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Wegen Affenpocken weltweiter Gesundheitsnotstand ausgerufen

DMZ –  WISSEN / MM ¦ AA ¦                                   

 

Affenpocken sind eine seltene, von Tieren auf Menschen übertragbare Viruserkrankung, die seit den siebziger Jahren vor allem in west- und zentralafrikanischen Ländern endemisch auftritt. Im Mai 2022 wurden die ersten Fälle in Europa registriert, bei denen die Infizierten zuvor nicht in afrikanische Endemiegebiete gereist waren. Seit Anfang Mai wurden außerhalb Afrikas weltweit über 1.800 Fälle von Affenpocken gezählt. Afrika gilt als das Epizentrum der Krankheit. Hier sind bereits 66 Menschen an den Affenpocken gestorben. 

 

WHO ruft höchste internationale Notlage aus

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den Affenpocken-Ausbruch in mehr als 60 Ländern zu einer "Notlage von internationaler Tragweite" erklärt. WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus rief damit am Samstag in Genf die höchste Alarmstufe aus, die sie bei einer Gesundheitsbedrohung verhängen kann.

Die Ausbreitung der Affenpocken wird aus Sicht des Freiburger Virologen Hartmut Hengel „im Moment deutlich unterschätzt“. Sie hätten mindestens das Potenzial, „uns in Zukunft Kopfzerbrechen zu bereiten“, sagte der Ärztliche Direktor des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Freiburg der „Badischen Zeitung“ (Samstag). 

Praktische Folgen hat das nicht. Die Einstufung soll die Regierungen der Mitgliedsländer dazu bewegen, Massnahmen zu ergreifen, um den Ausbruch einzudämmen.

 

 

Sie sollen Ärzte und Kliniken sensibilisieren, bei Verdachtsfällen Schutzmassnahmen treffen und die Bevölkerung aufklären, wie sie sich vor einer Ansteckung schützen kann. Tedros nannte die Zahl von mehr als 16.000 bestätigten Fällen in mehr als 60 Ländern, von denen viele vorher praktisch keine Affenpocken-Fälle kannten. In sechs afrikanischen Ländern, in denen das Virus schon früher auch Menschen infiziert hat, waren es über 240 Fälle. In Österreich wurden laut AGES bisher 99 Fälle von Affenpocken gemeldet (Stand 22. Juli). Die Erkrankung ist meldepflichtig.

 

Das aktuelle Epizentrum des Affenpocken-Ausbruchs ist Europa. Hier wurden 80 Prozent der seit Mai diesen Jahres weltweit bestätigten Infektionen gemeldet. 

 

Symptome

Experten hatten vor einer Weiterverbreitung des Virus, etwa bei bevorstehenden Festivals und Partys, gewarnt. Die Inkubationszeit beträgt laut Robert-Koch-Institut (RKI) 5 bis 21 Tage. Die Symptome (darunter zum Beispiel Fieber und Hautausschlag) verschwinden gewöhnlich innerhalb weniger Wochen von selbst, können bei einigen Menschen aber zu medizinischen Komplikationen und in sehr seltenen Fällen auch zum Tod führen.

Ein Ausschuss aus unabhängigen Fachleuten hatte sich zuvor nicht auf eine gemeinsame Empfehlung geeinigt, ob eine Notlage ausgerufen werden sollte. Die englische Abkürzung für eine Notlage ist PHEIC. Das steht für "public health emergency of international concern".

 

Vorgehen bei Notlagen

Auch den Ausbruch des Coronavirus SARS-CoV-2 hatte die WHO am 30. Januar 2020 als solche Notlage deklariert. Das bedeutet aber nicht, dass die Menschen sich nun bei Affenpocken auf dieselben Massnahmen wie bei der Corona-Pandemie einrichten müssen. Während sich das Coronavirus durch Aerosole mit Virenpartikeln verbreitet, die Infizierte beim Atmen, Sprechen oder Husten ausstossen, erfolgen Infektionen mit Affenpocken nach derzeitigem Wissensstand in der Regel vorwiegend durch engen Körperkontakt.

Die WHO richtet je nach Krankheit bei Bedarf Notfallausschüsse ein, die mit jeweils anderen Fachleuten besetzt werden. Zur Zeit gilt neben der Notlage internationaler Tragweite wegen Corona seit 2020 auch eine Notlage wegen Polio-Ausbrüchen (seit 2014).

 

Abgeschlossene Notlagen waren der Ausbruch der Schweinegrippe H1N1 (2010), des Zika-Virus (2016) und von Ebola (2014-2016 und 2019). Die WHO hatte seinerzeit auch Notfallausschüsse wegen Mers-CoV (2013-2015) und wegen Gelbfieber (2016) einberufen. Die dazu konsultierten Fachleute kamen aber nicht zu dem Schluss, dass eine Notlage internationaler Tragweite erklärt werden sollte.

 

Fälle bei uns:

Deutschland 2268

Schweiz 229

Österreich 99

 

 

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