DMZ – GESUNDHEIT / WISSEN ¦ Sarah Koller ¦
Die renommierte Immunologin Akiko Iwasaki, eine führende Expertin für Long Covid, spricht in einem Interview mit derstandard.de über die vielen unbeantworteten Fragen im Zusammenhang mit Long Covid und ME/CFS.
Sie erklärt, dass Long Covid immer noch in der medizinischen Gemeinschaft weitgehend ignoriert wird, trotz der Schätzungen von weltweit 65 Millionen Betroffenen. Sie betont, dass es keine einheitliche Definition für Long Covid gibt und dass etwa zehn Prozent der mit Sars-CoV-2 infizierten Personen Long Covid entwickeln.
Iwasaki erklärt, dass die Vielfalt der Symptome und die Ähnlichkeiten mit anderen Erkrankungen wie ME/CFS die Diagnose und Behandlung von Long Covid erschweren. Sie hebt hervor, dass viele Ärzte die Krankheit nicht kennen und es noch keine genaue Ursache dafür gibt. Frauen sind häufiger von ME/CFS betroffen, was zu einem Geschlechter-Bias bei der Wahrnehmung und Definition dieser Krankheiten führt.
Die Immunologin bezeichnet Long Covid als eine "Pandemie nach der Pandemie" und warnt davor, dass das Virus noch immer zirkuliert und Infektionswellen im Herbst und Winter möglich sind. Sie betont, dass die Pandemie nicht vorbei ist, obwohl einige Länder sie für beendet erklärt haben. Sie schlägt vor, dass die Gesellschaft das Risiko einer Infektion und von Long Covid abwägen muss und weiterhin Schutzmaßnahmen wie das Tragen von Masken in überfüllten Räumen und die Verbesserung der Belüftung beibehalten sollte.
Iwasaki betont auch die Bedeutung der Impfung und Forschung, um Infektionen zu verhindern und mögliche langfristige Folgen von Covid-19 besser zu verstehen. Sie hofft auf die Entwicklung eines nasalen Impfstoffs, der nicht nur die Erkrankung, sondern auch die Infektion und Weitergabe des Virus verhindern kann, um die Menschen sicherer zu machen.
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