COVID-19-Impfung und retinalen Gefäßverschlüssen

DMZ –  WISSENSCHAFT ¦ Sarah Koller ¦                            

Die retrospektive Kohortenstudie wurde unter Verwendung des TriNetX-Netzwerks durchgeführt, das eine große Menge an medizinischen Daten aus verschiedenen Quellen enthält. Der Studienzeitraum erstreckte sich von Januar 2020 bis Dezember 2022, und die Teilnehmer waren Personen, die in diesem Zeitraum mit COVID-19-Impfstoffen geimpft wurden.

Um mögliche Verzerrungen zu minimieren, wurden Personen mit vorbestehenden retinalen Gefäßverschlüssen oder Personen, die Medikamente einnehmen, die die Blutgerinnung beeinflussen könnten, von der Studie ausgeschlossen. Dadurch wurde sichergestellt, dass das erhöhte Risiko von retinalen Gefäßverschlüssen nicht auf diese Faktoren zurückzuführen ist.

Die Teilnehmer wurden in zwei Kohorten aufgeteilt: die geimpfte Kohorte und die ungeimpfte Kohorte. Um die Gruppen vergleichbar zu machen, wurde eine 1:1-Propensity-Score-Matching-Analyse durchgeführt. Dabei wurden Teilnehmer mit ähnlichen Merkmalen und Hintergrundinformationen aus den beiden Kohorten gepaart.

Das Hauptergebnis der Studie war das Risiko von retinalen Gefäßverschlüssen nach der COVID-19-Impfung. Das Risiko wurde mithilfe von Cox-Proportional-Hazards-Modellen analysiert, die verschiedene Einflussfaktoren berücksichtigen. Die Hazard Ratio (HR) wurde verwendet, um das Verhältnis des Risikos zwischen den beiden Kohorten zu berechnen.

Die Studie ergab, dass Personen, die mit COVID-19-Impfstoffen geimpft wurden, ein signifikant höheres Risiko für alle Formen von retinalen Gefäßverschlüssen hatten. Die Gesamthazard-Ratio betrug 2,19 mit einem 95%igen Konfidenzintervall von 2,00 bis 2,39. Dies deutet darauf hin, dass die geimpfte Kohorte ein etwa zweifach höheres Risiko für retinale Gefäßverschlüsse hatte als die ungeimpfte Kohorte.

Die Untersuchung der kumulativen Inzidenz von retinalen Gefäßverschlüssen zeigte, dass diese in der geimpften Kohorte sowohl zwei Jahre als auch zwölf Wochen nach der Impfung signifikant höher war als in der ungeimpften Kohorte. Das bedeutet, dass Personen, die mit COVID-19-Impfstoffen geimpft wurden, ein langanhaltendes erhöhtes Risiko für retinale Gefäßverschlüsse hatten.

Interessanterweise wurde festgestellt, dass das Risiko für retinale Gefäßverschlüsse in den ersten zwei Wochen nach der Impfung signifikant anstieg und dann für zwölf Wochen erhöht blieb. Diese Beobachtung deutet darauf hin, dass es einen zeitlichen Zusammenhang zwischen der Impfung und dem erhöhten Risiko von retinalen Gefäßverschlüssen geben könnte.

Es wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen den verschiedenen Marken und Dosen der COVID-19-Impfstoffe (z. B. mRNA-Impfstoffe oder Vektorimpfstoffe) festgestellt. Das bedeutet, dass das erhöhte Risiko von retinalen Gefäßverschlüssen unabhängig von der Art des verabreichten Impfstoffs bestand.

Die Studie kann keinen kausalen Zusammenhang zwischen der COVID-19-Impfung und retinalen Gefäßverschlüssen nachweisen. Obwohl die Ergebnisse eine Assoziation zwischen den beiden aufzeigen, können andere Faktoren, die in der Studie nicht berücksichtigt wurden, das erhöhte Risiko erklären. Weitere randomisierte kontrollierte Studien sind erforderlich, um die Ursachen dieser Beobachtungen zu klären und den Zusammenhang genauer zu untersuchen.

Da retinale Gefäßverschlüsse eine seltene Nebenwirkung sind, sollte das erhöhte Risiko im Kontext der großen Vorteile der COVID-19-Impfung betrachtet werden. Die Impfung bleibt eine wirksame Maßnahme, um schwere COVID-19-Erkrankungen und deren Folgen zu verhindern.

Quelle: Li, J.-X., Wang, Y.-H., Bair, H., Hsu, S.-B., Chen, C., Wei, J. C.-C., & Lin, C.-J. (2023). Risk assessment of retinal vascular occlusion after COVID-19 vaccination. npj Vaccines, 8(1), 64. https://doi.org/10.1038/s.  

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