
DMZ – GESUNDHEIT / WISSEN ¦ MM ¦
Das Bundesamt für Gesundheit hat heute Mittag 4560 neue Fälle gemeldet, die in den letzten Tagen positiv auf das Coronavirus getestet wurden.
Damit liegt der 7-Tage-Schnitt bei 5602. Das sind 24 Prozent weniger als in der Vorwoche. Der Trend ist derzeit rückläufig.
Das BAG meldet 142 neue Verstorbene.
Die Positivrate im 7-Tage-Schnitt liegt aktuell bei 24.5 Prozent. Das heisst, von 100 Tests waren im Schnitt rund 24 Tests positiv. Damit bleibt der von der WHO definierte kritische Schwellenwert von 5 Prozent bei weitem überschritten. Gemäss WHO bleibt damit das Risiko derzeit gross, dass die gemeldeten Fallzahlen kein verlässliches Bild der Verbreitung des Virus abgeben. Das Testvolumen im 7-Tage-Schnitt liegt bei 25'634 Tests pro Tag und ist damit im Vergleich zur Vorwoche um 14 Prozent gesunken.
Die Kantone melden aktuell 3966 Personen, die wegen Covid-19 in einem Spital behandelt werden. Das sind gleich viel wie in der Vorwoche.
Höhere Gesundheitsausgaben wegen der Coronakrise
Die Corona-Pandemie führt zu einem leichten Anstieg der Gesundheitsausgaben in den Jahren 2021 und 2022. Die Herbstprognose der Konjunkturforschungsstelle der ETH (KOF) rechnet mit einer Zunahme von 3.3 respektive 3.8 Prozent.
Die entsprechenden Prognosen für die Jahre 2019 und 2020 liegen bei 3.4 respektive 3.1 Prozent. Damit steigen die gesamten Gesundheitsausgaben pro Kopf und Jahr von 9675 Franken im Jahr 2019 auf voraussichtlich 10'431 Franken im Jahr 2022, wie aus der am Dienstag veröffentlichten Prognose hervorgeht.
Grund für die etwas stärkere Beschleunigung beim Wachstumstempo sei der «coronabedingte Fokus auf die Versorgungssicherheit», heisst es im neusten, halbjährlich erscheinenden Bericht. Zudem machten das Virus und die damit verbundene Wirtschaftskrise die Leute krank.
Die wichtigsten Zahlen für die Schweiz
Details aus der Pressekonferenz 17.11.2020 - 14.00 Uhr
- Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle, Bundesamt für Gesundheit BAG
- Andreas Stettbacher, Delegierter des Bundesrates für den Koordinierten Sanitätsdienst (KSD)
Gibt es bald massiv mehr Tests?
Vergangene Woche seien rund 10'000 PCR-Tests mehr durchgeführt worden als diese Woche, sagt ein Journalist. Dafür gebe es keine erkennbare Erklärung, antwortet Masserey. «Es wäre besser, wenn kontinuierlich immer gleich viele, und zwar wirklich viele, Menschen getestet würden. Vielleicht gibt es da auch Verzögerungen im Meldesystem. Wir gehen davon aus, dass die Schnelltests die Gesamtzahl der Tests erhöhen werden.»
Können Schnelltests helfen, die Positivrate zu senken?
Masserey: «Wenn wir mehr Schnelltest durchführen würden, würde die Positivrate sinken.» Damit könnte die Epidemie besser kontrolliert werden. Es liege aber an den Kantonen, diese Kapazitäten auszubauen.
Vorbereitung für Impfungen laufen
Derzeit würden viele Logistik-Arbeiten im Hinblick aufs Impfen laufen, betont Masserey. Die Armee werde für die Lagerung und Verteilung des Impfstoffs in die Kantone zuständig sein, ergänzt Stettbacher.
