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CH: Hoffnung für Grauammer im Grossen Moos

Goldammer mit Futter für die Jungen (Foto: Lucas Lombardo - BirdLife)
Goldammer mit Futter für die Jungen (Foto: Lucas Lombardo - BirdLife)

DMZ – TIERWELT ¦ Urs Heinz Aerni ¦                     Goldammer mit Futter für die Jungen (Foto: Lucas Lombardo - BirdLife)  

 

In diesen Tagen ist BirdLife Schweiz im Großen Moos im Einsatz, der vom Aussterben bedrohten Vogelart Grauammer das Überleben zu helfen.

 

Sie sind nicht zu übersehen, die Freiwilligen und Fachleute von BirdLife auf den weiten Feldern im Großen Moos, mit Fernrohren und Ferngläsern ausgerüstet. Sie suchen die bodenbrütenden Vögel. Es scheint, dass gerade in diesen Tagen viel passiert. «In der Tat», bestätigt Lucas Lombardo von BirdLife Schweiz, denn «jetzt beobachten wir mehrere Grauammern, die hier sich nun verpaaren und Ausschau für ihre Nester am Boden halten. Einige sind bereits daran die frisch geschlüpften Jungvögel mit Insekten zu füttern. »

 

Die Vögel unterscheiden eben nicht zwischen geschützten Flächen und von der Landwirtschaft bestellte Felder. Lombardo und seine Kolleginnen und Kollegen versuchen nun zu verhindern, dass die Nester samt Eiern oder gar Küken vermäht oder von Maschinen überfahren werden. Dazu suchen sie das Gespräch mit den Bäuerinnen und Bauern um in gegenseitiger Absprache und in enger Zusammenarbeit mit dem Kanton Bern, dieser sehr bedrohten Art «unter die Flügel zu greifen».

 

Die Grauammer

Die Grauammer ist in der Schweiz nur in den Niederungen und teilweise den Alpentälern verbreitet. Seit den 1970er-Jahren verschwand sie aus vielen Gebieten. Die Art bewohnt klimatisch begünstigte Ackerbaugebiete und Wiesen mit abwechslungsreicher Nutzung und hohem Strukturreichtum. Mit der Industrialisierung der Landwirtschaft hat sie stark abgenommen. Heute bewohnt sie in der Schweiz in erster Linie Ackerbaugebiete mit einem hohen Anteil an qualitativ hochwertigen Ausgleichsflächen. Die Grauammer ist eine Prioritätsart im Programm "Artenförderung Vögel Schweiz" von BirdLife Schweiz und der Schweizerischen Vogelwarte Sempach mit Unterstützung des Bundesamts für Umwelt. Seit 2015 läuft ein neues Projekt zugunsten der Grauammer im Grossen Moos BE, das auch der Dorngrasmücke, der Feldlerche, der Turteltaube, dem Steinkauz und weiteren Arten des Kulturlandes zugutekommt.

 

Kleiner Lichtblick

Seit 2022 gilt die Grauammer gemäss der neuen Roten Liste in der Schweiz als «vom Aussterben bedroht». Diese Hochstufung ist traurig und leider nicht überraschend. Kam die Grauammer Ende der 1990er-Jahre mit 400 bis 600 Brutpaaren fast im ganzen Mittelland vor, steht sie heute mit gerade noch etwa 50 Brutpaaren am Rand des Aussterbens. Die zwei verbliebenen «grösseren» Populationen befinden sich heute im Kanton Genf und im Gros­sen Moos, wo sie BirdLife Schweiz mit dem Artenförderungsprojekt vor dem Aussterben bewahren will.

 

Nach einem sehr schlechten Jahr 2021 ohne Bruterfolg musste für 2022 und 2023 mit dem Schlimmsten gerechnet werden. Entgegen allen Erwartungen konnte das Brutjahr 2022 jedoch als kleiner Lichtblick betrachtet werden: Infolge eines schweizweiten Einfluges von Grauammern vermutlich aufgrund der extremen Dürre in Südeuropa, besiedelten 40 Sänger das Grosse Moos. Daraus entstanden 21 Brutpaare; 11 Bruten waren erfolgreich. Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass auch die Kiebitzförderflächen bei den Grauammern Anklang finden: Drei erfolgreiche Bruten konnten in diesen speziell für die Kiebitze eingesäten Rotationsbrachen festgestellt werden.

 

Diese Zahlen genügen zwar noch längst nicht, um den schweizweiten Negativtrend zu stoppen, zeigen aber auf, dass die realisierten Maßnahmen zu funktionieren scheinen. Dieser Lichtblick wäre nicht möglich ohne die großzügige Unterstützung vieler Geldgeberinnen und Geldgeber und Stiftungen sowie der Zusammenarbeit mit dem Kanton Bern, den Bewirtschaftenden und dem Freiwilligentrupp nicht möglich. Für dieses großartige Engagement bedankt sich BirdLife Schweiz ganz herzlich.

 

Mittel- und langfristige Maßnahmen

Das Artenförderungsprojekt im Großen Moos umfasst Aufwertungs- und Fördermaßnahmen in einer Vielzahl von Lebensräumen: temporär geflutete Äcker für die Kiebitze, das Schaffen unbewachsener Uferstellen, das Umwandeln von Hoch- in Niederhecken sowie deren Pflege, das Erstellen von Kleinstrukturen wie beispielsweise Schichtholzstapeln – oder die Anlage und die aufwendige Pflege von speziellen Brachen für die Grauammer. 

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