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CH: Spaltung der Gesellschaft

DMZ –  POLITIK / Viktor Nowak ¦                                            

KOMMENTAR

 

Steigende Armut in der Schweiz, massiv steigende Krankenkassenprämien, starke Teuerung, steigende Mieten, viele Menschen wissen nicht mehr, wie sie ihre Rechnungen bezahlen können, immer mehr psychisch Kranke.

 

Gemäß Caritas Armutsbericht befinden sich in der Schweiz 745‘000 Menschen in Armut, 1,244 Millionen sind armutsgefährdet und 157‘000 sind Working Poors. Mich erstaunt, dass trotz dieser Missstände eine Bewegung namens „Wokeness“ für Furore sorgt. Die Befürworter*innen lösen mit ihren umstrittenen Ansichten, auch mit ihrem Anspruch auf die von ihr definierte Form von Political Correctness, hitzige Debatten, eine Spaltung der Gesellschaft aus.

 

Ich stelle bei Diskussionen zu diesem Thema oft fest, dass viele nicht wissen was Wokeness wirklich bedeutet. Wokeness beschreibt ein gesteigertes Bewusstsein für soziale Missstände, Gewalt, Umweltzerstörung, insbesondere für rassistische, sexistische, antisemitische, soziale Diskriminierung. Ich denke, dass grundsätzlich nichts dagegen einzuwenden ist. Dennoch sehen die Gegner*innen in dieser Bewegung übertriebene Moralapostel, die der Gesellschaft den Mund verbieten, sie gängeln, sie unterdrücken will. René Pfister schlussfolgert in seinem Buch „Ein falsches Wort“, dass eine neue linke Ideologie aus Amerika unsere Meinungsfreiheit bedroht. Als einer der Triebfedern werden politisch links stehende Eliten in Kalifornien ausgemacht. Bereits in den 1960er-Jahren setzten sich vor allem diese Kreise für einen gesellschaftlichen Wandel ein. LGBTIQ (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Non Binäre, Transgender, Intersexuelle und Queere) nahmen bereits damals eine bedeutsame Rolle ein. Der US-Schauspieler und Künstler D'Arcy Drollinger ist jüngst zum ersten Drag-Botschafter der Stadt San Francisco ernannt worden. In der Wokeness nehmen die Rechte und Bedürfnisse von LGBTIQ Angehörenden einen dominanten Platz ein. LGBTIQ Angehörige stossen allerdings in Teilen der Bevölkerung auf Ablehnung. Als eine Ursache mache ich das forsche Tempo, dass LGBTIQ Personen in der Schweiz eingeschlagen haben, dafür verantwortlich, was ich der Wokeness allgemein unterstelle. Im Gegensatz zur tendenziell als progressiv und fortschrittlich geltenden Bevölkerung Kaliforniens sind die Menschen in der Schweiz gegenüber Neuem eher kritisch eingestellt, braucht es oft seine Zeit, bis Veränderungen akzeptiert werden. Immerhin besser als in den USA, wo die Wokeness, besonders LGBTIQ, auch gewalttätigt, bekämpft werden. Siehe Miami und einige Südstaaten, um nur zwei unrühmliche Beispiele zu kritisieren, von totalitär geführten Staaten in Europa ganz zu schweigen.

 

In der Schweiz wird der Anteil von Menschen aus dem Bereich LGBTIQ auf 13,4% geschätzt. 6% der Befragten in der Schweiz bezeichneten sich in der Studie des Umfrageinstituts Ipsos als transgender, non-binär, gender-fluid oder anders als männlich oder weiblich. Einige vertreten die Ansicht, dass Männer und Frauen, nur ein Geschlecht sind. Biologisch gesehen ist das nicht möglich, was die unterschiedlichen Genitalien beweisen. Das Bundesgericht hat am 8.5.2023 entschieden, dass es ausschließlich Männer und Frauen gibt. Es steht jeder und jedem frei, sein Geschlecht zu ändern. Mir ist bewusst, dass Änderungswillige einen harten, langen und unangenehmen Leidensweg auf sich nehmen müssen. Besonders der Kampf um Akzeptanz ist in vielen Fällen hart. Letztendlich sind sie auch nach einer Umwandlung Männer oder Frauen. Gemäß Pink Cross, der schweizerischen Dachorganisation von LGBTIQ, hat die Gewalt gegen diese Personen massiv zugenommen. Ich verurteile diese unmenschliche Tragödie auf das Schärfste.

 

Ich denke jedoch, dass viele diesen Minderheiten Angehörenden mit einer manchmal provokanten, dann und wann aufdringlich wirkenden Außendarstellung bei den Gegnern eine Ablehnung bewirken, die leider zu Aggressionen führen kann. Ich vertrete die Ansicht, dass eine Ablehnung von LGBTIQ gestattet ist, sofern sich die Gegner anständig und respektvoll gegenüber diesen Minderheiten verhalten, keine psychische oder physische Gewalt gegen sie ausüben und keine Gesetzte brechen. Ich er-warte jedoch von LGBTIQ Personen, dass sie Menschen, die nicht ihre Ansichten teilen, respektieren. So finde ich es nicht statthaft, die Gegner als konservative Retros, als Hinterwäldler zu bezeichnen. Respekt und das Einhalten der Gesetze sind für alle verpflichtend. Toleranz ist keine Einbahnstraße.

 

Das Gesetz steht zudem über der Moral und die Meinungsfreiheit ist ein Eckpfeiler unserer Demokratie. Gegen die Wokeness, gegen LGBTIQ, gerichteter, hasserfüllter Populismus muss auch in diesem die Gemüter erregenden Fall gestoppt werden, besonders dann, wenn dieses Thema von politisch Rechtsstehenden für den Wahlkampf missbraucht wird. Die Verfechter*innen der Wokeness und LGBTIQ sollten bedenken, dass sie mit ihrem von den Gegnern als zwanghaft und aggressiv empfundenen Forderungen ungewollt zu Wahlhelfern dieser meines Erachtens demokratiefeindlichen Rechten werden können, was sicherlich nicht ihre Absicht ist. Ich mache auch die Medien für die Stärkung der Gegnerschaft mitverantwortlich.

 

Ich denke, dass einige von ihnen die diese Minderheiten betreffenden Themen zu oft in den Fokus rücken, wie zum Beispiel die Nachrichtensendungen von SRF, wie die „News“ um 19.30 Uhr oder „10 vor 10“. Diese Thematik wurde bereits in anderen Sendungen mehr-mals auf eindrückliche Weise sehr gut behandelt wurden. Siehe Rundschau. Ich vermute, dass die Medien mit ihrem oft missionarischen Eifer nicht begreifen, dass sie mit ihrem Verhalten den Widerstand gegen die Wokeness, vor allem gegen LGBTIQ, befeuern. Ich schlage einen fairen, von Toleranz und gegenseitigem Respekt getragenen Dialog vor. Pink Cross könnte den Anfang machen. Unsere Gesellschaft darf nicht noch weiter gespalten werden. Ein Verschwinden des sozialen Zusammenhalts wäre in jeder Hinsicht verheerend und würde vor allem demokratiefeindlichen Kreisen zum Vorteil gereichen.

 

Literatur Tipps:

  • Die Wokeness-Illusion: Wenn Political Correctness die Freiheit gefährdet. (Alexander Marguier, Ben Krischke)
  • WOKE – Wie eine moralisierende Minderheit unsere Demokratie bedroht. (Zana Ramadani und Peter Köpf)
  • Ein falsches Wort: Wie eine neue linke Ideologie aus Amerika unsere Meinungsfrei-heit bedroht (Rene Pfister)

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