Probleme von Siemens-Energy und die Interpretationen

DMZ –  POLITIK ¦ Dirk Specht ¦                                 

KOMMENTAR

 

Siemens prüft Ausstieg aus der Windkraft. Vattenfall will Offshore-Park nicht bauen. Weitere Offshore-Projekte auf dem Prüfstand. Shell prüft Verkauf der EE-Sparte. Windkraft funktioniert nicht. Technisch nicht, ökonomisch nicht. Keiner will das mehr bauen.

 

So ist zu lesen.

 

Die Wahrheit: Das ist ein knallharter und global sehr gut ausgestellter Markt. Hersteller – wie Siemens – stehen im Wettbewerb mit anderen und müssen ihre Kunden – Projektentwickler und Betreiber – überzeugen. Die stehen auch in hartem Wettbewerb, sie müssen möglichst günstig und zuverlässig Strom produzieren, um zu bestehen. Die werden – global sind Förderungen und Garantien komplett irrelevant – zunehmend in Ausschreibungen und festen Lieferverträgen (ppa) gegeneinander ausgespielt. So auch Vattenfall. Die garantierten Lieferpreise liegen teilweise bereits im Bereich von 4 Cent pro KWh, bei Vattenfall war es etwas mehr als 6 Cent. Dafür muss der Betreiber die Parks errichten, die Infrastruktur anschließen, alles finanzieren und Jahrzehnte betreiben. Seine kompletten Kosten und die unternehmerische Marge sind in diesen Preisen enthalten.

 

Das ist von allen Lieferketten bis zum produzierten Strom voller Wettbewerb, der global erfolgt. Keiner kann sich Fehler erlauben. Wenn die Qualität nicht stimmt oder die Technologie hinterher hinkt (Siemens), dann sind die Kunden sofort woanders (Vestas, GE). Wer zu knapp kalkuliert und beispielsweise seine Refinanzierung noch nicht fixiert hatte, als er das Gebot abgab, kann alleine durch den Zinsanstieg weg sein (Vattenfall). So renditestark und wettbewerbsarm wie andere Geschäfte, ist das nicht, da kann man schon die Lust verlieren (Shell, BP).

 

Tatsache ist, dass der Ausbau weltweit zunimmt, die Technologie immer besser und der Outputpreis günstiger wird. Inzwischen werden für Rechte, Parks zu bauen, sogar Preise geboten. Die erfolgreichen Hersteller fahren die Produktion hoch. Die Weiterentwicklung muss mit Hochdruck erfolgen, keiner kann sicher sein, morgen nicht bereits in der Situation von Siemens zu landen. Das ist ein technologisch dominierter Markt, der noch einige Jahre, wenn nicht Jahrzehnte der technischen Evolution erfahren wird. Wer da nicht mithält, ist weg.

 

Als Nokia so etwas passierte, war keiner so dumm, daraus den Untergang der Handys herbei zu schreiben. Was hier teilweise geäußert wird, drückt nur den Wunsch aus, die eigene Meinung irgendwie begründen zu können. Oft tun das Leute, die ganz besonders gerne vom Markt sprechen, der das alles regeln soll.

Der ist in der Energie historisch eher selten wirklich frei und mit viel Wettbewerb versehen. Das ist bei Öl und Gas so, das war lange im Strom so und wo es das überhaupt nicht gibt, ist die Kernenergie. Die ist ohne staatliche Hilfe gar nicht möglich und ein erkennbarer Wettbewerb von Herstellern oder Betreibern besteht zumindest national nirgends.

 

Alle reden von einem subventionierten EE-Markt, glauben mal wieder, mit deutschen Verhältnissen die Welt erklären zu können und übersehen, dass sogar bei uns die Einspeisevergütungen inzwischen so herunter gefahren wurden, dass sie keine relevante Rolle mehr spielen.

 

Tatsächlich sind die Erneuerbaren der erste globale und wettbewerbsintensive Energiemarkt, der jemals entstanden ist. Das ist ein Grund für diesen technologischen Fortschritt, den wir in anderen Segmenten nur bei Technologien im Detail sehen, beispielsweise bei Gasturbinen.

 

Diese Entwicklungen sind übrigens auch ein Warnsignal an alle, die meinen, mit Bürgerparks und Einzelinitiativen glücklich zu werden. Das ist ein Geschäft für Profis, bei dem die Finanzierungsvolumina und die Komplexität steigen, das gehört in die Hände von Profis, die nur dann überhaupt noch Marge machen, wenn sie sehr präzise arbeiten.

 

Es wird weitere Pleiten geben, das wird sogar zunehmen und häufiger passieren. Für die Stromverbraucher ist das nur eines: Sehr gut!

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