DMZ – BILDUNG ¦ Anton Aeberhard ¦
Chemtrails, 5G, WHO, Bill Gates, Bargeld, Reptiloide oder Illuminaten - Verschwörungstheorien sind nicht tot zu kriegen. Gerade in Zeiten wie diesen suchen Menschen nach einfachen Wahrheiten für eine komplizierte Welt. Die Erde ist eine Scheibe. Angela Merkel ist ein Reptiloid. Die Welt wird von Illuminaten regiert. Kondensstreifen am Himmel sind Chemtrails, die uns vergiften.
Seit Jahrhunderten verbreiten bestimmte Gruppierungen immer wieder mehr oder weniger abstruse Geschichten. Nach "Corona" ist "Verschwörung" gefühlt gerade das meist gehörte und geschriebene Wort. Ein Grund dafür: Verschwörungstheorien im Internet zu verbreiten, ist ein boomendes Geschäft.
Dubiose Webseiten verdienen damit Millionen - diese Werbeeinnahmen (mindestens 25 Millionen Dollar pro Jahr) verschaffen ihnen Google, Amazon & Co. Im Zusammenhang mit Corona können falsche Informationen Menschen allerdings das Leben kosten. Das geht aus einer Studie des Global Disinformation Index (GDI) hervor. Dahinter steckt eine Forschergruppe aus Grossbritannien, die Fake-News-Seiten aufdeckt und ihre Risiken bewertet.
Die Ergebnisse der Studie zeigen: Google allein sorgt bei Webseiten, die Verschwörungstheorien und Falschinformationen zu Corona verbreiten, für Einnahmen in Höhe von 19 Millionen Dollar. Auch die amerikanische Werbeplattform von Amazon beschert solchen Internetseiten Summen von rund 1,7 Millionen Dollar. Der Anzeigenanbieter OpenX wickelt rund 10 Prozent der Einnahmen ab.
Technologieriesen wie Google, Amazon und Co. haben sich verpflichtet, gegen Fehlinformationen und Hassrede durchzugreifen. Die Forschergruppe des GDI glaubt allerdings, dass diese Plattformen mehr tun müssen, um die Verbreitung falscher Informationen einzudämmen. "Viele Unternehmen sprechen öffentlich über ihr Engagement bei der Demonetarisierung von hasserfüllten und schädlichen Inhalten vor allem im Zusammenhang mit der Pandemie. Diese Aussagen stimmen allerdings nicht mit dem überein, was unsere Daten zeigen", sagte Danny Rogers, Mitgründer des Global Disinformation Index, Bloomberg.
Verschwörungstheorien können Leben kosten
Die GDI-Forscher warnen vor den gesellschaftlichen Schäden, die Verschwörungstheorien anrichten und im Zusammenhang mit dem Coronavirus sogar das Leben kosten können. Unter den Anzeigen, die auf solch fragwürdigen Seiten landeten, waren auch die Inserate bekannter internationaler Marken wie L'Oréal, Seat, Merck oder Canon.
Die GDI-Analysten haben zwischen Januar und Juni insgesamt 480 Webseiten untersucht, die Verschwörungstheorien über die Corona-Pandemie streuen. Dabei haben sie geschätzt, wie hoch der Anteil an Werbeeinnahmen der Tech-Plattformen Google, Amazon und Co. an diese Internetseiten ausfällt. Dabei beschränkte sich die Studie auf die Analyse englischsprachiger Internetseiten und die dort auftauchenden Werbeanzeigen. Social-Media-Seiten wurden nicht berücksichtigt. Die Gesamteinnahmen durch Falschinformationen im Netz dürften also noch wesentlich höher liegen.
Quelle:
- https://www.br.de/nachrichten/kultur/warum-menschen-an-verschwoerungstheorien-glauben,S0lDsKm
- https://disinformationindex.org/
- https://www.br.de/nachrichten/kultur/alte-feindbilder-verschwoerungsmythen-in-corona-zeiten,RzVzK2q
- https://disinformationindex.org/wp-content/uploads/2020/07/GDI_Ad-funded-COVID-19-Disinformation-1.pdf
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