DMZ – POLITIK ¦ Dirk Specht ¦
KOMMENTAR
Correctiv hat einen wichtigen Beitrag zur Gazprom-Lobby recherchiert: https://correctiv.org/…/20/gas-gazprom-lobby-deutschland/
Laut eigenen Angaben hat einer der dort thematisierten, Sigmar Gabriel, bereits mit rechtlichen Schritten gedroht. Es ist sehr wichtig, dass die Aufklärung des gesamten Netzwerks und der Nutznießer erfolgt. Der Correctiv-Beitrag legt nah, dass sowohl SPD als auch Union verstrickt sind, weshalb vielleicht nicht zu erwarten ist, dass parlamentarische Untersuchungsausschüsse hier die Speerspitze der Aufklärung leisten werden.
Hoffentlich erfolgen weitere Recherchen durch Journalisten oder vielleicht auch Insider, die das aufdecken möchten. Das ist auch deshalb so wichtig, weil dieser Beitrag vermutlich nur die Spitze des Eisbergs zeigt und weil es sehr wahrscheinlich ist, dass Teile des Netzwerks immer noch aktiv sind und längst daran arbeiten, neue Ziele zu verfolgen, die nicht unsere sind.
Namentlich die Verstrickungen in die Wirtschaft wären wichtig – sowohl zur Aufklärung der „Rendite“ aus diesen Gasgeschäften in der Vergangenheit als auch zur Vermeidung, dass sich dies fortsetzt. Letzteres ist nämlich keineswegs ausgeschlossen. Wenn man sich die von der letzten Bundesregierung noch aufgesetzte „Wasserstoffwirtschaft“ beispielsweise anschaut, die damit verbundenen Unternehmen und deren bis in regionale Entscheidungsstrukturen reichenden Arme, so kann man den Verdacht haben, dass hier sehr aktiv die gleiche „Wertschöpfung“, die früher mit russischem Gas erfolgte, zukünftig mit Wasserstoff fortgesetzt werden soll. Es gibt sogar Indizien, dass das bereits vorher mit Beteiligung von Gazprom vorbereitet wurde und dass nun einfach andere in diese Netzwerke einspringen, um dieselben „Deals“ zu machen. Und ja, dahinter stecken auch die Themen, die leider so viel Begeisterung auslösen, also die breite Substitution von heutigen Kraftstoffen durch Wasserstoff und E-Fuels, die vor allem die bisherigen Lieferketten sogar bis zu denselben ursprünglichen Lieferquellen absichern würden.
Ich räume gerne ein: Das ist soweit Spekulation und Vermutung, weshalb es hoffentlich saubere Recherche geben wird, die ich hier nicht auf die Schnelle ersetzen kann. Aber bereits meine früheren Beiträge geben genug Anlass, zumindest die Fragen zu stellen, wie die Lieferketten bisher ausgesehen haben und wer daran welche Margen hatte. „Follow the Money“ wäre also angesagt – bis zur keinesfalls auszuschließenden Frage von breiterer Korruption in Wirtschaft, Verwaltungen und Politik.
Denn bereits meine bescheidene und nebenbei betriebene Recherche zeigt, dass es genug Indizien gibt, hier eine größere – ich wähle den Begriff bewusst – Veruntreuung unserer Interessen und auch unserer Ökonomie zu vermuten. Im April begann das mit den ersten Nachrichten zur Rolle Russlands im Gasmarkt, die bis tief in unsere Infrastruktur inklusive der Speicher führte: https://dirkspecht.de/…/russlands-rolle-im-gasmarkt…/
Mitte April folgte der bekannte NYT-Beitrag über Schröder, der ebenfalls bereits erste Spuren zur Infiltration durch Gazprom aufdeckte: https://dirkspecht.de/…/die-nyt-ueber-schroeder-und…/
Ende April dann die Feststellung, dass diese Infiltration genutzt wurde, um in Vorbereitung des Kriegs die Speicher leer zu fahren: https://dirkspecht.de/…/04/die-causa-gas-bleibt-schwierig/
Anfang Mai ein sehr guter Beitrag, wie insbesondere Gazprom und die Regierungen Schröder genau diese Situation vorbereiteten bzw. herbeigeführt haben: https://dirkspecht.de/…/wie-konnte-es-zur-uebernahme…/
Mehrfach dann die Analysen von Endpreisen für private Verbraucher und auch die breite unserer Wirtschaft, die zeigen, dass es bei uns niemals günstige Preise gegeben hat. Entweder hat die russische Seite also die Situation genutzt, niemals die angeblich billigen Preise anzubieten oder die sind auf dem Weg zum Verbraucher in anderen Taschen gelandet – vielleicht auch beides: https://dirkspecht.de/…/wer-hat-vom-russischen-gas…/ und https://dirkspecht.de/…/war-russisches-gas-billig-und…/
Was uns sehr bewusst sein sollte: Bereits in diesen Stichproben tauchen Unternehmen auf, die heute noch aktiv sind. So hatten BASF/Wintershall und Gazprom einen großen Teil der heutigen Strukturen aufgebaut. Ein weiterer größerer Player war E.ON, die das lange selbst betrieben haben, bis dann eben diese heute sogar mit Staatsmitteln gestützte Uniper ausgegliedert und nach Finnland verkauft wurde. Das sind Unternehmen, die vielleicht in der Vergangenheit an diesen Lieferketten ganz erheblich profitierten, ohne dass einer breiteren Allgemeinheit in Haushalten und Wirtschaft ein angemessener Vorteil entstanden ist. Diese Unternehmen sind aber auch heute noch aktiv, teilweise müssen sie jetzt sogar gestützt werden – und es sind teilweise auch diejenigen, die nun in der Wasserstoffwirtschaft wieder auftauchen.
Das sind alles Indizien und ohne Recherche nur Spekulationen, einen anderen Anspruch erhebe ich gar nicht. Zugleich sind es aber genug Hinweise, um Fragen zu stellen und sie weisen auch darauf hin, dass es um mehr geht, als die Vergangenheit aufzuarbeiten: Es geht darum, immer noch aktive Netzwerke still zu legen. Da die in einer Energiekrise wirken, die uns ökonomisch und gesellschaftlich vielleicht vor die größten Herausforderungen seit dem zweiten Weltkrieg stellt, sollte unser Interesse besonders groß sein, diese Sümpfe vollständig auszuleuchten und trocken zu legen.
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