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CH: Probleme der Sozialhilfe und die Rolle der Parteien

Das Sozialhilfesystem in der Schweiz muss verbessert werden.
Das Sozialhilfesystem in der Schweiz muss verbessert werden.

DMZ – GESELLSCHAFT / LEBEN ¦ David Aebischer ¦  Das Sozialhilfesystem in der Schweiz muss verbessert werden.

KOMMENTAR

 

In der Schweiz (und natürlich auch anderen Ländern) gibt es einige Probleme im Zusammenhang mit der Sozialhilfe. Die hohen Kosten sind eine Belastung für die öffentlichen Kassen, werden allerdings nicht (allein) vom Sozialhilfeempfänger verursacht, sondern vom System und der Parallelwirtschaft dieser. Wir versuchen eine Einordnung, zeigen Probleme auf und fassen die Rolle der Parteien zusammen.

 

Aktuell macht die SVP wieder einmal von sich reden, mit der abwertenden und stigmatisierenden Bezeichnung „Sozialschmarotzer“ für Menschen, die in Not geraten sind. Wie meistens hat die SVP vergessen zu beachten, dass es viele Gründe gibt, warum Menschen auf staatliche Unterstützung angewiesen sein können, wie zum Beispiel Arbeitslosigkeit, Krankheit oder Behinderung. Viele Menschen machen erst z.B. nach einer Ehescheidung die Erfahrung, wie schnell es geht, dass man in Not gerät. Meist ist das System schuld und nicht die Einzelperson. Daran sollte gearbeitet werden. Es ist wichtig, die individuellen Umstände und Herausforderungen jedes Einzelnen zu berücksichtigen und mit Empathie und Mitgefühl zu reagieren.

 

Probleme im Zusammenhang mit der Sozialhilfe

Ein großes Problem ist, dass Menschen, die Sozialhilfe beziehen, oft stigmatisiert und diskriminiert werden, wie z.B. die genannte aktuelle „Kampagne“ der SVP. Dies kann dazu führen, dass Menschen sich ausgeschlossen fühlen und Schwierigkeiten haben, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Die Sozialhilfe ist ausserdem oft nur eine vorübergehende Lösung und trägt nicht dazu bei, dass Menschen langfristig aus der Armut herauskommen. Denn Viele, die Sozialhilfe erhalten, sind arbeitslos oder haben Schwierigkeiten, eine Arbeit zu finden. Das ändert sich auch selten mit einer Unterstützung in den diversen Bereichen.

 

Auch die Bürokratie stellt ein riesiges Problem dar. Die Anforderungen und der Prozess, um Sozialhilfe zu beantragen und zu erhalten, sind außerordentlich kompliziert und bürokratisch. Deshalb entmutigt dies sehr viele Menschen und führt dazu, dass sie sich erst gar nicht um Unterstützung bemühen. Tun sie es dann doch, stellt man rasch fest, dass die Unterstützung vielfach nicht auf Bedürfnisse zugeschnitten ist. Dies kann dazu führen, dass Menschen nicht die Unterstützung erhalten, die sie benötigen, um langfristig aus der Armut herauszukommen. Diese Probleme erfordern seit Jahrzehnten eine umfassende Überprüfung des Sozialhilfesystems und möglicherweise eine Reform, um sicherzustellen, dass Sozialhilfe effektiv und gerecht funktioniert und Menschen in Notlagen angemessene Unterstützung bietet.

 

System des Schreckens – Arroganz auf den Ämtern

Es ist bedauerlich, wenn Sozialhilfedienste als arrogant empfunden werden. Diese Arroganz wird auch in Umfragen bei Betroffenen immer genannt. Jeder, der Unterstützung durch die Sozialhilfe benötigt, verdient Respekt und Würde. Arroganz kann dazu führen, dass Menschen, die Unterstützung benötigen, sich nicht an die Sozialhilfe wenden oder Schwierigkeiten haben, Unterstützung zu erhalten.

