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Die Strombörsen kommen nicht zur Ruhe

DMZ –  POLITIK ¦ Dirk Specht ¦                                 

KOMMENTAR

 

Gut ist das nicht, die Preise pendeln immer noch im Band von 12 Cent pro KWh, das ist doppelt so viel wie der näher an den Gestehungskosten liegende Preis von 6 Cent pro KWh, den wir lange Zeit hatten. Der Gaspreis dominiert letztlich weiter, was sich auch nicht ändern wird.

 

Am Wochenende ist aber etwas außergewöhnliches passiert: Der Preis wurde nicht nur negativ, das passiert öfter, er stürzte ab auf bis zu -50 Cent pro KWh!! Das passiert, wenn fast keine konventionellen Kraftwerke mehr benötigt werden, weil die Erneuerbaren diese verdrängen. Die Folge: Erzeuger, die ihre Kraftwerke nicht abregeln oder redispatchen können, müssen dann für die Abnahme ihres Stroms sogar bezahlen. Offensichtlich haben zu viele bei ihrer Kraftwerksplanung daneben gegriffen.

 

Das senkt natürlich insgesamt den Durchschnittspreis, der letztlich den Großhandelspreis bestimmt und es ist sogar ein positiver Aspekt dieses Marktes, denn der bestraft Überkapazitäten der weniger agilen Kraftwerke sofort.

 

Zugleich wäre es wichtig, diesen stark schwankenden Preisen mehr Nutzen zu geben. Das wird einerseits durch Speicher passieren, denn seitdem die nicht mehr steuerlich benachteiligt sind, macht es ökonomisch endlich Sinn, diese Schwankungen durch Speicher auszunutzen. Aber auch für die Verbraucher sollte es viel mehr Angebote geben, bei temporär niedrigen Strompreisen größere Verbraucher wie E-Autos, Wärmepumpen oder Waschmaschinen einzusetzen.

 

Dadurch könnte sich der Verbrauch glätten und Speicherkapazität entstehen, zwei wichtige Aufgaben für die Weiterentwicklung unseres Energiesystems.

 

Daran ist erkennbar, dass so ein Spotmarkt für den Handel von Grenzmengen in einem Markt-Design durchaus eine sinnvolle Funktion haben kann. Dass hier solche Preisschwankungen auftreten, ist für solche Märkte normal und solange sie auch nur für Grenzmengen genutzt werden, haben die eine sinnvolle Lenkungswirkung.

 

Die Design-Fehler des europäischen Strommarkts liegen aber in zwei Punkten: Erstens dürfen solche Spotmärkte nicht preissetzend für den Gesamtmarkt wirken, das sollte der Handel mit langfristigen Lieferverträgen sein. Zweitens hat der Merit-Order Preismechanismus seinen Sinn durch die Divergenz der Gestehungskosten zwischen Erneuerbaren und Kraftwerken verloren, er ist inzwischen voller Fehlanreize.

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