AT: Nützt die Pflegereform den HeimbewohnerInnen?

(C) Sebastian Duda
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DMZ – MEDIZIN ¦ Markus Golla ¦                                         (C) Sebastian Duda

 

VertretungsNetz – Bewohnervertretung: Jetzt müssen die Maßnahmen auch bei den BewohnerInnen in Pflegeeinrichtungen ankommen.

 

VertretungsNetz – Bewohnervertretung begrüßt die Aufwertung des Pflegeberufs durch ein erstes Maßnahmenpaket von Seiten der Regierung. Das ist ein lang geforderter, überfälliger Schritt in die richtige Richtung, damit den Pflegekräften für eine menschenwürdige Pflege ausreichend Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. „Ob diese Entlastungen aber für die BewohnerInnen in der Langzeitpflege spürbar sind und das Mehr an finanziellen Ressourcen auch direkt den BewohnerInnen zugutekommt, muss sich erst noch zeigen. Jedenfalls können bisherige Versäumnisse nicht von heute auf morgen aufgeholt werden“, so Susanne Jaquemar, Fachbereichsleiterin der Bewohnervertretung bei VertretungsNetz. „Maßnahmen, die heute beschlossen werden, greifen erst mittel- und langfristig. An der akut kritischen Versorgungsituation in Langzeitpflegeeinrichtungen wird sich durch diese Maßnahmen noch nichts ändern.“

 

Freiheitsbeschränkungen

Die Auswirkungen der langwierigen Pflegekrise sind enorm, ist Jaquemar alarmiert: „Pflege- und Betreuungsmangel führen immer wieder zu Beschränkungen der Freiheitsrechte von BewohnerInnen. Es fällt uns auf, dass sedierende Medikamente verstärkt eingesetzt werden. Sie machen mittlerweile fast 50 Prozent aller gemeldeten Freiheitsbeschränkungen aus.“ Notwendige Mobilisierungsmaßnahmen wie Geh- und Bewegungstraining fallen wegen der Personalknappheit immer wieder aus. Stattdessen werden die BewohnerInnen durch freiheitsbeschränkende Maßnahmen wie Sitzhosen, Bettgitter oder verschlossene Türen in ihrer (Rest-)Mobilität beschränkt.

 

Auswirkungen der Reform

„Die Pflegemilliarde ist ein Anfang. Nachdem die Politik tätig geworden ist und Rahmenbedingungen geschaffen hat, müssen auch die Träger von Pflegeeinrichtungen bedürfnisgerechte Care-Arbeit ermöglichen. Das heißt, keine Pflege mit der Stoppuhr, kein fließbandorganisiertes Funktionspflegesystem“, appelliert Jaquemar an die Trägereinrichtungen. Wie nachhaltig die angestoßene Reform wirklich ist, wird sich erst zeigen, wenn eine langfristige Finanzierung der Pflege in Österreich sichergestellt ist und die Pflege endgültig das veraltete Pflegekonzept „warm, satt und sauber“ aufgibt. „Die Maßnahmen der Pflegereform müssen es den Pflegekräften wieder ermöglichen, die Bedürfnisse der BewohnerInnen in den Mittelpunkt zu stellen und für sie ein menschenwürdiges Leben im Heim zu gewährleisten.“

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