 

Die Beschäftigung mit Problemen der Gesellschaft auf der Welt macht es dringlich, das Umfeld von Armut und sozialen Fragen für gesellschaftlichen Wandel, Entwicklungen zur sogenannten Zivilgesellschaft, einzubeziehen. Da hat es keinen Platz für Arroganz. Armut ist allgegenwärtig. Heute noch weit weg, kann man morgen bereits tief drin stecken, im „System des Schreckens“. Natürlich gibt es auch oft Gründe, für empfundene Arroganz seitens der Sozialhilfedienste. Dies können Überlastung, Burnout, mangelnde Ressourcen oder unzureichende Ausbildung sein. Es ist wichtig, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sozialhilfe angemessen ausgebildet und unterstützt werden, damit sie effektiv arbeiten und die Bedürfnisse der Menschen, die Unterstützung benötigen, angemessen berücksichtigen können. Hier besteht dringender Handlungsbedarf.

 

Auch Beschwerden und Anliegen müssen ernst genommen und angemessen bearbeitet werden.

 

Von der Armut oder Bedürftigkeit von Menschen profitieren

Viele Institutionen profitieren von der Sozialhilfe und anderen unterstützenden Programmen, indem sie Dienstleistungen wie Beratung, Schulungen, Arbeitsvermittlung, medizinische Versorgung und andere Dienstleistungen anbieten. Dies ist zwar ein normaler Bestandteil des sozialen Sicherungssystems und ein wichtiger Teil der Unterstützung von Menschen in Notlagen, muss aber dringend im Auge behalten werden. Institutionen und Dienstleister dürfen nicht mit der Absicht handeln, von der Armut oder Bedürftigkeit von Menschen zu profitieren. Stattdessen müssen sie bestrebt sein, die Bedürfnisse und Fähigkeiten von Menschen zu unterstützen und ihnen dabei zu helfen, ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen.

 

Die Rolle der Parteien

Die Sozialdemokratische Partei (SP) Schweiz hat in der Vergangenheit viele politische Erfolge (Einführung von Sozialversicherungen gespielt, wie zum Beispiel der AHV, IV, Arbeitslosenversicherung und Krankenversicherung) erzielt und sich für die Rechte und Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie der sozial Schwachen eingesetzt. Allerdings führen auch einige dieser Einführungen dazu, dass es zur Verarmung vieler Menschen verhilft. Die SP Schweiz setzt sich ebenfalls für die Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein und hat dazu beigetragen, dass die Arbeitsbedingungen in der Schweiz verbessert wurden, insbesondere in Bezug auf Löhne, Arbeitszeit und Arbeitsschutz. Es gibt noch weitere Beispiele für die politischen Errungenschaften der SP Schweiz, allerdings wird seit Jahrzehnten mehr auf die anderen Parteien gezeigt, statt selber zu handeln.

 

Grundsätzlich ist es wichtig, politische Parteien und ihre Positionen auf der Grundlage von Fakten und Argumenten zu bewerten und zu diskutieren, anstatt sie pauschal abzulehnen oder zu unterstützen. So gesehen, muss man auch die Wählerschaft der SVP und deren Anliegen ernst nehmen. Immerhin werden die politischen Ansichten und Positionen der SVP von vielen Menschen in der Schweiz unterstützt. Es gibt viele Gründe, warum Menschen die SVP wählen, obwohl die Partei nicht als "sozial" eingestuft werden kann. Wahrscheinlich ist, dass die SVP sich für andere Themen einsetzt, die für die Wählerinnen und Wähler wichtig sind, wie zum Beispiel die Begrenzung der Zuwanderung oder eine restriktive Asylpolitik. Ein weiterer Grund könnte sein, dass die Wählerinnen und Wähler glauben, dass die SVP eine starke und effektive Regierungsführung und eine klare Ausrichtung auf ihre politischen Ziele hat, wie auch die Schweizer Werte und Traditionen besser repräsentiert als andere politische Parteien.

 

Man darf nicht vergessen, dass politische Entscheidungen und Wahlen aufgrund einer Vielzahl von Faktoren getroffen werden, die von Person zu Person unterschiedlich sind. Einige Menschen wählen die SVP, weil sie sich von anderen Parteien enttäuscht fühlen oder weil sie mit bestimmten politischen Themen besonders identifizieren. Andere könnten die SVP ablehnen und sich für andere Parteien entscheiden.

