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Grundwasser - Neuer BAFU Bericht besorgniserregend

DMZ - GESUNDHEIT / WISSEN ¦

Marco Perroulaz ¦

#mittellaendische ¦

KOMMENTAR

Das ist beinahe schon schizo: das BAFU macht in einem Bericht auf das stark belastete Grundwasser aufmerksam. Die Grundwasservorkommen weisen zunehmend Verunreinigungen auf, die mehrheitlich aus der Landwirtschaft stammen, heisst es dort. Zu diesem Schluss gelangt der Bericht der Nationalen Grundwasserbeobachtung NAQUA, den das Bundesamt für Umwelt (BAFU) heute veröffentlicht hat. In einer aktuellen Medienmitteilung dazu macht das BAFU auf die Wichtigkeit des Grundwassers aufmerksam, das ein wichtiger einheimischer Rohstoff ist. Immerhin werden 80 Prozent des Trinkwassers in der Schweiz aus Grundwasser gewonnen. So weit so gut.

Nun erinnern wir uns aber an die »Rundschau«, welche vor knapp einem Jahr aufdeckte, dass der Bund beabsichtigt, den Grenzwert für 25 Pestizide zu erhöhen. Und zwar massiv! Die neue Obergrenze für einzelne Giftstoffe in Gewässern soll demnach neu von 0,1 Mikrogramm pro Liter Wasser auf 10 Mikrogramm angehoben, also verhundertfacht werden. Dies war einem verwaltungsinternen Entwurf zur neuen Gewässerschutzverordnung zu entnehmen. Ausserdem soll bereits ein Jahr zuvor ein Versuch des BAFU, die zulässigen Grenzwerte in Oberflächengewässern nach oben zu schrauben, gescheitert sein. Derweil monieren Wasserversorger seit Jahren die zunehmende chemische Belastung, welche vom Bund gerne als ‚wenig toxisch’ klassiert wird.

Klar, die aktuellen Ergebnisse sind tatsächlich beängstigend, zumal sich Grundwasser nur sehr langsam erholt. Vermutlich sogar erst nachdem wir alle brav unsere zig Liter chemischer Rückstände geschluckt haben. Immerhin ist beispielsweise Glyphosat mittlerweile in annähernd jeder Urinprobe nachzuweisen. Kein Wunder, verbraucht wird es in einer Menge von etwa drei Deziliter je Jahr und Nase. Und laut NAQUA Bericht sollen beispielsweise heute noch Rückstände von Atrazin, einem Herbizid, welches in der Schweiz schon seit über 10 Jahren verboten ist, im Grundwasser zu finden sein.

Nun ist es aber einfach, als Hauptquelle für die grossflächige Belastung unseres Grundwassers mit diversen chemischen Stoffen die intensive Landwirtschaft zu beschuldigen. Die nutzt nämlich normalerweise keine Chemikalien, die nicht durch das Bundesamt zugelassen wurden. Die Meinung gewisser besorgter Bürgerkreise ist nachvollziehbar und vermutlich folgerichtig: Würde man endlich die Lobbyisten aus dem Bundeshaus verbannen, könnten die Politiker sich auf Ihren Auftrag besinnen und im Sinne des Volkes agieren, statt sich nach den Interessen gewisser Kreise zu richten, wie die Sonnenblumen nach der Sonne.

NAQUA Bericht

Zustand und Entwicklung Grundwasser Schweiz