
DMZ - KOLUMNE ¦ Matthias Walter
Liebe Leserinnen und Leser,
herzlich willkommen zur ersten Ausgabe von Egert vs. Walter – Der Fußballtalk! In diesem neuen Format diskutieren Andreas Egert und ich, Matthias Walter, über die schönste Nebensache der Welt: den Fußball. Mit Leidenschaft, Expertise und einem Augenzwinkern werfen wir einen Blick auf aktuelle Entwicklungen, historische Momente und alles, was das Fußballherz begehrt. Viel Spaß beim Lesen!
Persönliche Fußballgeschichten
Walter: Andreas, das freut mich sehr – was ein großartiges Format! Es wird über vieles zu sprechen sein. Ich weiß ja, du bist ein leidenschaftlicher Fußballfan. Dem Fußball war ich auch schon sehr früh in meinem Leben verbunden. Das fing, wie bei so vielen (bei dir auch?), auf dem Bolzplatz an. Meine Erfahrung mit dem Profifußball setzt dann, sehr viel später als bei dir, du Haudegen *lach*, bei der Meisterschaft von König Otto an. Lautern wird direkt nach Wiederaufstieg Meister – einzigartig und historisch. Klinsmanns Tritt in die Werbetonne zähle ich auch noch zu meinen ersten Eindrücken. Wie war das bei dir so?
Egert: Da würde ich dann einwenden: Das Wort Fan sehe ich problematisch, es verhindert notwendige Distanz, wenn man nur eine Vereinsbrille nutzt, so kommen wir schon voran. Ich liebe das Spiel mehr als einzelne Mannschaften, wiewohl es gewisse Sympathien gibt. Zum Fußball gehört Papa, er hatte den Spitznamen Trappatoni weg. Kurz noch zu meiner Fußballerei: Kaum etwas vermisse ich mehr, als auf der Wiese zu stehen, Bälle zu verteilen, Tore einzuleiten oder zu schießen. Seit meiner Knöchel-OP 2007 habe ich leidenschaftlich vom Verein in der Jugend (SV Kriftel) bis zum Unifußball der Germanisten gespielt. Anfangs eher als Zehn, dann als Libero, irgendwann war ich sogar eher Torwart, eine echte Evolution. Bei Tornado Kriftel habe ich mal 64 Tore in einer Spielzeit geschossen.
Walter: Oh, kein Eintracht-Fan?
Egert: Stuttgart vor Eintracht, aber zum Fan tauge ich nicht.
Walter: Da kommt mir das Trio Elber, Balakov, Bobic direkt in den Sinn.
Egert: Bei mir noch eher Hansi Müller, Allgöwer, Didier Six, Karlheinz Förster. Ende der 70er stieg man wieder auf und spielte gleich oben mit, Gladbach mit Simonsen war mir noch davor recht sympathisch. Väterlicherseits führte kein Weg am Fußball vorbei, er was eher Lauterer, Fritz Walter und Co.
Walter: Man merkt, du bist ein paar Tage älter und bist mehr Experte *lach*. Sehr interessant, das sind mal Einblicke, die ich so noch gar nicht bekommen habe. Fußball-Geschichte eben, sehr gut.
Champions League: Der neue Modus
Walter: Nun, wir haben über die finale Phase der Champions League zu reden. Die Halbfinals stehen an. Überraschenderweise ohne Manchester City und Real Madrid, das ist schon schockierend. Aber nochmal „von vorne“: Erklär’ mir und unseren Lesern, die es auch nicht so richtig durchschaut haben, nochmal diesen neuen Gruppen-Modus der CL.
Egert: Genau. Zum Modus: Erstmals gab es keine Vorrunde im Gruppenmodus, wo man immer in Hin- und Rückspielen zwei Mannschaften fürs Achtelfinale, zwischendurch gab es mal eine Zwischenrunde, ermittelt hat. Die Vorrunde war so eine wilde Liga, weil es eine Tabelle gab, obwohl alle Mannschaften andere Gegner hatten. Man muss sich nur mal die zugelosten Gegner von Dinamo Zagreb und Roter Stern Belgrad, zwei eher ärmere Kirchenmäuse der Königsklasse, anschauen. Roter Stern hatte das deutlich schwerere Programm, wie man da eine Tabelle herstellen kann, ist mir rätselhaft. Grob unsportlich hat man freilich die Spannung am letzten Spieltag, wenn kreuz und quer alle Spiele zeitgleich stattfanden, erhöht. Unterhaltungsindustrie vor Sport also wieder einmal. Und dann kommt ja noch die Club-WM im Juni, erstmals im großen Format, wie jetzt alle vier Jahre.
