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Affenpocken Schweiz: 416 laborbestätigte Fälle

DMZ –  WISSENSCHAFT ¦ Sarah Koller ¦                  

 

Wir haben festgestellt, dass die Statistik der Affenpockenfälle beschönigt wurde, bzw. offenbar nun andere Richtlinien der Erfassung angewendet werden. Wir wollten u.a. auch eine Antwort auf diese brennende Frage.

 

Ein Mediensprecher des Bundesamtes für Gesundheit BAG erklärt uns, wieso dies geändert wurde. „Bisher haben wir alle in Schweizer Laboren bestätigten Affenpockenfälle veröffentlicht. Seit 17. August 2022 veröffentlichen wir auch rückwirkend nur bestätigte Fälle von Personen mit Wohnsitzadresse in der Schweiz oder dem Fürstentum Liechtenstein.“ Die Veröffentlichung von Fällen mit einem Wohnsitz in der Schweiz und im Fürstentum Lichtenstein sei im Übrigen der Standard für die Erfassung aller Krankheiten.

 

Wir hatten den Eindruck, dass diese „Änderung“ stillschweigend vorgenommen wurde und wollten deshalb wissen, wieso die Bevölkerung nicht bereits im Vorfeld darüber informiert wurde.Die Medienstelle stellt klar: „Parallel zu der Anpassung haben wir die entsprechende Information für die Bevölkerung auf unserer Website aufgeschaltet.“

 

Wann wird der Impfstoff auch in der Schweiz verfügbar sein?

Aufgrund der Entwicklung der Affenpocken-Epidemie in der Schweiz arbeite das BAG seit Wochen intensiv daran, so rasch wie möglich einen Impfstoff gegen die Infektionskrankheit zu beschaffen und diesen besonders gefährdeten Personen zur Verfügung zu stellen. „Den definitiven Beschaffungsentscheid wird der Bundesrat fällen.“ Der Pucjk ist also auch diesmal beim Bundesrat und nicht beim BAG. Laut Mediensprecher sei das BAG auch bereits in Kontakt mit dem Hersteller des Impfstoffes getreten und habe Verhandlungen aufgenommen. „Trotz der intensiven Arbeiten und Abklärungen können wir aktuell noch nicht verbindlich sagen, wann und für welche Zielgruppen ein Impfstoff in der Schweiz tatsächlich bereitgestellt werden kann.“, teilt und die Medienstelle weiter mit.

 

Zulassung

Keiner der auf dem internationalen Markt erhältlichen Impfstoffe sei derzeit in der Schweiz zugelassen. „Medizinische Fachpersonen könnten zwar basierend auf den geltenden gesetzlichen Bestimmungen - unter gewissen Bedingungen – kleinere Mengen von Arzneimitteln und Impfstoffen einführen, die auf dem Schweizer Markt nicht zugelassen sind, um Patienten zu behandeln.“ wird uns mitgeteilt. Die Herstellerfirma Bavarian Nordic sei derzeit aber nur bereit, i Mengen zu liefern. „Deshalb arbeitet das BAG an der Möglichkeit einer zentralen Beschaffung.“

 

Es bleibt zu hoffen, dass hier nicht mehr allzuviel Zeit vergeht und die Schweiz hier endlich vorwärts käme, um nicht weiter das Schlusslicht in der Beschaffung wichtiger Medikamente bleibt.

 

Affenpocken – das Update und Klarheit über Ansteckungsmöglichkeiten

Das Affenpockenvirus kann tage- und sogar wochenlang auf gekühlten Lebensmitteln und im Wasser stabil bleiben, so ein Bericht der Wissenschafts- und Technologiedirektion des US-Heimatschutzministeriums (DHS). Aerosole spielen aber auch eine Rolle.

 

Wegen dem extrem raschen Anstieg der Zahl der Infektionen rief die WHO die höchste Alarmstufe aus. Viele Länder reagieren darauf und bieten Impfungen an. Andere wie die Schweiz, Österreich und Deutschland tun kaum etwas. In Österreich wird beruhigt mit Begründungen, die nur teilweise nachvollziehbar sind. Das grösste Defizit ist wieder einmal die Kommunikation, in allen drei Ländern.

 

Das Versagen geht weiter

Auch Deutschland unternimmt relativ wenig gegen Affenpocken. Kalifornien verhängt den Notstand, die Niederlande rufen Risikopatienten per Brief zur Impfung auf. Die Behörden in Deutschland belassen es dagegen bei Social-Media-Kampagnen und Aufklärung. Dabei gibt es pro Kopf viel mehr Fälle als etwa in den USA. Und der Impfstoff ist auf der ganzen Welt knapp. Die Schweiz führt wie gewohnt die Negativtabelle an und tut genau nichts, ausser „beobachten“. Das Versagen geht weiter.

 

In Deutschland sind im Mai 2022 erstmals Fälle von Affenpocken identifiziert worden. Mit Stand 22.8.2022 sind 3295 Affenpockenfälle aus allen 16 Bundesländern ans RKI übermittelt worden. Darunter auch unter Jugendlichen / Kindern. In der Schweiz sind es 416 laborbestätigte Fälle. In Österreich wurden bislang 217 Fälle von Affenpocken gemeldet (Stand 22.08.2022). Weit über 35800 Fälle sind es weltweit (Stand 22.8.22).

