DMZ – WISSEN ¦ GESUNDHEIT ¦ Walter Fürst ¦
Das Coronavirus hat sich in kürzester Zeit weltweit verbreitet, zehntausende Menschen sind bereits an den Folgen einer Infektion gestorben. Wie kann sich vor einer Erkrankung schützen, eine der häufigsten Fragen in den letzten Monaten? An welchen Orten muss man besonders vorsichtig sein. Bisher scheint vor allem gesichert zu sein, dass man so oft wie möglich Kontakte vermeiden sollte.
Immer wieder liest und hört man von der Tourismus-, Sport- und Gastrolobby, dass es bei ihnen bisher keine Ansteckungen gegeben habe. Aber das ist eine absolut ungesicherte Aussage, da es bisher keine Zahlen gibt, die das belegen würden. Dass im Privaten Umfeld am meisten Ansteckungen geschehen, ist naheliegend. Aber das Virus wird eben genau aus Restaurants, von Veranstaltungen, vom Supermarkt usw. mit nach Hause gebracht und findet sich nicht einfach mal so zuhause.
Kein Schutzkonzept schützt zuverlässig - der beste Schutz bietet das Kontakte vermeiden
Ansteckungsgefahr Corona: Wie wird das Virus übertragen?
Das Coronavirus (SARS-CoV2) wird vor allem über eine Tröpfcheninfektion verbreitet. Hauptansteckungsquelle für eine Corona-Infektion ist also der direkte Kontakt von Mensch zu Mensch über Tröpfchen wie zum Beispiel beim Husten, Niesen oder Sprechen. Kontakte vermeiden, Risikoverminderung.
Eine Forscherin vom Massachusetts Institut of Technology konnte aufzeigen, dass schon kleinste Partikel beim Husten bis zu fünf Meter weit fliegen können, beim Niesen sogar bis zu acht Meter. Daher ist es besonders wichtig, beim Niesen oder Husten den eigenen Arm als Schutz vor den Mund zu halten.
Aerosole
Diese Viruspartikel können sich auch über sogenannte Aerosole in geschlossenen Räumen verteilen, in denen sich Infizierte länger aufhalten. Gesichert ist, dass ein Abstand von mindestens 1,5 Metern das Ansteckungsrisiko deutlich verringert. Ebenso das Maskentragen.
Neuste Studie
Jena führte als erste Stadt in Deutschland Masken im Kampf gegen die Corona-Pandemie ein. Forscher haben jetzt untersucht, wie sehr diese Massnahme die Bevölkerung vor Corona-Infektionen geschützt hat. Demnach verringert ein Mund-Nasen-Schutz das Corona-Infektionsrisiko um fast die Hälfte - durchschnittlich rund 45 Prozent.
Gottesdienste, Volksfeste und Grillpartys haben jüngst gezeigt: Ein einzelner Infizierter kann viele weitere in kürzester Zeit anstecken. Solche schnellen und zahlreichen Übertragungen werden auch Superspreader-Events genannt. Aber auch Orte, an denen man vielleicht nicht mit vielen Menschen nah beieinander ist oder nicht auf den ersten Blick glaubt, sich schnell anstecken zu können, können wahre Virenschleudern sein.
Wie gross die Ansteckungsgefahr durch virenbelastete Teilchen ist, haben US-Forscher vom National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases (NIDDK) mit einer Studie herausgefunden. Dafür massen sie, wie viele Aerosole durch normales Sprechen ausgestossen werden und wie lange die Tröpfchen in der Luft bleiben, bevor sie zu Boden fallen. Die Schwebedauer ist dabei entscheidend für das Risiko, andere Menschen im selben Raum anzustecken.
Orte, an denen das (Corona-)Infektionsrisiko besonders hoch ist, sollte man selbstverständlich möglichst meiden oder besonders auf Abstands- und Hygienemassnahmen achten. An diesen fünf Orten herrscht besonders hohes Ansteckungsrisiko. Laut einer Studie aus China, die 2.147 enge Kontakte von 157 Corona-Infizierten untersucht hat, lässt Rückschlüsse ziehen, wo die Ansteckungsgefahr am grössten ist. Zwei andere Studien aus Asien kommen im Kern zu ähnlichen Ergebnissen. Demnach liegt das Risiko, sich bei einer infizierten Person im Haushalt anzustecken, im Schnitt bei 16 oder 17 Prozent (Studie hier und vorab veröffentlichtes PDF).
