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Nationalrat bestätigt erneut die Energiestrategie 2050 - Atom-Vorstöße ohne Chance

DMZ – POLITIK / ENERGIE ¦ David Aebischer ¦             Nils Epprecht, Geschäftsleiter SES (Foto: SES)

 

Kürzlich äußerte Imark Christian (SVP) seine Ansichten zur Zukunft der Kernkraftwerke in der Schweiz während einer parlamentarischen Debatte. Während einige seiner Positionen von einigen geteilt werden mögen, wirken sie in vielerlei Hinsicht veraltet und berücksichtigen nicht die neuesten Erkenntnisse und Entwicklungen in der Energiepolitik.

 

Imark betonte, dass die bestehenden Kernkraftwerke so lange wie möglich betrieben werden sollten. Diese Haltung vernachlässigt jedoch die Tatsache, dass Kernkraftwerke nicht nur teuer in der Instandhaltung und im Betrieb sind, sondern auch erhebliche Sicherheitsrisiken bergen. Die Welt hat sich seit der Zeit, als diese Kernkraftwerke gebaut wurden, stark verändert, und die Notwendigkeit einer nachhaltigen, erneuerbaren Energiequelle ist heute dringender denn je.

 

Ein weiterer veralteter Standpunkt von Imark ist seine Betonung der Kosten und Preise für Strom. Ja, die Strompreise sind wichtig, aber es ist ebenso entscheidend, die langfristigen Kosten und Risiken von Kernkraftwerken zu berücksichtigen. Die Entsorgung von radioaktivem Abfall und die Bewältigung nuklearer Unfälle können enorme finanzielle und ökologische Belastungen verursachen.

 

Die Schweiz hat bereits Schritte unternommen, um erneuerbare Energien zu fördern und sich von der Kernkraft zu lösen. Die Energiestrategie 2050 des Landes zielt darauf ab, den Anteil erneuerbarer Energien zu erhöhen und die Energieeffizienz zu steigern. Die Forderungen von Imark stehen im Widerspruch zu diesen Bemühungen und könnten die langfristigen Ziele der Schweiz in Bezug auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit gefährden.

 

Es ist wichtig zu betonen, dass die internationale Gemeinschaft zunehmend erkennt, dass Kernenergie nicht die Antwort auf die drängenden Energiefragen des 21. Jahrhunderts ist. Immer mehr Länder setzen auf erneuerbare Energien und suchen nach sicheren, nachhaltigen und umweltfreundlichen Alternativen zur Kernkraft.

 

Insgesamt zeigen die Ansichten von Imark Christian in Bezug auf Kernkraftwerke eine gewisse Abneigung gegenüber dem Fortschritt und der Notwendigkeit, mit den Entwicklungen in der Energiepolitik Schritt zu halten. Die Zukunft der Energieerzeugung liegt zweifellos in erneuerbaren Energien und einer nachhaltigen, umweltfreundlichen Energiepolitik, die den Bedürfnissen der heutigen Gesellschaft gerecht wird.

 

Die Schweizerische Energie-Stiftung SES hat die klaren Entscheidungen des Nationalrats begrüßt, die den Weg in eine vollständig erneuerbare Energieversorgung ebnen. Die Ablehnung von staatlich finanzierten AKW-Plänen und die Bestätigung des mittelfristigen Atomausstiegs durch die Parlamentarierinnen und Parlamentarier von verschiedenen Parteien unterstreichen die Fortschritte in der Energiepolitik und die Notwendigkeit, auf erneuerbare Energien zu setzen.

 

Nadine Masshardt, Präsidentin der Schweizerischen Energie-Stiftung SES, betonte die Dringlichkeit eines schnellen Übergangs zu erneuerbaren Energien, um den aktuellen Herausforderungen gerecht zu werden. Sie wies darauf hin, dass neue Atomkraftwerke zu teuer und zu spät kämen und von der eigentlichen Aufgabe, die Energieversorgung auf erneuerbare Energien umzustellen, ablenkten.

