· 

CSS Gesundheitsstudie 2023: Mangelnde Berücksichtigung von COVID und Long COVID

DMZ –  GESELLSCHAFT ¦ Anton Aeberhard ¦          

 

Die Gesundheit der Schweizer Bevölkerung hat sich seit Beginn der Pandemie spürbar verschlechtert. Besonders bei den über 65-Jährigen zeigt sich ein drastischer Abwärtstrend: Fast die Hälfte von ihnen fühlt sich nicht mehr gesund, sondern krank. Bei vielen jungen Erwachsenen steht es um ihre mentale Gesundheit schlecht, und sie kämpfen damit, professionelle Unterstützung zu finden. Die Doppelbelastung durch Arbeit und Care-Arbeit hat bei Frauen zwischen 41 und 50 Jahren ihren Tribut gefordert, da sie psychisch am stärksten belastet sind.

 

Seit 2020 untersucht die CSS Gesundheitsstudie den Gesundheitszustand der Schweizer Bevölkerung. Dabei werden rund 2.432 Personen aus der Deutschschweiz, der französischen Schweiz und der italienischen Schweiz befragt. Die Studienteilnehmer werden in drei Altersgruppen unterteilt: junge Erwachsene (18 bis 35 Jahre alt), Erwachsene (36 bis 65 Jahre alt) und Senioren und Seniorinnen (über 65 Jahre alt).

 

Besonders besorgniserregend ist der Anstieg derjenigen Senioren und Seniorinnen, die sich gesundheitlich angeschlagen fühlen. Im März 2020 gaben 22 Prozent an, sich nicht ganz gesund zu fühlen. Bis 2023 ist dieser Anteil auf 34 Prozent gestiegen. Auffällig ist dabei vor allem die Zunahme bei den Senioren und Seniorinnen: Im Jahr 2020 waren es 30 Prozent, nun sind es bereits 46 Prozent. Während vor und während der Pandemie die Zahl der Krankheitstage bei Senioren und Seniorinnen mit 2,6 Tagen pro Jahr deutlich unter dem Durchschnitt von 3,8 Tagen lag, stieg sie im Jahr der verschärften Corona-Maßnahmen (2021) auf 2,2 Tage und erreichte 2023 mit 4,5 Tagen mehr als das Doppelte.

 

Mehr als zwei Drittel der Befragten, die sich krank fühlen, gaben an, dass sie oft unter Müdigkeit und Erschöpfung (68%) leiden. Es ist nicht auszuschließen, dass diese Erschöpfung auch auf COVID-19-Erkrankungen zurückzuführen ist. Ebenso werden Schmerzen (48%), Infektionskrankheiten (41%) und Stress (40%) häufig genannt. Die angeschlagene Gesundheit wirkt sich auch auf den Alltag aus: Betroffene leiden unter Schlafproblemen, Bewegungsmangel, reduziertem Sozialleben und angespannten Beziehungen.

 

Knapp die Hälfte der Bevölkerung benötigte im vergangenen Jahr Medikamente. Für 37 Prozent von ihnen gab es Schwierigkeiten bei der Medikamentenversorgung. Die meisten konnten gleichwertige Alternativen finden. Bei 7 Prozent der Personen mit Medikamentenbedarf wirkten sich die Lieferschwierigkeiten jedoch negativ auf ihre Behandlung aus.

 

Die mentale Gesundheit stellt eine grosse Herausforderung für die Schweiz dar: Während es 2021 noch knapp drei Viertel der Bevölkerung immer oder meistens gut ging, sind es 2023 nur noch gut zwei Drittel. Trotzdem geht es den jungen Erwachsenen immer noch schlechter als der übrigen Bevölkerung. Allerdings zeigt sich eine leichte Aufhellung der Stimmung: Der Anteil der jungen Erwachsenen, denen es psychisch gut geht, ist von 57 auf 60 Prozent gestiegen.

 

Die Studie betont, dass viele Menschen Schwierigkeiten haben, professionelle Hilfe zu finden. Dies ist besonders besorgniserregend in Bezug auf Long COVID, da viele Betroffene Schwierigkeiten haben, geeignete Therapeuten zu finden, um ihre anhaltenden gesundheitlichen Probleme zu behandeln. Die Studie sollte auf diese speziellen Bedenken eingehen und Lösungen für den Zugang zur Gesundheitsversorgung bei Long COVID aufzeigen.

 

Die CSS Gesundheitsstudie 2023 liefert wichtige Erkenntnisse, sollte jedoch dringend die Auswirkungen von COVID-19 und Long COVID auf die Gesundheit und den Zugang zur Gesundheitsversorgung besser berücksichtigen. Nur so können umfassende Lösungen für die Gesundheitsprobleme der Schweizer Bevölkerung entwickelt werden.

 

Datenerhebung und Methode

Die Daten wurden zwischen dem 6. und 29. Juni 2023 erhoben. Die Grundgesamtheit der Befragung bildet die sprachlich integrierte Wohnbevölkerung der Deutschschweiz und der französisch- und italienischsprachigen Schweiz. Die Befragung erfolgte online über das Online-Panel von Sotomo. Nach Bereinigung und Kontrolle der Daten konnten die Angaben von 2432 Personen für die Auswertung verwendet werden.

 

Da sich die Teilnehmenden der Umfrage selbst rekrutieren (optin), ist die Zusammensetzung der Stichprobe nicht repräsentativ für die Grundgesamtheit. Den Verzerrungen in der Stichprobe wird mittels statistischer Gewichtungsverfahren entgegengewirkt. Zu den Gewichtungskriterien gehören Geschlecht, Alter und Bildung, politische Orientierung und Eigentümerquoten. Die Randverteilungen dieser Merkmale wurden für die Sprachregionen der Schweiz jeweils separat berücksichtigt. Dieses Vorgehen gewährleistet eine hohe soziodemografische Repräsentativität der Stichprobe. Für die vorliegende Gesamtstichprobe beträgt das 95-Prozent-Konfidenzintervall (für 50 Prozent Anteil) +/-2 Prozentpunkte.  

Ausflugstipps

In unregelmässigen Abständen präsentieren die Macherinnen und Macher der DMZ ihre ganz persönlichen Auflugsstipps. 

Unterstützung

Damit wir unabhängig bleiben, Partei für Vergessene ergreifen und für soziale Gerechtigkeit kämpfen können, brauchen wir Sie.

Rezepte

Wir präsentieren wichtige Tipps und tolle Rezepte. Lassen Sie sich von unseren leckeren Rezepten zum Nachkochen inspirieren.

Persönlich - Interviews

"Persönlich - die anderen Fragen" so heisst die Rubrik mit den spannendsten Interviews mit Künstlerinnen und Künstlern.

Kommentare: 0