Nach einem möglichen Shutdown gefragt, weichen die Experten aus. «Bei einem harten Lockdown würde man vermutlich die Anzahl Fälle beträchtlich runterkriegen. Man läuft aber auch in Gefahr, dass die Zahlen wieder massiv steigen, sobald man lockert. Diese Jojo-Effekte muss man unbedingt vermeiden», so Masserey.
Sind Massentest in der Schweiz geplant?
Überlegt sich das BAG auch Massentestes zu machen, wie sich das Österreich derzeit überlegt? Masserey sagt, das BAG werde das Geschehen im Ausland genau verfolgen und dann die Resultate in die Überlegungen miteinbeziehen. Allerdings seine die derzeit verfügbaren Tests nicht für Massentests validiert.
Oberstes Ziel: Spitalüberlastung zu verhindern
Eine Journalistin will wissen, ob das BAG die Bevölkerung nicht verunsichere mit der erneuten Prognose der Spitalüberlastung, die bisher nicht eingetroffen sei. Masserey betont, dass die Prognosen ja dazu da seien, zu warnen und nicht einzutreten. «Das oberste Ziel ist es, eine Spitalüberlastung zu verhindern.»
Stettbacher ergänzt: «Die Intensivstationen sind sehr stark ausgelastet, aber sie haben zusätzliche Reserven aufgebaut.». Die Lage sei herausfordernd.
Wer soll zuerst geimpft werden?
Masserey sagt, um das zu sagen, seien derzeit schlicht zu wenig Informationen zu den möglichen Impfungen erhältlich. Es gelte sicher die Risikogruppen zuerst zu schützen. Eine allgemeine Impfpflicht sei sicher nicht vorgesehen – allenfalls sieht das Epidemiengesetz eine Impfpflicht für gewisse Personengruppen vor, etwa Pflegende. Das werde man dann anschauen müssen, dazu sei noch nichts entschieden.
BAG-Expertin ruft zu mehr Geduld auf
Das Wichtigste sei, Distanz zu wahren und die Kontakte einzuschränken, sagt Masserey weiter. Wie man das erreiche, dazu gebe es verschiedene Massnahmen. «Die Schweiz hat sich für einen Mittelweg entschieden. Wir schränken die Aktivitäten so weit wie nötig ein, wollen das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben aber möglichst laufen lassen. Der sich abzeichnende Rückgang der Fallzahlen reicht noch nicht aus. Aber da es eine Verzögerung gibt bei den Todesfällen und Hospitalisationen gibt, brauchen wir noch etwas Geduld», sagt Masserey.
Funktionieren die Schnelltests gut?
Bezüglich Schnelltests könne sie noch keine Schlussforderungen ziehen, sagt Masserey weiter. Es brauche wohl noch mehr Zeit, um beurteilen zu können, ob die Schnelltests bei den Hausärzten gut funktionieren. «Ich habe keine Kenntnis davon, dass das besonders kritisch sein sollte.»
Masserey: «Anhaltspunkte, dass Massnahmen Wirkung zeigen»
Die Science-Taskforce empfiehlt weitere Massnahmen wie etwa die Schliessung der Restaurants. Masserey vom BAG sagt dazu: «Das sind Überlegungen, die wir auch ständig anstellen. Wir schauen die Entwicklung der Daten an und überlegen, welche Massnahmen sinnvoll sind. Das ist aber eine politische Entscheidung.»
Es gebe Anhaltspunkte, dass die bisher getroffenen Massnahmen bereits Wirkung zeigen. «Wir gehen davon aus, dass die Verlangsamung auf die Massnahmen zurückzuführen ist. Doch entscheidend ist das Verhalten der Bevölkerung.» Man sei vorsichtig optimistisch, so Masserey.
Wie hoch liegt die aktuelle Testkapazität?
Virginie Masserey sagt, die Testkapazität liege derzeit sehr hoch, da man ja jetzt auch den Schnelltest habe. Es gebe also eigentlich mehr Kapazität als die Anzahl Tests, die derzeit durchgeführt werden. «Wir wissen eigentlich nicht, weshalb die Anzahl Tests derzeit zurückgeht.»
