Die Dualität des Egos: Zwischen Altruismus und menschlicher Natur

DMZ –  BLICKWINKEL ¦ AA ¦                                   

Die Jugend verkörpert das alte Ego, das jeden Aufwand rechtfertigt. Die Begriffe "Ich" und "Ego" stehen als klare Antonyme zueinander. Wer ein langes Leben erlebt hat, wurde Zeuge von allem und natürlich auch von dessen Gegenteil. Entspricht es der Definition, wenn man aus rückblickender Perspektive seine Lebensgeschichte oder Teile davon beschreibt – ist das eine Autobiographie? Oder sind diese Beschreibungen lediglich Echos des eigenen Egos?

Das Besondere beider Formen liegt in der Verbindung von Autor, Erzähler und Protagonist. Ebenso unklar ist, ob mit zunehmendem Alter produziertes Ego das Alter Ego jünger erscheinen lässt. Letztendlich scheint das Ego lediglich das "Enfant terrible" des Ganzen zu sein. Dennoch, oder vielleicht gerade deshalb, ist nichts so zerbrechlich wie das menschliche Ego. Wie grausam ist doch die Tatsache: Von allem, was existiert, lässt sich das Gegenteil denken und glauben. Es ist beachtlich konsequent, wie inkonsequent der Mensch ist, ohne dass dies sich selbst widerlegt. Hier kommen die Ideale ins Spiel. Vielleicht erfreut sich die Psychoanalyse in unserer Gesellschaft deshalb so großer Beliebtheit – sie dient als Reiseleitung für Ego-Trips. Wie drückte es ein weiser Mensch einst aus? "Das Ego nimmt. Die Seele gibt."

Auch das oft gesuchte Gleichgewicht im menschlichen Handeln kann nur durch Gegensätze erreicht werden. Dies ist vielleicht auch der Grund für das egozentrische Aufblasen von Luftballons, die Lieblingsbeschäftigung des Egos. Und wenn alles Existierende nur durch das Vorhandensein seines Gegenteils existiert, dann ist der Ego-Shooter womöglich der Höhepunkt der westlichen Metaphysik. Doch trotz allem Trost und Zuspruch bleibt das am meisten geliebte Individuum das Ego.

Das Ego ist eine perfekte Firewall gegen Inspiration, Einsicht, Erkenntnis und Erleuchtung. Neid und Missgunst sind die egozentrischen Züge von jenen, die ihre Mitte verloren haben, und das Prinzip, auf dem viele beharren, ist ein altes Ego.

Es gibt Dinge, die so falsch sind, dass nicht einmal das absolute Gegenteil richtig ist. Nur das "Eiserne Ego" ist älter als das "Goldene Kalb". Manche Menschen entwickeln im Laufe ihres Lebens ein starkes Ego, das sie dann "Alter Ego" nennen. "Ich bin der, der ich bin."

Um ihr Ego zu stärken, erniedrigen sich manche förmlich. Wenn man das Gegenteil von dem tut, was die Masse tut, liegt man oft richtig, kann aber ebenso oft danebenliegen. Die Motivation, mehr über Egoismus und sein Gegenteil, Altruismus, zu erfahren und die Gründe für egoistisches oder altruistisches Verhalten zu ergründen, sollte nicht das Ego sein. Um solche Handlungen zu verstehen, bedarf es anderer Werkzeuge als des bloßen Egos.

Was bringt schon die ganze Freiheit, wenn man in der Zwangsjacke des Egos gefangen ist? Das größte Ego ist kleiner als das kleinste Wir, und das sollte nie außer Acht gelassen werden.

Betrachtet man die allgemeine Einstellung zu Altruismus und Egoismus, wird deutlich, dass Altruismus von der Gesellschaft positiv bewertet wird, während Egoismus mit negativen Aspekten assoziiert wird. Das Ego verlangt nach Anerkennung für seine Auftritte und hier liegt die Wurzel für viele negative Begegnungen.

Diejenigen, die unter einem Ego-Komplex leiden, zeigen oft einen Mangel an Empathie. Doch gerade die Vielfalt bietet dem Ego die Möglichkeit, seinen begrenzenden Egoismus zu überwinden. Hier wird es interessant. Auch Altruismus kann negative Folgen für Mitmenschen haben, während Egoismus positive Effekte haben kann. Egoistisches und altruistisches Verhalten lässt sich nicht allein durch eine Frage oder eine kurze Beobachtung messen. Es bedarf vieler Situationen und quantitativer Untersuchungen, um dies zu prüfen.

Dabei werden eigens entworfene Szenarien der Ungerechtigkeit herangezogen, um Klarheit zu gewinnen. Ein Antonym ist das Gegenteil. Tugenden lassen sich oft am besten verstehen, wenn man sie mit ihren Antonymen in Verbindung setzt. Manchmal kann das Gegenteil einer Tugend ebenfalls eine Tugend sein, aber manchmal auch ein Laster oder eine Untugend. Negative Antonyme zu Altruismus sind Eitelkeit, Einbildung, Hochmut und Eigennutz. Positive Synonyme für Altruismus sind Selbstlosigkeit, Uneigennützigkeit, Edelmut und Großmut.

Menschen, die im Berufsleben nicht nur an sich denken, sondern anderen gerne auf eigene Kosten helfen – ähnlich einem altruistischen Wesen –, werden oft im Gegenzug unterstützt. Durch gegenseitige Hilfe entsteht eine Art Schuldgefühl oder Hilfsbereitschaft, die den Beteiligten im Leben voranbringt. Solche Menschen sind oft erfolgreich in ihrer Karriere. Doch Vorsicht ist geboten, um nicht ausgenutzt zu werden. Übermäßiges Nachdenken kann das eigene Ego schrumpfen lassen, also lassen wir es sein. Denn auch das Gegenteil ist Teil des Ganzen.

Was bedeutet das im Rückblick? Wenn das Ego die Kompetenz übersteigt, versagen die Bremsen irgendwann. Ein wahres Ego ist stets für das Gegenteil, selbst wenn es nicht existiert hat. Menschen handeln wohl primär aus Eigeninteresse, doch unbeabsichtigt fördert dies auch das Gemeinwohl. Daher hat egoistisches Verhalten eine grundlegend positive Wirkung auf die Gesellschaft, wenn auch nicht absichtlich.