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Zwei Milliarden Menschen benötigen weltweit Rehabilitation

DMZ –  GESUNDHEIT / WISSEN ¦ Sarah Koller ¦    

 

Ein globaler Gipfel zur Stärkung der Finanzierung und des Zugangs zur Rehabilitation im Gesundheitssystem hat Geschichten von Menschen wie Madeline Niebanck ans Licht gebracht. Madeline erlitt vor sechs Jahren, fünf Monaten und sechs Tagen einen Schlaganfall, der ihre linke Körperseite lähmte. In einer bewegenden Rede vor Delegierten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) teilte sie ihre Reise der Genesung. Sie forderte Regierungen auf, die Konferenz zu nutzen, um Investitionen zu tätigen, die Menschen in Rehabilitation am meisten brauchen: Hoffnung.

 

Der Bedarf an Rehabilitation ist global enorm. Die jüngste Resolution der Weltgesundheitsversammlung im Mai 2023 hebt die dringende Notwendigkeit hervor, den Zugang zu Rehabilitationsservices zu verbessern. Diese Resolution, die einstimmig von den 193 Mitgliedstaaten der WHO unterstützt wurde, unterstreicht, dass der Bedarf an Rehabilitation weltweit "weitgehend ungedeckt" ist. In vielen Ländern erhalten weniger als die Hälfte der Menschen die notwendige Versorgung.

 

Der Bedarf an Rehabilitation steigt stetig. Muskel- und Skeletterkrankungen, neurologische Störungen und sensorische Beeinträchtigungen sind die treibenden Faktoren. Seit 1990 ist die Anzahl der Menschen, die Rehabilitation benötigen, um fast 70% gestiegen.

 

Die Realität zeigt, dass Rehabilitation weit mehr als physische Genesung bedeutet. Es geht um den Kampf um Gesundheit, Funktion und Würde. Doch vielerorts fehlt der Zugang zu lebenswichtigen Rehabilitationsservices. In Ländern, in denen Menschen diese Dienste nicht erhalten, sind die Konsequenzen oft tödlich.

 

Finanzierungslücken im Gesundheitssystem tragen dazu bei, dass Millionen von Menschen keine Rehabilitation erhalten. Mehr als ein Drittel der nationalen Gesundheitsausgaben in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen stammt aus eigener Tasche, eine große Quelle finanzieller Schwierigkeiten für Familien. Besonders in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen sind die Zugangslücken gravierend. Hörgeräte, Brillen und Rollstühle, die in wohlhabenden Ländern als selbstverständlich gelten, sind für viele unerschwinglich.

 

Diese Herausforderungen haben weitreichende Auswirkungen auf die Lebensqualität und das Wohlergehen der Menschen. Die hohen Kosten von Rehabilitationsservices können dazu führen, dass Menschen den dringend benötigten Zugang verweigert wird. Dies hat nicht nur schwerwiegende Folgen für die individuelle Gesundheit, sondern kann auch Armut und finanzielle Belastungen für Familien zur Folge haben.

 

Eine weitere Herausforderung für die Rehabilitation ist der weltweite Mangel an Gesundheitspersonal. Bis 2030 wird dieser Mangel voraussichtlich zehn Millionen Menschen betreffen. Die COVID-19-Pandemie hat diesen Mangel verschärft, da gut ausgebildete Fachkräfte in Länder mit höheren Gehältern abwandern. Besonders in ländlichen und schwer zugänglichen Gebieten fehlt es an qualifizierten Gesundheitskräften.

 

Die WHO hat Fortschritte in der Unterstützung von Ländern bei der Verbesserung von Rehabilitationsservices gemacht. Seit der Verabschiedung der Agenda für Globale Rehabilitation 2030 im Jahr 2017 hat die WHO technische Hilfe für 37 Länder bereitgestellt. Dabei wurden 25 Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen unterstützt, strategische Pläne für Rehabilitation umzusetzen.

 

In dieser Woche veröffentlichte die WHO zwei Leitfäden, die Ländern helfen sollen, Rehabilitation zu verbessern. Diese Leitfäden betreffen die Planung, Budgetierung und Umsetzung von Rehabilitation in Gesundheitssystemen sowie den Zugang zu Rehabilitationsservices während Notfällen und Katastrophen.

 

Die Bedeutung der Rehabilitation reicht weit über die physische Genesung hinaus. Sie beeinflusst das alltägliche Leben, die Interaktionen und die Unabhängigkeit der Menschen. In einer Zeit, in der die Bedeutung der Rehabilitation wächst und immer mehr Menschen Zugang benötigen, setzt die WHO auf Fortschritte und die Zusammenarbeit der Länder, um sicherzustellen, dass niemand auf dieser lebenslangen Reise allein bleibt.

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