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AT: Fit für den Notfall im Kreißsaal Notfalltraining in der Geburtshilfe

(C) HF Pictures
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DMZ –  GESUNDHEIT / WISSEN ¦ Markus Golla ¦   (C) HF Pictures

 

 

Lucy hat es in sich: Von außen wirkt sie nicht besonders auffällig. Doch in Lucys Bauch steckt jede Menge Technik. Bei Lucy handelt es sich nämlich um eine lebensgroße Geburtssimulationspuppe, die am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit/Glan für Trainingszwecke zum Einsatz kommt. Die voll bewegliche schwangere Ganzkörperpuppe mit Neugeborenen-Puppe ermöglicht die Simulation der Notfallversorgung rund um die Geburt und wird zur Weiterbildung des Geburtshilfe-Teams ebenso wie für die Medizinausbildung genutzt. Zusätzlich steht der Abteilung ab sofort auch eine Re-Animationspuppe für die Wiederbelebung von Säuglingen zur Verfügung.

 

Geburtshilfe-Team bildet sich fort

Setzen die Eröffnungswehen ein, beginnt die Geburt. Jetzt muss jeder Handgriff sitzen, jedes Teammitglied seine Rolle kennen und das gemeinsame Vorgehen optimal abgestimmt sein. Die Schwangere heißt Lucy ist 1,67 cm groß, hat dunkles, langes Haar und einen Babybauch. Soweit nichts Ungewöhnliches. Doch bei Lucy handelt es sich um eine Roboterpuppe, die seit Kurzem an der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit/Glan zum Einsatz kommt. Die Neuanschaffung der Gebärsimulationspuppe soll Hebammen, ÄrztInnen und dem medizinischen Nachwuchs an der drittgrößten Geburtsstation Kärntens helfen verschiedene Situationen und Komplikationen bei der Geburt zu trainieren. Ziel ist es für jeden möglichen Ernstfall bestens vorbereitet zu sein.

 

Für Routine in Notfällen

Die Geburtssimulationspuppe besteht aus einem Modell eines weiblichen Körpers mit einem abgedeckten Bauchraum. In diesem befindet sich eine voll gelenkige Babypuppe mit Nabelschnur und Plazenta sowie austauschbare Einsätze, die eine unterschiedlich weite Öffnung des Muttermundes simulieren können. So können die verschiedenen Stadien während einer Geburt sowie Notfallmaßnahmen an Mutter und Kind dargestellt werden.

 

„Sicher und individuell“ soll die Geburt des Kindes sein – so lautet das Motto der Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe des Krankenhauses in St. Veit. „Der Geburtsverlauf ist aber nicht immer vorhersehbar. Es können Komplikationen auftreten, bei denen richtig gehandelt werden muss. Mit Hilfe der schwangeren Geburtssimulationspuppe können wesentliche Handgriffe, Techniken als auch komplexe Handlungsabläufe im Rahmen einer Geburtshilfe- Situation ohne Zeitdruck und individuell wiederholbar geschult und gefestigt werden“, schildert Abteilungsvorstand Prim. Dr. Freydun Ronaghi, MBA.

 

Notfälle im Kreißsaal, wie zum Beispiel Blutungen nach der Geburt oder mit einer Schulterdystokie, kommen seltener vor und ohne Übung kann somit keine Routine entstehen. Mit „Lucy“ können die Geburtshelfer – darunter GynäkologInnen, Hebammen, AnästhesistInnen, Krankenschwestern sowie Kinderkrankenschwestern – auch üben, wie man z. B. mit allen Arten von Blutungen oder Gerinnseln umgeht, ergänzt Fachärztin Dr. Sanja Zuljevic, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, und betont die Notwendigkeit der regelmäßigen Fort- und Weiterbildung der MitarbeiterInnen.

 

Training gibt Sicherheit für den Alltag im Kreißsaal

Die Geburtssimulationspuppe dient aber nicht ausschließlich zum Üben für geburtshilfliche Notfallsituationen. Gerade junge Assistenzärztinnen und Hebammen können hiermit auch physiologische Geburtsabläufe üben, die Öffnung des Muttermundes und den Höhenstand des Kopfes feststellen. Für die leitende Hebamme Bettina Steindorfer, MA ist die Simulatorpuppe ein wichtiges Bindeglied zwischen Theorie und Praxis. Das Team der Geburtshilfe am Krankenhaus St. Veit ist begeistert von der innovativen Neuanschaffung. Bei der Versorgung von Frauen mit geburtshilflichen Notfällen ist eine reibungslose Zusammenarbeit im interdisziplinären Team Voraussetzung. Zusätzlich zur fachlichen Qualifikation wird die Kommunikation, die Teamarbeit und die Entscheidungsfindung deutlich verbessert.

 

Erste Hilfe bei Säuglingen

Die Wiederbelebung eines Neugeborenen zählt zu den seltensten Ereignissen in der Geburtsmedizin. Zum Glück müssen nur etwa 1 % aller Säuglinge reanimiert werden. Doch wenn es z. B. nach der Geburt zum Ernstfall kommt, geht es um Sekunden. Eine gute Vorbereitung ist in so einem Fall das A und O, weswegen das Team der Geburtshilfe am Krankenhaus St. Veit regelmäßig Notfall- und Reanimationstrainings der so kleinen Lebewesen absolviert. Dazu wurde eine hochmoderne Neugeborenen-Reanimationspuppe angeschafft. Die Re-animationspuppe ist dabei einem richtigen Baby sehr ähnlich. Es kann die Beatmung geübt werden. Hier hebt und senkt sich der Brustkorb. Die Herzfrequenz sowie die Schnelligkeit und Intensität der Herz-Lungen-Wiederbelebung bzw. Herz-Druck-Massage kann anhand eines digitalen Messgerätes abgelesen werden. Sogar das Legen eines Tubus, von Infusionen oder Venenweges an der Babyhand oder am Babybein kann an der Re-animationspuppe geübt werden. „Mit der Anschaffung der Hightech-Geburts- und Reanimationssimulatoren können wir die Team-Kommunikation und die Sicherheit in der Betreuung unserer PatientInnen noch weiter verbessern“, fasst Abteilungsvorstand Prim. Dr. Ronaghi, MBA zusammen.

 

Ein Haus mit Herz und Kompetenz

430 Mitarbeiter des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder St. Veit/Glan betreuen in den Fachbereichen Chirurgie, Innere Medizin, Gynäkologie und Geburtshilfe, Anästhesiologie und Intensivmedizin, Palliativstation und Radiologie jährlich 12.650 stationäre Patienten und führen 36.000 ambulante Behandlungen durch.

 

Das Haus ist Lehrkrankenhaus der Medizinischen Universitäten Wien und Graz und führt in Zusammenarbeit mit der MedUni Innsbruck Lehrabteilungen. Das Haus verfügt über ein Brust-, ein viszeralonkologisches Zentrum sowie ein Zentrum für Hernienchirurgie. Seit 2006 kooperiert das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in St. Veit mit dem Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt


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