 

Die FDP ist eine Partei, die drauf beharrt, sich für liberale Werte und eine freiheitliche Wirtschaftspolitik einzusetzen und vertritt die Meinung, dass die Wirtschaftsfreiheit und die individuelle Freiheit die Grundlagen für eine erfolgreiche Gesellschaft bilden. In Bezug auf die Sozialpolitik ist die FDP der Meinung, dass es wichtig ist, Anreize für Menschen zu schaffen, um ihre Arbeitsfähigkeit und ihre Eigenverantwortung zu stärken. Hier liegt sie allerdings weit weg von der Realität. Viele Menschen sind ausser Stande, sich selber zu helfen. Gründe dafür gibt es viele. So z.B. haben viele Menschen nicht die finanziellen, körperlichen oder emotionalen Ressourcen, um sich selbst zu helfen. Finanzielle Schwierigkeiten machen es schwierig, Zugang zu Gesundheitsversorgung, Bildung oder anderen wichtigen Dienstleistungen zu erhalten. Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen oder chronischen Krankheiten können ebenfalls Schwierigkeiten haben, für sich selbst zu sorgen und ihre Bedürfnisse zu erfüllen.So kann es auch Menschen gehen, die isoliert sind oder wenig Unterstützung von Familie und Freunden haben. Fehlende Kenntnisse oder Fähigkeiten, um ihre Probleme zu lösen oder sich selbst zu helfen, spielen auch oft eine Rolle. Auch Menschen, die traumatische Erfahrungen gemacht haben, können Schwierigkeiten haben, Vertrauen aufzubauen oder sich auf andere Menschen zu verlassen.

 

Es ist normal und menschlich, in bestimmten Lebenssituationen Hilfe von anderen zu benötigen. Es ist keine Schwäche, um Unterstützung zu bitten oder anzunehmen, wenn es notwendig ist.

 

Politische Parteien vertreten eine breite Palette von Meinungen und Positionen und innerhalb jeder Partei gibt es Unterschiede und Nuancen. Es liegt daher (zum Glück) an jedem Wähler und jeder Wählerin, die Partei zu wählen, die ihren Überzeugungen und Interessen am besten entspricht oder idealerweise „Köpfe“ wählt und nicht einfach „die“ Partei.

 

Fazit

Damit das Sozialhilfesystem in der Schweiz verbessert werden kann, und Menschen in Not es effektiv, gerecht und angemessen unterstützt braucht es einige Anpassung. So sollte z.B. die Höhe der Sozialhilfeleistungen regelmäßig überprüft und angepasst werden, um sicherzustellen, dass sie den tatsächlichen Bedürfnissen der Menschen entsprechen und ihnen ein menschenwürdiges Leben ermöglichen. Auch eine Vereinfachung der Antragsverfahren ist dringend notwendig, sowie eine bessere und stärkere Zusammenarbeit zwischen Behörden und Institutionen. Eine gezielte Förderung der Bildung und Ausbildung trägt dazu bei, dass die „Gefahr“, in eine solche Situation zu kommen, kleiner wird. Aber um die Notwendigkeit von Sozialhilfe langfristig zu reduzieren, sollte die Bekämpfung von Armut und sozialer Ungleichheit endlich eine wichtigere Rolle spielen. Eine gerechte Verteilung des Wohlstands und die Förderung von Arbeitsplätzen mit existenzsichernden Löhnen wären rasch umsetzbare Möglichkeiten, die die „Situation“ verbessern würden.

 

Es gibt keine perfekte Definition für den sozialen, guten Menschen. Fest steht allerdings, dass jeder Mensch auf seine eigene Weise gut sein kann. Mit Empathie, Ehrlichkeit, Mitgefühl, Respekt, Verantwortungsbewusstsein, Großzügigkeit und Selbstreflexion dürfte man schon ziemlich nah dran sein.  


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