Analyse der Champions-League-Halbfinals
Walter: Um den Bogen wieder zur CL zu schlagen: Die Deutschen sind diesmal leider nicht im Halbfinale vertreten. Dortmund immer wieder mal im Schlingerkurs, aber mit beachtlicher Leistung gegen Barcelona im Rückspiel, darauf können die Borussen stolz sein. Die Bayern mit Kompany waren gegen Inter sicherlich nicht die schlechtere Mannschaft, oder? Kompany hat sich auch anpassungsfähig gezeigt. In der CL kannst du natürlich nicht so spielen wie im Bundesliga-Alltag, und das ist nichts gegen unsere Liga. Die Münchener waren zweifelsfrei Mitfavorit, Inter halt traditionell stark. Schockiert bin ich darüber, dass Real Madrids Weltauswahl, so will ich sie mal nennen, gegen Arsenal untergegangen ist, auch wenn die Londoner saustark sind. Erschüttert bin ich auch von Manchester City. Ich hätte gedacht, dieses Taktik-Geniewerk unter Ägide des großen Pep Guardiola wird nicht zu entschlüsseln sein, auch wenn es Inter im Finale gegen die Citizens dazumal sehr gut gemacht hat. Und die Real-Spiele zuvor waren natürlich auch sehr knapp. Ich erinnere an das Unentschieden in England mit zahlreichen Toren; eine Sternstunde des Fußballs, allerhöchstes Niveau. Hin- und Rückspiele stets ein Fest! Vielleicht haben wir aber auch exemplarisch „vorgeführt“ bekommen, was es heißt, einen Schlüsselspieler zu verlieren. Rodri war der Dreh- und Angelpunkt. Und Pep vielleicht doch nicht allmächtig, natürlich nicht. City konnte diesen Verlust nicht auffangen, sie zerfielen ja auch in der Premier League regelrecht. Ich wiederhole: schockierend, auch wenn die englische Liga sehr, sehr stark ist.
Egert: Die englische Liga ist stark, keine Frage, hat ja auch die besten Fernsehverträge, aber oft genug fehlt im April und Mai dann die Kraft, weil man ja keine Winterpause hat, Weihnachten wird durchgespielt. Beim englischen Fußball dominiert extrem die Athletik, wenn auch dank ausländischer Trainer, vor allem aus Spanien, vieles besser geworden ist. Aber manchmal wird mir in England zu viel Tempobolzerei ohne Sinn und Verstand zelebriert. Guardiola hat da schon gut getan, auch wenn man nicht immer alles gewinnen kann. Rodri fehlte, ja, de Bruyne ist etwas in die Jahre gekommen, aber die Champions League schafft man wohl wieder. Spanischer Fußball ist technisch schon raffinierter, mit mehr Esprit, einer sehr guten Ausbildung, wie sonst nur in Frankreich. Die deutschen Teams halten sich schon wacker, letztes Jahr zwei Finalisten, die Bayern wieder erstarkt mit etwas Pech raus gegen Inter. Ob das aber langfristig gelingt, in Europas Spitze mitzuhalten, trotz Wirtz und Musiala, bezweifle ich schon, die Ausbildung wird wieder besser, aber die Qualität scheint ein Problem zu werden, das hat mit Schulsport und gesellschaftlichen Ansprüchen zu tun. Aber hoffen wir das Beste. Im Halbfinale haben wir jetzt ein offenes Feld, alle vier können gewinnen. Nach vorne ist Barca am besten, aber sicher nicht nach hinten, das könnte Inter passen. PSG wäre mal dran, auch mit dem Kurswechsel, mehr auf jüngere Spieler zu setzen, zudem ist Kvaratskhelia einer der unterschätztesten Spieler. Aber Arsenal ist auch nicht zu verachten, Real war zwar schwach, aber das lag auch an den Londonern. Ich würde jedenfalls nicht wetten wollen.
Walter: Ja, die Fernsehverträge sind schon sehr entscheidend. Ein Geldregen, der nützlicher kaum sein könnte. Das ist wirklich sehr beneidenswert aus deutscher Sicht. Ich muss ja sagen, ich mag diesen englischen Hochgeschwindigkeitsfußball mit „One-Touches“. Allerdings werden die Jungs in England, wie du schon angedeutet hast, ganz schön verheizt, darüber beklagten sich ja auch Klopp und Co. immer wieder. Es ist sehr zu hoffen, dass unsere deutschen Teams auf europäischem Spitzenniveau weiterhin eine Institution bleiben – ich teile deine Sorgen. Über das deutsche Fußball-Ausbildungssystem – man kann es sicherlich noch weiter fassen – unterhalten wir uns gerne nochmal separat. Durchaus wichtig, das Ganze sollten wir nicht aufs Spiel setzen. Ich sehe es wie du: Wir haben da jetzt vier Teams, die, bis auf ein paar Hundertstel, so ziemlich gleich stark sind. Einen richtigen Favoriten gibt es nicht. Mir gefällt Arsenal am besten, und ich würde es ihnen sehr gönnen. Der Wandel von PSG – weg von der Ansammlung von Superstars, hin zu einem jungen, hungrigen Team – imponiert mir auch sehr. Da sind wir uns einig, lieber Andreas: Wie will man hier seriös eine Wette platzieren? Das verspricht Spannung, ich freue mich sehr auf die letzten Spiele.
Ausblick und Abschluss
Walter: Andreas, ich würde sagen: Wir nennen dies hier mal den Anfang unseres Fußballtalks, den wir beliebig fortsetzen werden. Es wird über vieles zu reden sein. Beispielsweise über die Sport- bzw. Fußballpolitik, hin zum Bundesliga-Alltag. Das hat viel Spaß gemacht, danke. Ich hoffe, dass unsere Leser auch auf ihre Kosten kommen werden. Bis zum nächsten Mal, wenn es wieder heißt: Egert vs. Walter – Der Fußballtalk.
Egert: Absolut, Matthias, das war ein großartiger Start. Ich freue mich auf die nächsten Runden und die vielen Themen, die wir noch angehen werden. Bis bald!
Liebe Leserinnen und Leser,
wir hoffen, dass Ihnen diese erste Ausgabe von Egert vs. Walter – Der Fußballtalk gefallen hat. Bleiben Sie dran für weitere spannende Diskussionen über den Fußball und seine vielen Facetten. Bis zur nächsten Ausgabe!
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