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Laut einer Studie erkranken Raucher im Vergleich zu Nichtrauchern offenbar überproportional häufig an symptomatischer und schwerer COVID-19. Darauf deuten Daten aus einer britischen Gesundheits-App hin.
Raucher haben ein erhöhtes Risiko für symptomatische und schwere COVID-19. Das lässt sich aus einer Analyse von Daten der „ZOE COVID Symptom Study App“ ableiten, berichten Forscher vom King’s College in London. Mit der App melden Menschen in UK regelmässig, wenn sie sich nicht wohlfühlen und welche Symptome sie haben.
Zwischen dem 24. März 2020 und dem 23. April 2020 lagen Daten zu 2'401'982 Teilnehmern vor, Durchschnittsalter (SD) 43,6 (15,1) Jahre, 63,3% weiblich - 11 Prozent davon waren Raucher.
834'437 (35%) Im Vergleich zu Nichtrauchern meldeten 14 Prozent mehr Raucher in dem Pandemiemonat die typischen drei COVID-19-Symptome: Kurzatmigkeit, Fieber und persistierender Husten. Auch weitere mit Corona assoziierte Symptome wurden überproportional häufig von Rauchern genannt: Bauch- und Kopfweh, Brustschmerzen, Delirium, Diarrhoe, Fatigue, gestörter Geschmackssinn, Heiserkeit, Halskratzen und Myalgien. Raucher berichteten also häufiger über Symptome, die auf eine Diagnose von COVID-19 hindeuten.
Und das Risiko für eine Klinikeinweisung war bei Rauchern mit bestätigter SARS-CoV-2-Infektion im Vergleich sogar doppelt so hoch.
Studie lesen: Current smoking and COVID-19 risk: results from a population symptom app in over 2.4 million people | Thorax (bmj.com)
Auch die Lungenliga meldete mehrfach die Gefahren (auch) im Zusammenhang mit Covid-19: Rauchen öffnet dem Coronavirus Tür und Tor
Rauchen erhöht das Risiko einen schwerwiegenden Verlauf einer Coronavirus-Erkrankung (COVID-19) zu erleiden. Rauchen schwächt das Immunsystem und schädigt die Lunge. Je jünger ein Mensch ist, der mit dem Rauchen beginnt, desto grösser ist die Gefahr, nikotinabhängig zu werden, an akuten Atemwegsinfektionen zu erkranken und an einer chronischen Atemwegs- oder Lungenerkrankung zu sterben. Die Lungenliga Schweiz fordert deshalb einen wirkungsvollen Jugendschutz im Tabakproduktegesetz.
Rauchen verdoppelt das Risiko einer Atemwegsinfektion. Die Zellwände der Lungenbläschen sind durch den Nikotinkonsum weniger stabil. Dadurch könnten Viren wie COVID-19 einfacher in die Zellwände der Lungenbläschen eindringen. Dazu braucht es jedoch weitere Forschungsergebnisse.
Wie erste Untersuchungen zeigen, erhöht sich bei Rauchenden das Risiko um den Faktor 2.4 einen schweren Verlauf der Coronavirus-Erkrankung zu erleiden. Zudem haben Raucherinnen und Raucher häufiger Vorerkrankungen des Herz-/Kreislaufsystems, Krebs- oder chronische Atemwegserkrankungen, die das Risiko eines schweren Verlaufs von COVID-19 zusätzlich erhöhen.
Coronavirus-Infektion: Risikoreduktion durch Rauchstopp
Rauchende Menschen sind grundsätzlich stärker für Atemwegsinfektionen (wie Coronavirus) gefährdet. Ob bei Rauchenden die Krankheit schwerwiegender verläuft, kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht grundsätzlich beantwortet werden. Es ist jedoch zu befürchten, dass sich das Rauchen negativ auf die Intensität der Erkrankung sowie auf deren Heilungsprozess auswirkt.
Rauchen ist unbestrittenen ein wichtiger Risikofaktor für viele Atemwegserkrankungen. Raucherinnen und Raucher haben ein deutlich höheres Risiko für COPD (chronisch-obstruktive Lungenerkrankung). Rund 400'000 Menschen leiden in der Schweiz an COPD. Auch COVID-19 ist eine Atemwegserkrankung, so wie die dazu im Vergleich harmlosere saisonale Grippe. Da Rauchen das Immunsystem schwächt, erhöht es das Risiko für einen schweren Verlauf von Atemwegserkrankungen, dies gilt für die saisonale Grippe und darum wohl auch für COVID-19.
Weiterführende Informationen
Factsheet «COVID-19 und Rauchen: Eine Evaluation der wissenschaftlichen Erkenntnisse» der Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz
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