Gesellschaft / Leben · 05. März 2020

Die Antwort kennen allein die Historiker der Zukunft

DMZ - GESELLSCHAFT / LEBEN ¦ Daniel Birkhofer ¦

"Wir Verdrängungskünstler: Wie das Coronavirus uns verändert

Leugnen, bis es nicht mehr geht: Der Mensch überspielt die ernsten Gefahren nach Möglichkeit. Und er hat Mühe, zu akzeptieren, dass ein kleines Virus so viel stärker ist als er selbst."

... was bin ich für ein Rauschleser, wenn ich Zizek lese!

Seit vielen Jahren inspirieren mich seine "schlicht" erscheinenden Gedanken sehr... Ein Hegelianer mit der Würze des fragenden Sokrates...!

Die Antworten liefern immer die "Historiker" - auch wenn es sehr oft nicht der "Geschichtlichkeit" (siehe M. Foucault dazu) unterworfene Beantwortungsversuche sind, sondern reine Beschreibungen mit anschliessenden Deutungen/Interpretationen eines NIE Direktbeteiligten... "Post hoc" (etwas salop formuliert: im Nachhinein) scheinen wir Menschen "stärker" zu sein, als den aktuellen Herausforderungen wirklich begegnen zu können und vor allem zu wollen...

Von daher sind die Fragen von Zizek in diesem Artikel einmal mehr sehr treffend:

(Zizek in diesem Beitrag) "Solidarität oder pures Überleben?

Doch diese Akzeptanz kann zwei Richtungen einschlagen. Es kann eine schlichte Renormalisierung von Krankheit bedeuten: Okay, da werden Menschen sterben, aber das Leben geht weiter, und vielleicht ergeben sich sogar ein paar gute Nebenwirkungen. Oder das Akzeptieren kann uns dazu bringen, uns ohne Panik und Illusionen zu engagieren.

Wäre dies das Fundament für kollektive Solidarität?

Oder ist es dessen Gegenteil, weil sich alle bloss um das eigene Wohlergehen (und Überleben) kümmern?

Das ist die grosse Frage dieser Tage. Die Antwort kennen allein die Historiker der Zukunft."

"Post hoc" werden wir es beschreibenderweise "besser" wissen..., ausser: wir versuchen, "über den Gartenzaun hinaus zu denken" oder wie Hannah Arendt es schön formulierte: "Denken ohne Geländer"...