Gas statt Strom – wo ist die Logik?

DMZ –  POLITIK ¦ Dirk Specht ¦                                 

KOMMENTAR

Der Börsenstrompreis pendelt um 10 Cent/KWh. Das ist immer noch viel zu teuer. Grund ist der Merit-Order Mechanismus, der immer wieder den Gaspreis zum Preissetzer macht. Dieser pendelt um 30 Cent/KWh, ist also ca. drei Mal höher. Eine Wärmepumpe macht – und ja, in Asien auch solche mit Vorlauftemperaturen von bis zu 90 Grad – aus einer KWh Strom drei KWh Wärme und mehr, also das Dreifache an Energie. Eine Gasheizung erzeugt aus einer KWh Gas ca. 0,5 KWh effektiver Wärme, also die Hälfte.

Dreifacher Basispreis der Energie, bis zu achtfach mehr Energiebedarf, aber: Deutschland kauft wie wild Gasheizungen. Das sei notwendig zur ökonomischen Absicherung. Wessen ökonomische Rechnung ist hier gemeint?

Der ganz große strategische Fehler der deutschen Energiepolitik ist der viel zu hohe Endpreis beim Strom – schon immer, über alle Parteien. Der ganz große strategische Irrtum in vielen privaten und unternehmerischen Energieplanungen besteht darin, dass das dauerhaft die Endpreise weiter so massiv verzerren kann.

Die Schere bei den Basiskosten für Energie ist seit ca. drei Jahren aufgegangen und sie wächst. Weltweit. Das ist der strategisch dominierende Trend. Irgendwann wird das in Deutschland von der Mehrheit hoffentlich erkannt, dann ändert sich auch die Politik.

Wettbewerbsfähigkeit und Akzeptanz von Energiewende sowie Elektrifizierung erfordern marktgerechte Strompreise, die sich an den Erzeugungskosten orientieren. Das sollte politische Priorität sein. Der Privatsektor sollte das durch Eigenversorgung bereits jetzt umsetzen. Auf fossile Energie weiter zu setzen, ist keine Option, die irgendwie noch logisch begründbar ist. Das gilt sogar schon heute in unseren verzerrten Energiemärkten.