DMZ – UMWELT/WIRTSCHAFT ¦ Patricia Jungo ¦
Gerade in der kalten Jahreszeit sind Saunabesuche sehr beliebt. Die meisten Personen denken dabei wohl eher ans Thema Schwitzen als an das wärmehaltende Gestein namens Olivin, welches im Rahmen von Aufgüssen zum Einsatz kommt.
Doch nicht nur in der Welt der Sauna, sondern auch bei der Herstellung von hitzefreien Gläsern wird dieses Material verwendet. Insgesamt ist jedoch die Nachfrage nach dem Silikatgestein eher bescheiden. Eine Tatsache, die sich bald ändern könnte, da Forscher grosse Hoffnung auf Olivin im Kampf gegen den Klimawandel setzen. Bereits im Jahre 1990 erklärte der Kernphysiker Walter Seifritz, dass Gestein durch die sogenannte Verwitterung in der Lage ist, CO2 zu speichern, was auch spätere Laborversuche bestätigt haben.
Dabei fand man heraus, dass besonders das vorgängig erwähnte Olivin vielversprechend war. Bis zu 850 Kilogramm Kohlendioxyd vermochte eine Tonne des Gesteins aufzunehmen. Da dies nur unter Laborbedingungen der Fall war, will man nun in ersten Praxistests herausfinden, ob vergleichbare Werte auch in der freien Natur möglich wären. Es ist unzureichend, einfach auf die natürliche Verwitterung von Gestein zu bauen. Ein solcher Prozess nimmt im Normalfall Jahrzehnte in Anspruch; eine Zeit, die wir in Sachen Klimaschutz natürlich nicht haben. Was aber durchaus möglich wäre, ist eine Beschleunigung der Verwitterung, indem man das Gestein in zermahlender Form ausbringt und regelmässig bewässert.
Die Organisation Vesta Olivin hat aus diesem Grund in der Dominikanischen Republik Gesteinsmehl auf einem Strand verteilt. Mit zahlreichen Messstationen soll im Laufe der Zeit gemessen werden, wie viel klimaschädliches Gas wirklich gebunden wurde. Des weiteren sollen die Folgen für die Ökosysteme und der Einfluss auf die Nahrungsketten auf diese Weise gestestet werden. Damit Vergleichsdaten gewährleistet sind, wurde ein ähnliches Projekt unweit von New York umgesetzt. Diese Art von Studien unter realistischen Bedingungen sind dringend notwendig. In einer Überblicksstudie wurde vor Kurzem aufgezeigt, dass erst fünf Feldstudien zur CO2-Bindung von Silikatgesteinen existieren. Vier Studien gingen auf demselben Acker über die Bühne. Es verbinden sich gleichzeitig mit dem sogenannten „Enhanced Weathering“ grosse Hoffnungen. Prognosen ergaben, dass durch das grossflächige Ausstreuen des Gesteinsmehls auf Feldern, über Wäldern und an Stränden pro Jahr zwischen zwei und fünf Milliarden Tonnen CO2 gespeichert werden können, was einem bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz gleichkäme.
Entstehen würden am Ende des Prozesses entweder Kalziumkarbonat, welches im Boden verbleibt oder Hydrogenkarbonat, das irgendwann auf den Meeresboden sinkt. Natürlich ist es grundlegend, dass vor einem grossflächigen Einsatz des Verfahrens geprüft wird, ob es sich um einen wirklich praxistauglichen Ansatz handelt und es keine unerwünschten Nebenwirkungen mit sich zieht. Dabei ist eine derartige Überprüfung leider mit mehr Aufwand verbunden und auch komplizierter, als man auf ersten Blick denkt. Es wird also daher noch einige Jahre dauern, bis sich Olivin zu einem begehrten Rohstoff wandelt.
±Wiwo/trendsderzukunft.de±
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