 

Exklusives Interview zur Energiezukunft

Mit den klaren Entscheidungen des Nationalrats zur Energiestrategie 2050 und der klaren Absage an Atomenergie ist die Debatte über die Zukunft der schweizerischen Energieversorgung in vollem Gange. Im Rahmen unserer Berichterstattung haben wir die aktuellen Entwicklungen und Standpunkte beleuchtet. Doch nun möchten wir tiefer eintauchen und Ihnen exklusive Einblicke bieten.

 

In unserem exklusiven Interview haben wir Vertreterinnen der Schweizerischen Energie-Stiftung SES befragt. Lesen Sie weiter, um aus erster Hand zu erfahren, wie diese Entscheidungen unsere Energiezukunft gestalten könnten und welche Perspektiven unsere Experten bieten.

Nils Epprecht, Geschäftsleiter SES (Foto: SES)
Nils Epprecht, Geschäftsleiter SES (Foto: SES)

Exklusives Interview zur Energiezukunft mit Nils Epprecht, Geschäftsleiter SES

 

Twitter @nepprecht

 

Wie wird die Energiestrategie 2050 voraussichtlich die Schweizer Energieversorgung beeinflussen, und welche Auswirkungen wird dies auf die Umwelt und die Wirtschaft haben?

 

Für die SES ist klar und dafür setzen wir uns tagtäglich ein: Bis spätestens 2050 ist die Schweiz klimaneutral. Alle AKW sind stillgelegt, fossile Brennstoffe schon lange vollständig ersetzt und die Schweiz floriert energieunabhängig von Oligarchen, Diktatoren und Kriegsverbrechern. Die Energiewende ist eine große Chance, um die Energieversorgung zu dezentralisieren und auch zu demokratisieren. Das schafft nach unserer Überzeugung die beste Grundlage für einen respektvollen Umgang mit der Natur, wie auch für eine zukunftsfähige Wirtschaft. Was die Öl-, Gas- und Uranabhängigkeit für die Energiepreise und damit für Wirtschaft und Gesellschaft bedeutet, erleben wir zurzeit eindrücklich – und diese Energien sind beschränkt, die Preisspirale dreht nach oben.

 

Welche weiteren Schritte sind erforderlich, um den Übergang zu erneuerbaren Energien in der Schweiz erfolgreich umzusetzen, und wie kann die Bevölkerung in diesem Prozess unterstützt werden?

 

Mit dem Mantelerlass, der das Parlament diese Woche verabschiedet, sind die Weichen für eine Versorgungssicherheit mit erneuerbaren Energien gestellt. Das Bundesgesetz über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien sorgt dafür, dass bis 2035 rund 35 TWh erneuerbarer Strom produziert wird. Damit würde die Schweizer Energieversorgung weitestgehend CO2-frei und die vier AKW könnten vom Netz gehen. Noch kaum gefördert werden energieeffiziente Maßnahmen, um den Stromverbrauch zu reduzieren. Hier hat die Bevölkerung und jede einzelne Person einen sehr großen Einfluss, wenn entsprechende Anreize für energiebewusstes Verhalten geschaffen und belohnt würden, wie beispielsweise durch progressive Stromtarife.

 

Gibt es Pläne oder Initiativen zur Förderung von erneuerbaren Energien und Energieeffizienz, die in Zukunft im Parlament diskutiert werden?

 

Nächstens ins Parlament kommt eine Vorlage, die den Ausbau der Erneuerbaren noch beschleunigen möchte. Um dem Klimawandel zu begegnen kommt es nicht nur drauf an, dass zugebaut wird, sondern vor allem, dass es schneller geht als bisher. Weiter angekündigt ist eine Vorlage im Bereich der Gasversorgung, wo fossiles Gas schrittweise durch erneuerbaren Strom oder synthetisches Gas ersetzt werden muss.

 

Wie bewerten Experten die aktuelle Energiepolitik der Schweiz im Hinblick auf die Erreichung der Klimaziele und die Gewährleistung einer nachhaltigen Energieversorgung?