 

Aktueller Wissensstand

Es gibt vieles, was Wissenschaftler immer noch nicht über den Ausbruch wissen, einschliesslich der Gründe, warum es jetzt passiert, wenn die Krankheit historisch in West- und Zentralafrika endemisch geblieben ist. Man weiss, dass hohe Fallzahlen das Risiko steigern, dass das Virus heimisch wird – und für gefährlichere Mutationen.

 

Der DHS Science and Technology-Bericht, der am 12. Juli 22 veröffentlicht wurde, deckt einiges ab, von der Übertragbarkeit bis hin zu infektiösen Dosen. Ein Abschnitt enthält Informationen darüber, was man über die Umweltstabilität des Affenpockenvirus wissen - mit anderen Worten, wie lange es ausserhalb des Körpers überleben kann. Die CDC sagte auch, dass Pockenviren wie Affenpocken in Bettwäsche, Kleidung und Oberflächen besonders gut in dunklen, kühlen, trockenen Umgebungen überleben können. Poröse Materialien wie Bettwäsche und Kleidung können lebende Viren länger beherbergen als nicht poröse Materialien wie Kunststoff, Glas oder Metall, sagte die CDC.

 

Das Virus kann sich durch direkten Kontakt mit dem von ihm verursachten Hautausschlag, Kontakt mit Körperflüssigkeiten, Kontakt mit Atemwegssekreten und intimem Kontakt wie Sex, Küssen, Umarmen und längerem Kontakt von Angesicht zu Angesicht ausbreiten, sagte die CDC. Auch schwangere Frauen können das Virus auf den Fötus übertragen. Darüber hinaus können Menschen das Virus von infizierten Tieren, einschliesslich ihres Fleisches, fangen.

Aber konkrete und deutliche Angaben zu Aerosolen werden (mit Absicht?) nicht gemacht.

 

Übertragungswege – falsche Angaben zur Beruhigung

Mitte 2019 war noch klar, dass nach der zoonotischen Übertragung die Ausbreitung der Affenpocken von Mensch zu Mensch hauptsächlich respiratorisch ist, dies wird heute geflissentlich verschwiegen oder abgestritten. Wissenschaftlich gesehen steht fest, dass sich die Ansteckungsarten von Viren nicht einfach ändern; Der Kontakt mit infektiösen Hautläsionen oder Schorf ist ein weiteres, wenn auch weniger häufiges Mittel zur Ausbreitung von Mensch zu Mensch. Afrikanische Nagetiere und Primaten können das Virus beherbergen und Menschen infizieren, aber der Reservoirwirt ist unbekannt.

 

Auch das National Center for Emerging and Zoonotic Infectious Diseases (NCEZID) bestätigt zuletzt noch am 18. Oktober 2021 die obengenannten Infektionsarten. In einer Studie zu Affenpocken vom 21. Juli 2022 wird gesagt, dass anzunehmen sei, dass die Übertragung von MPXV überwiegend durch direkten Kontakt mit Läsionen oder infizierten Körperflüssigkeiten erfolgt, mit möglicher Beteiligung von Fomiten und grossen Atemtröpfchen.

 

Bei der Studie wurden eine weit verbreitete Oberflächenkontamination identifiziert (66 positive von 73 Proben) in bewohnten Patientenzimmern (MPXV-DNA-Ct-Werte 24·7-38·6), auf persönlicher Schutzausrüstung des Gesundheitspersonals nach Gebrauch und in Ablagebereichen (Ct 26·3-34·3). Fünf von fünfzehn entnommenen Luftproben waren positiv. Bezeichnenderweise waren drei von vier Luftproben, die während eines Bettwäschewechsels im Zimmer eines Patienten gesammelt wurden, positiv (Ct 32·7-35·8). Das replikationskompetente Virus wurde in zwei von vier Proben identifiziert, die für die Virusisolierung ausgewählt wurden, einschliesslich aus Luftproben, die während des Bettwäschewechsels gesammelt wurden.

 

Diese Daten zeigen eine signifikante Kontamination in Isolationseinrichtungen und ein Potenzial für eine Aerosolisierung von MPXV während bestimmter Aktivitäten. Eine PSA-Kontamination wurde nach klinischem Kontakt und Wechsel der Bettwäsche beobachtet.

 

R-Wert für Affenpocken

Laut dem DHS-Bericht wird die grundlegende Reproduktionszahl oder der R-Wert für Affenpocken auf 0,57 bis 0,96 geschätzt, obwohl ein maximaler Wert von 1,25 beobachtet wurde. Die R-Nummer eines Virus bezieht sich darauf, wie viele Personen von jeder infizierten Person infiziert werden.

 

Der R-Wert für den aktuellen Ausbruch ist jedoch nicht bekannt. Es wird angenommen, dass die Übertragungsrate von Affenpocken im Laufe der Zeit zugenommen hat. 

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