
DMZ – KULTUR ¦ Corina Burkhardt ¦
GASTKOMMENTAR
Endlich war es so weit. Die Frankfurter Buchmesse öffnete ihre Tore und ich war hautnah mit dabei. Der Einlass kam wie ein Flughafen Check-in daher, die Durchgänge wurden verbreitert und die Besucheranzahl begrenzt. Wer die Buchmesse in Frankfurt kennt, wusste genau, wie ungewöhnlich das war. Normalerweise krebste man seitwärts durch die Hallen, verstand kaum sein eigenes Wort und stand gefühlt einen Kilometer an, bis man auf die Toilette konnte. Doch dieses Jahr schien alles anders zu sein. Wobei das nicht nur für die Messe galt, denn mir stand das Event des Jahres bevor. Mein Buch «Birds – Der geheime Kompass von Baden» hatte es auf die Shortlist des Selfpublishing Buchpreises geschafft und ich war fest entschlossen, diesen nach Hause zu holen.
Sind Selfpublisher nicht die Laien unter den Autoren und Autorinnen? Nicht unbedingt. Denn das selbstständige Publizieren kennt auch professionelle Macher und Macherinnen und das würdigte die Frankfurter Buchmesse dieses Jahr sogar mit einem Live-Talk zum Thema «Selfpublishing statt Verlag. Von der Freiheit des Schreibens». Als Shortlist Kandidatin durfte ich einige Minuten lang über meinen Autorinnenalltag berichten, was meine Knie ganz schön zum Beben brachte. Ich hoffte inständig, nicht aus Versehen über eines der herumliegenden Studiokabel zu stolpern oder das Mikrophon fallen zu lassen. Nun, so weit kam es zum Glück nicht. Konzentriert ging ich auf die Bühne, hielt stolz mein Jugendbuch in die Kamera und sagte ein paar Sätze, bevor der Spuk auch schon wieder vorbei war. Verglichen mit der abendlichen Preisverleihung glich der Auftritt im Frankfurt Studio lediglich einem flüchtigen Foto mit Blitzlicht.
Der Weg, zum Selfpublishing Buchpreis, führte ein Stück weit entlang des Mains. Ziel war die Romanfabrik, welche im Inneren überschaubar war und gemütlich hergerichtet wurde. Gedimmtes Licht, angenehmes Stimmgewusel und klirrende Gläser durchdrangen den Raum, bevor die Gäste um Punkt acht Uhr innehielten. Nach monatelangem Warten und Bangen war endlich der Moment gekommen, in dem die besten im Selfpublishing veröffentlichten Bücher 2021 gekürt wurden. Die Moderatorin startete mit der Kategorie Lyrik, ging dann zum Sachbuch über, bevor endlich die Kinder- und Jugendbücher an der Reihe waren. Die Zeit schien still zu stehen, während der allesentscheidende Briefumschlag auf die Bühne gebracht wurde. Meine Gedanken schwappten zwischen den Kandidatinnen hin- und her. Wer machte das Rennen? Evelyne, Sabrina oder ich? Die Jury entschied sich für «Aus Asche & Nacht» von Sabrina Milazzo.
Dieses Mal hatte es für meine «Birds» nicht gereicht. Nichtsdestotrotz war der Trip nach Frankfurt eine Bereicherung mit unvergesslichen Eindrücken. Ein nächster Buchpreis wird kommen und wer weiß, vielleicht bin ich da wieder vorne mit dabei. Was auch immer die Zukunft bringen mag, eines ist klar: Meine schriftstellerische Reise hat gerade erst begonnen.
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