1. Innenräume, wie Büros und der eigene Haushalt
Besonders hohe Ansteckungsgefahr herrscht in Innenräumen, vor allem, wenn diese schlecht belüftet sind und sich mehrere Menschen längere Zeit dort gemeinsam aufhalten. Das bestätigt auch die Studie aus China: Vor allem enge und andauernde Kontakte mit Infizierten und das Zusammensein in geschlossenen Räumen, erhöht das Ansteckungsrisiko deutlich – und das passiert vor allem im eigenen Zuhause. Daher ist das Risiko, sich anzustecken im eigenen Haushalt am höchsten. Besonders häufig infizieren sich daher Partner und Familienmitglieder. Kinder nach aktuellem Stand der Forschung noch immer seltener.
2. Öffentliche Verkehrsmittel
Gerade in öffentlichen Verkehrsmitteln zum Feierabendverkehr oder auf stark frequentierten Strecken, ist es schwierig, den nötigen Sicherheitsabstand zu wahren. Bei vielen Menschen und schlechter Luftzirkulation, ist eine Tröpfcheninfektion hier also nicht selten. Ausserdem kommt im öffentlichen Nahverkehr das Risiko von infizierten Haltegriffen oder Türöffnern hinzu. Auch auf Geldautomaten, wie sie oft in Transitzonen stehen, können Viren haften. Wer Aufzug fährt, ist ebenfalls meist mit anderen Menschen auf sehr engem Raum.
Hier gilt: nichts berühren und am besten nicht mehr nutzen.
3. Restaurants und Cafés
An zwei unserer Lieblingsorte herrscht laut der Studie aus China ebenfalls ein besonders hohes Ansteckungsrisiko: im Restaurant und Café. Durch winzige Schwebeteilchen stecken sich in geschlossenen Räumen mehr Menschen mit Covid-19 an als bislang angenommen, sagen auch US-Forscher. Hier kommen viele Menschen für eine längere Zeit in geschlossenen Räumen zusammen. Ausserdem wird beim Essen und Trinken keine Maske getragen, sodass die Partikel, die wir ausatmen, sich leicht in der Luft ausbreiten können. Solche Aerosole können bis durchschnittlich zwölf Minuten in der Luft bleiben, in Restaurants ist das ausreichend Zeit, um sich im ganzen Raum auszubreiten.
Alte Klimaanlagen und Heizungen, die Partikel durch den ganzen Raum verteilen können, sind zusätzliche Schleudern.
Ein Grossteil der Coronavirus-Infektionen wird auch gemäss einer US-Studie zufolge an sogenannten Superspreader-Orten übertragen. Dazu gehören unter anderem Restaurants, Fitnessstudios und Cafés. Die Wissenschaftler der Universität Stanford untersuchten Aufenthalte an mehr als 550.000 Orten – auf der Basis demografischer Daten, epidemiologischer Schätzungen und anonymer Handydaten.
4. Fitnessstudios
Ein Forscherteam aus Südkorea fand heraus, dass acht Fitnesstrainer insgesamt 217 Personen angesteckt haben – Menschen, die in den Fitnessstudios, in denen die Trainer arbeiteten, Kurse belegt haben. Intensive Work-outs in geschlossenen Kursräumen, bei dem eher Aerosole entstehen, führen zu einem hohen Infektionsrisiko.
Deswegen gilt: Sportkurse nur mit viel Abstand in gut gelüfteten Räumen. Trainingsgeräte müssen immer desinfiziert und gut besuchte Kurse vermieden werden, um den Abstand wahren zu können.
5. Supermarkt
Beim Einkaufen sind viele unterschiedliche Menschen auf engem Raum, weshalb die Maskenpflicht auch hier absolut sinnvoll ist.
Grössere Übertragungsrisiken bilden auch Griffe von Einkaufswagen und Einkaufskörbe, denn hier tummeln sich oft viele Keime. Solche Flächen sollten regelmässig desinfiziert werden, genauso wie die eigenen Hände.
Wir berichteten bereits am 11. November 2020:
Also wahrscheinlich doch - Restaurants, Bars und Fitnessstudios sind «Superspreader»-Orte
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