
DMZ – SPORT / POLITIK ¦ Walter Fürst ¦
KOMMENTAR
Ein weiteres Mal bricht der Bundesrat unter Druck von Aussen ein. Der Staat wirft 350 Millionen Franken für den Profifussball und das Eishockey auf. Für den Grossteil der Bevölkerung völlig unverständlich. Kinderarmut, Arbeitslosigkeit, Armut, soziale Defizite u.v.m. Wo bleibt die Unterstützung für Bedürftige? Ist es notwendig Millionenunternehmungen zu sponsern?
Der Sport soll nochmals Geld vom Bund erhalten, und zwar reichlich. Dies hat der Bundesrat am Mittwoch beschlossen. Bereits Ende März wurden 100 Millionen für die Unterstützung des Schweizer Sportes bereitgestellt – 50 Millionen für den Spitzensport, 50 Millionen für den Breitensport. Nun soll substanziell nachgebessert werden. Insgesamt 350 Millionen Franken an rückzahlbaren Darlehen werden allein den professionellen Fussball- und Eishockeyklubs über die nächsten zwei Jahre zur Verfügung gestellt. Es scheint, dass egal wer Druck aufsetzt, der Bunderat darunter einbricht.
Bundesrätin Viola Amherd sagt dazu gegenüber SRF: "Ja, das sind grosse Beträge. Doch diese Profiligen sind jetzt in einer schwierigen Situation. Die Krise schlägt auch auf den Sport durch. Wenn wir hier keine Unterstützung leisten, riskieren wir, dass die Profistrukturen zum Teil verloren gehen. Damit wäre Nachwuchsförderung nicht mehr möglich. Der Sport ist aber auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Wir haben in der Schweiz insgesamt rund 100'000 Jobs im Sportbereich. Der Sport trägt 1.7 Prozent zum Bruttoinlandprodukt bei. Er ist wirtschaftlich wichtig, aber auch für die gesamte Bevölkerung, die sich dafür begeistert. Diese 350 Millionen sind zudem Darlehen, die von den Klubs zurückgezahlt werden müssen."
Eine erste Tranche von 175 Millionen ist für 2020 eingeplant. Zwar darf ab dem 8. Juni wieder Fussball gespielt werden, doch wird die unterbrochene Saison mittels Geisterspielen beendet werden müssen – mit den entsprechenden finanziellen Konsequenzen für die Vereine. Dass die kommende Eishockey- und Fussballsaison wieder unter Fangesängen in den Stadien anlaufen wird, ist wenig wahrscheinlich. Und so dürfte schon jetzt feststehen, dass 2021 die zweite vom Bundesrat in Aussicht gestellte Tranche von 175 Millionen Franken fällig wird.
Positive Bedingungen?
Der Bundesrat hat sich mit den Ligen schriftlich darauf verständigt, dass die Klubs die Spielerlöhne nicht erhöhen, solange sie ein Darlehen vom Bund haben. Gleichzeitig verpflichten sich die Ligen, dafür zu sorgen, dass die Löhne in den nächsten drei Jahren um 20 Prozent sinken, Boni und Prämien inklusive.
"Ich glaube, das ist ein wichtiger Schritt, da können wir sogar Einsicht nehmen in die Bücher und das kontrollieren. Wir können natürlich keine Arbeitsverträge ausser Kraft setzen. Aber immerhin haben wir so die Möglichkeit, eine Deckelung und sogar eine Reduktion der Löhne zu bewirken," sagt Viola Amherd.
Dass der Bund die Darlehen an Bedingungen knüpft, ist richtig und notwendig, bzw. Voraussetzung. Wichtig ist vor allem, dass die Steuergelder nicht dazu verwendet werden, die Millionengehälter gewisser Spitzenspieler zu subventionieren. Denn es ist schlicht nicht die Aufgabe des Staates, Sportmillionären den Lebensstandard in der Krise zu finanzieren. Das wäre den Steuerzahlern nicht mehr vermittelbar.
Vielerorts stellt sich berechtigterweise schon jetzt die Frage, weshalb sich der Staat nun auch in diesem Bereich engagiert. Dass der Bund von den Verbänden verlangt, einen Krisenfonds zu schaffen, der den Ligabetrieb in Zukunft während mindestens sechs Monaten zu decken vermag, hat Symbolgehalt und ist trotzdem schockierend, dass dies erst noch "vorgeschlagen" werden muss. Wie schlecht die Verbände "geschäften" zeigt auch dieser Umstand. Der Bundesrat konnte fast nicht anders, als auch hier Gelder zu sprechen - der Druck wurde zu gross. Wie bereits bei der Wirtschaft.
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