Todesfälle hinken drei Wochen nach
Die Mortalitätsrate ist immer noch sehr hoch. Ein Journalist möchte wissen, wieso derzeit in der Schweiz so viele Menschen sterben, während die Infektionsrate zurückzugehen scheint. «Es gibt so viele Tote, weil es eine sehr schwere Krankheit ist. Bei den Hospitalisationen und Todesfällen gibt es zudem eine Verzögerung von zirka drei Wochen. Sie zeigen sich also etwas später in der Statistik», erklärt Masserey.
Andreas Stettbacher: «Die zertifizierten Intensivbetten sind praktisch ausgelastet»
Andreas Stettbacher vom Koordinierten Sanitätsdienst (KSD): «In der Schweiz gibt es 876 zertifizierte Intensivbetten.» Schweizweit gebe es heute zusätzlich 240 freie, nicht zertifizierte Intensivbetten. Diese wurden zusätzlich geschaffen. «Die zertifizierten Betten sind schweizweit praktisch ausgelastet.» Patienten aus stark ausgelasteten Regionen werden zunehmend in andere Regionen verlegt. Damit werde sichergestellt, dass die Aufnahmekapazität an jedem Ort sichergestellt bleibe. «Wir rufen die Spitäler auf, ab 80 Prozent Auslastung, Intensivpatienten zu verlegen.»
Spitäler verfügen noch über kleine Reserven
In 150 Akutspitälern werde aktuell zweimal täglich die Bettenbelegung erhoben, es gebe schweizweit fast 24'000 Betten, erklärt Andreas Stettbacher, Delegierter des Bundesrates für den Koordinierten Sanitätsdienst (KSD). «Gesamthaft stehen 22'211 Akutbetten zur Verfügung, davon sind 16'889 belegt. Es gibt eine Reserve von 24 Prozent. Von den Intensivbetten sind noch 21 Prozent verfügbar.»
In beiden Bereichen gebe es eine leichte Zunahme an Patienten, so Stettbacher weiter. 18.7 Prozent der Patienten in den Akutbetten seien Covid-19-Patienten. Auf den Intensivstationen sind 60.2 Prozent aller Patienten an Corona erkrankt. In beiden Bereichen steigt die Zahl der Corona-Patienten weiter an.
Masserey: «Wir müssen die Massnahmen unbedingt aufrechterhalten»
Virginie Masserey vom BAG sagt, die Lage in den Spitälern bleibt trotz Stabilisierung der Infektionszahlen angespannt. Die Zahlen der Menschen in Intensivpflege nehme weiterhin zu, wenn auch langsamer als bisher. «Wir müssen die Massnahmen deshalb unbedingt aufrechterhalten. Es bleibt die einzige Möglichkeit den Druck aus dem Gesundheitswesen zu nehmen.» Auch bliebe bei so hohen Fallzahlen das Contact Tracing in den Kantonen sehr schwierig.
Masserey: «Die Lage ist nach wie vor besorgniserregend»
Wir begrüssen Sie zum Liveticker über die heutige Medienkonferenz des Bundes. Als Erstes spricht Expertin Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle des Bundesamtes für Gesundheit.
«Die Anzahl der gemeldeten Neuinfektioen und Hospitalisationen bleibt hoch. Die Lage ist nach wie vor besorgniserregend», betont die Expertin. «Wir sehen allerdings eine erste Stabilisierung, wenn nicht sogar einen leichten Rückgang.»
Quellen:
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BAG - Neumeldungen beinhalten Nachmeldungen der Vortage. Die Zahlen werden an Werktagen aktualisiert, kurz nach Mittag.
Quelle: BAG, Stand der Daten: 05.11. - SRF - https://www.srf.ch/news/schweiz/coronavirus-so-entwickeln-sich-die-corona-zahlen-in-der-schweiz
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