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Von Skepsis und Vernunft

DMZ – GESELLSCHAFT ¦ Patricia Jungo ¦ 

 

Oft wird unsere Gesellschaft als Wissensgesellschaft beschrieben. In der Tat war es noch nie so einfach und bequem an Informationen zu kommen und auf praktisch jede Frage lässt sich mit dem Smartphone in der Hosentasche via Internet rasch eine Antwort finden. Auf der einen Seite bringen die vielen Möglichkeiten Erleichterung, andererseits tritt damit aber auch ein neues Problem auf; nämlich jenes der Vertrauenswürdigkeit der Informationen.

 

Diese Herausforderung wächst in den Zeiten von „fake news“ und Medienmanipulation zusehends zu einer schwierigen und gesellschaftlich wichtigen Aufgabe. Was hilft uns entscheiden, welchen Informationen wir auch vertrauen dürfen? Skeptizismus kann eine wirksame Herangehensweise sein. Dabei steht am Anfang der Zweifel. Dieser wird anschließend durch systematisches Hinterfragen aufgelöst. Die Richtschnur dieses Hinterfragens bildet die eigene Vernunft. Sinnvolles Hinterfragen zeichnet sich dadurch aus, dass es ergebnisoffen und auf objektivierbare Tatsachen begründet ist. Zweifeln ja, aber vorhandene Erkenntnisse ergebnisoffen bewerten! Die skeptische Vorgehensweise bildet die Basis der wissenschaftlichen Methode, auf der der wissenschaftliche Fortschritt und die evidenzbasierte Medizin beruhen. Etwas skeptisch zu prüfen, bedeutet zunächst die Verlässlichkeit der Quelle unter die Lupe zu nehmen.

 

Dabei sind wohl Informationen auf einer Webseite der «flat earth society» weniger verlässlich als die einer etablierten Universität. Des Weiteren kann man sich fragen, ob die Aussagen beispielsweise durch wissenschaftlich referierte Fachartikel belegt sind? Wichtig scheint auch, sich zu fragen, ob eine Aussage aus dem Blickwinkel der eigenen Erfahrung sinnvoll erscheint? Wenn eine Informationsquelle zu einer Spende, einem Kauf oder der Akzeptanz einer politischen Aussage motivieren will, sind Zweifel berechtigt. Auch die eigene Voreingenommenheit spielt eine Rolle. Was den persönlichen Überzeugungen entspricht, wird eher für wahr gehalten und die Skepsis ist kleiner. Man kann sich die Frage stellen, warum es wichtig ist, Informationen so eingehend zu prüfen. Dazu gibt es diverse Gründe. Zum einen kann es vor wirtschaftlichem Schaden bewahren, wenn ein Kaufversprechen gründlich geprüft wird.

 

Auch bei unserer demokratischen Gesellschaftsordnung ist ein skeptisches Hinterfragen sehr wichtig. Unser Meinungsbild und damit unser Abstimmungsverhalten werden seit langem massiv manipuliert. So wird es immer komplizierter, sich ein unabhängiges und begründetes Urteil zu bilden. Aber gerade darauf gründet unsere demokratische Gesellschaftsordnung, vor allem in der Schweizer Volksdemokratie. Mit Hilfe der eigenen Vernunft Informationen auch tatsachenbasiert zu bewerten, ist aber auch ein Teil der Menschenwürde.

 

 

 

Quelle: higgs.ch

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