
DMZ – GESELLSCHAFT / LEBEN ¦ Julia-Mareen Vetter
GASTKOMMENTAR
Oder war es nie vorbei?
Die Zahl der an Corona Erkrankten steigt erneut fast exponentiell.
Einige Menschen sind mittlerweile vollständig geimpft und doch zeigen insbesondere die letzten Wochen, wie viele, ganze Familien, gleichsam bewusst nicht geimpft sind und einzelne Angehörige schwer erkranken.
Die Erwartungshaltung der Angehörigen an uns Mitarbeiter auf der Intensivstation ist enorm. Die Einsicht, dass Corona auch tödlich verlaufen kann, oft zu spät.
Wir haben bislang wenige Fälle, aber leider so schwerwiegend erkrankte Patienten, dass für diese als letzte Option nur noch das ECMO-Verfahren bleibt, um Zeit zu gewinnen, in der die stark geschädigte Lunge Heilungstendenzen aufzeigen soll.
Ich habe die letzten 10 Tage am Stück genau solche Patienten betreut.
Beide schwersterkrankt an der Delta-Variante, isoliert, beide mit ECMO versehen. Tägliche Bauchlagen, erneute Infektwertanstiege, ECMO Kanülenwechsel und -Neuanlage, CT-Fahrt, instabile Kreislaufsituationen, Fokussuche.
Alles war dabei, zwischendrin immerzu ich, bangend zwischen Hoffnung und Trauer, Unverständnis, Frust, körperlicher und mentaler Ermüdung, Enttäuschung.
Wir tun alles was wir können und doch weiß man nie, ob es genügt.
Bei einem Blick auf die Gesellschaft stelle ich mir oft die Frage, was wir aus letztem Jahr gelernt haben? Wiederholen sich Fehler? Können verschiedene Meinungen gefährlich sein? Wie geht es weiter?
Und wieder, wie letztes Jahr auch, besteht bei mir ganz viel Ungewissheit.
(Für die Kritiker, dieses Foto entstand alleine im Pausenraum nach einer zuvor fast zweistündigen ECMO Anlage im Covid Zimmer. Ich war schweißgebadet und meine Stirn ziert der Abdruck der Haube. Die vorherige FFP3 Maske habe ich in der Schleuse gegen eine FFP2 Maske getauscht, wie es bei uns Vorschrift ist.)
Mein Mittelland
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