 

Die Schweiz hat beim Ausbau der Erneuerbaren bislang geschlafen und bei der Klimapolitik mehrere Anläufe gebraucht, bis wir uns auf konkrete Maßnahmen einigen konnten. Wir sind deshalb noch nicht auf Zielkurs. Wird das Bundesgesetz über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien bestätigt, existieren sowohl in der Klima- wie auch der Energiepolitik endlich Ziele, die im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen stehen. Im Bereich der CO2-Reduktion reichen die aktuellen Maßnahmen aber noch nicht aus, damit diese Ziele erreicht werden können.

 

Welche Rolle spielt die Schweizerische Energie-Stiftung SES bei der Förderung einer nachhaltigen Energiepolitik und der Umsetzung der Energiestrategie 2050?

 

Die SES als parteipolitisch unabhängige Fachorganisation versucht über den Dialog mit der Bundesverwaltung, der Energiewirtschaft und Politikerinnen und Politiker den gesetzgeberischen Prozess im Sinne einer 100% erneuerbaren Energieversorgung voranzubringen. Als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik vermitteln wir wissenschaftliche Erkenntnisse, erarbeiten oder finanzieren eigene Studien und präsentieren diese gegenüber den Medien und der Öffentlichkeit.

 

Gibt es konkrete Maßnahmen oder Programme, die die Schweiz ergreift, um den Ausbau erneuerbarer Energien zu beschleunigen und den Energieverbrauch zu reduzieren?

 

Mit dem Ja zur Energiestrategie 2050, mit dem Ja zum Klimaschutz-Gesetz und mit dem neuen Energiegesetz, das eben verabschiedet wurde, hat die Schweiz die Weichen gestellt und der Ausbau der Erneuerbaren nimmt endlich Fahrt auf. Wichtig ist uns, dass die Schweizer Bevölkerung die Energiewende an der Urne mit deutlichen Mehrheiten beschlossen hat – notabene als einziges Land der Welt. Diese Unterstützung der Zivilgesellschaft ist entscheidend, um die Klimaziele zu erreichen und das Bewusstsein für einen sorgfältigen Energieverbrauch zu schärfen. Denn die günstigste und umweltfreundlichste Kilowattstunde wird gar nicht erst produziert. Und da hat die Schweiz ohne Verlust an Lebensqualität noch viel Sparpotential.

 

Vision einer klimaneutralen Schweiz bis 2050 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Schweizerische Energie-Stiftung (SES) entschlossen daran arbeitet, die Vision einer klimaneutralen Schweiz bis 2050 zu verwirklichen. Ihr Ziel ist es, die Abhängigkeit von Atomkraft und fossilen Brennstoffen zu überwinden und auf erneuerbare Energien umzusteigen. Dieser Übergang bietet nicht nur Umweltvorteile, sondern auch wirtschaftliche Chancen und eine demokratische Energieversorgung.

 

Die SES betont die Bedeutung von Maßnahmen zur Energieeffizienz und erneuerbaren Energien, um die Ziele der Energiestrategie 2050 zu erreichen. Die Unterstützung der Bevölkerung ist dabei von großer Bedeutung.

 

Die aktuellen Gesetzgebungsmaßnahmen und Initiativen werden als Schritte in die richtige Richtung angesehen, um die Schweiz auf den Weg zur nachhaltigen Energieversorgung zu bringen. Die SES spielt dabei eine aktive Rolle als Vermittlerin zwischen Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit.

Insgesamt zeigt das Interview, dass die Schweiz auf dem Weg zu einer nachhaltigen Energiepolitik ist, aber weitere Anstrengungen erforderlich sind, um die gesteckten Klimaziele zu erreichen. Die SES bleibt engagiert und wird weiterhin für eine 100% erneuerbare Energiezukunft kämpfen.

 

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Live-Stream des Podiums (exklusiv für unsere Leserinnen und Leser:  

https://www.youtube.com/watch?v=SsrHnCmBuVU

Einen Monat vor den eidgenössischen Wahlen lädt Sie die SES zu einem interaktiven Politpodium ein. Führende Energiepolitikerinnen und Politiker der großen Parteien diskutieren die Herausforderungen der Energiewende und mehrheitsfähige Lösungen für die Schweiz.

 

Stream beginnt um 18.45, das Podium um 19.00
Die Übertragung wird aufgezeichnet und bleibt online verfügbar.

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