnötig den Strompreis. Das setzte bereits Mitte 2021 ein, also lange vor dem Ukraine-Krieg, der in zu vielen Medien und diesen blind folgenden gerne als Vergleich für das Vorkrisenniveau herangezogen wird (Chart2).
Ursache für die Gaspreiseskalation an den europäischen Gasmärkten waren gezielt von Gazprom gestreute Nachrichten über leere Gasspeicher sowie technische Probleme bei einigen Pipelines, die zu Lieferausfällen führen könnten. Die Gasversorgung Europas, im Zentrum die des größten Abnehmers Deutschland, war und ist eine Waffe. Sie wurde genutzt und trifft bis heute.
Die Energiekrise ist komplex, aber wer sie mit einem Satz verstehen will, findet diesen bei Habeck. Wer wenigstens das versteht, denkt vielleicht anders über Wärmepumpen, E-Autos oder irgendwelche Vorschläge, diesen strategischen Kardinalfehler mit Wasserstoff, E-Fuels oder was auch immer zu wiederholen.
Aber da wird es dann wieder komplexer und auch die Grünen sind mit ihrer Strompreispolitik leider nicht klug unterwegs. Norwegen macht es vor, ein günstiger Strompreis ist die simpelste Lösung für eine Energiewende. Ausgerechnet ein Land, das (noch) von fossilen Rohstoffen lebt, schafft es besonders schnell, davon abzukommen.
Auch darüber darf nachgedacht werden.
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