Lage der Spitäler - Intensivstation Solothurn 100% ausgelastet
DMZ – GESUNDHEIT / WISSEN ¦ MM ¦
Seit Anfang Oktober verdoppeln sich nicht nur die Neuinfektionen – auch die Hospitalisierungen aufgrund des Coronavirus steigen wieder rasant. Deshalb ist in der nächsten Zeit die Frage
entscheidend: Wie stark wird die zweite Welle die Schweizer Spitäler auslasten oder gar überlasten?
Um diese Frage früher und besser zu beantworten, hat ein Forscherteam der ETH um Professor Thomas Van Boeckel ein Monitoring-System, Link öffnet in einem neuen Fenster entwickelt. Mit
dem Monitoring soll die Situation auf den Intensivstationen genau erfasst werden. Die Daten sollen helfen, die Entwicklung der Auslastung besser vorhersagen zu können. Die Zahlen werden von den
Intensivstationen der Spitäler erfasst und vom IES-System des koordinierten Sanitätsdienstes der Schweizer Armee gesammelt. Sie werden aktuell nur auf Kantonsebene publiziert.
Lage in den Spitäler
Hospitalisierte
Vergleich Vorwoche
Auslastung Intensivstationen
874
+122%
66%
Wenn Erkrankte in ein Spital eingewiesen werden, dauert es bei schweren Covid-19-Verläufen zwischen fünf und zehn Tage, bis sie auf der Intensivstation landen. Die von Montag bis Freitag
aktualisierten Daten zeigen, wie die zweite Welle der Pandemie die Spitäler trifft. Die ersten Spitäler haben ihre Intensivstationen (IPS) bereits voll und verlegen neue Patientinnen und
Patienten in andere Spitäler. Die Grafik zur Auslastung der Betten durch Covid-19-Erkrankte und anderweitig Erkrankte sowie die Anzahl noch freier IPS-Betten zeigt, wie sich die
Situation entwickelt.
Auslastung Betten auf Intensivstationen
Letzte Aktualisierung: 19.10., Quelle: icumonitoring.ch
Im Vergleich zeigt sich, dass die IPS-Stationen im Frühling nur dank zusätzlicher, mobiler Betten nicht überlastet wurden. Im Moment ist man noch weit davon entfernt – der Anteil an
Covid-19-Erkrankten in Intensivstationen ist an den meisten Orten noch überschaubar. Dennoch warnen Spitäler in Schwyz oder im Wallis, Link öffnet in einem neuen Fenster vor
einer nahen Überlastung. Denn wenn ein Bett mal belegt ist, bleibt es das über mehrere Wochen. Und auch wenn mit dem Verzicht von Wahloperationen mittelfristig ein Teil der Betten frei wird, so
ist doch weiterhin mit Nicht-Corona-Notfällen zu rechnen.
Rund zwei Drittel der Corona-Fälle mit schwerem Verlauf, die in den IPS-Betten gepflegt werden, müssen über längere Zeit künstlich beatmet werden. Folgende Grafik zeigt die Beanspruchung der
Beatmungsgeräte, sowohl durch Covid-19-Erkrankte als auch durch anderweitig Erkrankte. Auch hier zeichnet sich schweizweit aktuell noch kein Engpass ab.
Doch wie gut sind diese Daten? Thierry Fumeaux, Mitglied der «Swiss National COVID-19 Science Task Force» und ehemaliger Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Intensivmedizin SGI, war am
Aufbau von «ICU-Monitoring» beteiligt. Man habe seit März hart daran gearbeitet, die Qualität der Daten zu verbessern, sagt Fumeaux: «Es ist unerlässlich, dass diese Informationen vollständig,
genau und aktuell sind. Die SGI hat ihre Mitglieder daran erinnert, und die Leiter der einzelnen Intensivstationen sind dafür verantwortlich, die in der IES dokumentierten Daten täglich zu
überprüfen. Es ist auch wichtig, dass Spitäler und Kantone die Qualität dieser Daten sicherstellen.» Nur so sei es möglich, eine verlässliche 7-Tage-Prognose zu liefern.
Nicht alle Kantone verfügen über Spitäler mit grossen Intensivstationen. In diesen Fällen werden Erkrankte in umliegende Spitäler verlegt. Um die Zahlen trotzdem auf ein kantonales Niveau
herunter zu brechen, zeigt die Tabelle die von den Kantonen gemeldete Anzahl von Covid-19-Fällen auf den IPS-Stationen. Zusätzlich werden alle von ICU-Monitoring registrierten belegten
IPS-Betten sowie die Auslastung aller verfügbaren IPS-Betten in Prozent gezeigt – egal, ob sie von Covid-19-Fällen oder anderweitig Erkrankten belegt sind. Anhand des Modells des
ETH-Forscherteams lässt sich ausserdem ein 7-Tage-Trend prognostizieren: Steigt die Auslastung in der nächsten Woche, zeigt der Pfeil nach oben. Bleibt die Situation stabil, zeigt der
Pfeil nach rechts.
Solothurn
keine Daten
25
100%
Schwyz
keine Daten
9
82%
Neuenburg
3
8
80%
Freiburg
6
19
79%
Waadt
19
67
76%
Schaffhausen
1
6
75%
Aargau
5
37
74%
St. Gallen
7
40
73%
Bern
12
78
70%
Genf
7
36
69%
Graubünden
2
11
69%
Basel-Stadt
3
34
68%
Jura
0
4
67%
Luzern
3
36
67%
Zürich
keine Daten
214
65%
Basel-Landschaft
2
10
63%
Zug
1
5
63%
Thurgau
5
19
51%
Uri
keine Daten
3
50%
Wallis
5
15
48%
Tessin
2
27
40%
Nidwalden
1
2
33%
Glarus
0
2
22%
Appenzell A. Rh.
1
2
20%
Appenzell I. Rh.
keine IPS
Obwalden
keine IPS
Die Auslastung der Spitäler ist in der aktuellen Corona-Krise von zentraler Bedeutung. Stossen die Spitäler und speziell die Intensivstationen an ihre Kapazitätsgrenzen, kommt es zu einer
Selektierung der Patienten. Das heisst, die Ärzte müssen entscheiden, welche Patienten behandelt werden sollen und welche nicht. Für diese nicht wünschenswerte und für alle belastende Situation
hat die Schweizerische Akademie der Wissenschaften zusammen mit der Schweizerischen Gesellschaft für Intensivmedizin Richtlinien definiert, die bei der Triage von IPS-Engpässen, Link öffnet
in einem neuen Fenster angewandt werden sollen. Demgemäss sollen vor allem Patientinnen und Patienten ein IPS-Bett bekommen, deren kurzfristige Prognose am vielversprechendsten ist.
Quellen:
https://icumonitoring.ch/
SRF
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