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Neue Studie zeigt Potenzial für höheren Frauenanteil in der Armee – Informationsdefizite als zentrale Hürde
Die Schweizer Armee strebt einen höheren Frauenanteil an – und stösst dabei auf überraschend grosses Interesse junger Frauen. Eine neue, im Auftrag der Fachstelle Frauen in der Armee und Diversity durchgeführte Studie zeigt: Jede vierte Schweizerin im Alter zwischen 15 und 25 Jahren kann sich vorstellen, freiwillig Militärdienst zu leisten. Die Ergebnisse verdeutlichen nicht nur eine grosse Offenheit, sondern auch ein starkes Bedürfnis nach besserer Information und transparenter Sinnvermittlung.
Militärdienst als persönliche Herausforderung
Die Studie, für die im Sommer 2023 insgesamt 1'317 junge Schweizerinnen befragt wurden, zeigt ein deutlich differenzierteres Bild der weiblichen Einstellungen zum Militärdienst, als bislang angenommen. So halten 50 Prozent der Befragten den Militärdienst für fordernd, aber potenziell gewinnbringend. 44 Prozent sehen darin die Möglichkeit, sich selbst zu beweisen, 30 Prozent schätzen die körperliche Fitness als positiven Aspekt und 26 Prozent betonen die Förderung der Selbstorganisation.
Nur eine Minderheit äusserte sich grundsätzlich ablehnend: 17 Prozent verbinden den Dienst mit einem rauen Ton und Disziplinierung, 15 Prozent halten ihn für sinnlos, 12 Prozent für langweilig. Der Gesamteindruck: Der freiwillige Militärdienst wird von vielen jungen Frauen als persönliche Herausforderung wahrgenommen – mit dem Potenzial zur Weiterentwicklung.
Hindernisse: Zeitliche Belastung und Sicherheitsbedenken
Gleichzeitig zeigt die Studie, welche Gründe Frauen davon abhalten könnten, sich für den Dienst zu entscheiden. An erster Stelle steht die fehlende Ausstiegsmöglichkeit nach dem Beginn der Rekrutenschule. Zeitliche Verpflichtungen gelten für viele als schwer mit Ausbildung, Studium oder Beruf vereinbar. Auch Bedenken hinsichtlich Sexismus, der persönlichen Sicherheit sowie körperlicher und psychischer Anforderungen wurden häufig genannt.
Informationsdefizit hemmt Engagement
Ein zentrales Ergebnis der Studie ist das Informationsdefizit: Nur 38 Prozent der jungen Frauen fühlen sich «einigermassen gut» über den Militärdienst informiert. Da der Orientierungstag für Frauen nicht verpflichtend ist, fehlt es häufig an direktem Zugang zu verlässlichen Informationen. Stattdessen sind Familie, Freunde und Social Media die wichtigsten Quellen.
Mehr als die Hälfte der Befragten wünscht sich daher ein breiteres Informationsangebot. Gefragt sind insbesondere transparente Einblicke in die Aufgaben und Tätigkeiten im Militärdienst sowie in die gesellschaftliche Bedeutung des Engagements.
Antwort der Armee: gezielte Kampagnen und Sichtbarkeit
Die Armee reagiert mit konkreten Massnahmen: Webauftritte sollen überarbeitet, Informationskampagnen auf die Bedürfnisse junger Frauen zugeschnitten und die Sinnhaftigkeit des Dienstes verstärkt vermittelt werden. Geplant sind unter anderem Videoporträts von Soldatinnen in verschiedenen Stadien ihrer militärischen Laufbahn. Auch neue Merkblätter zu Themen wie Schwangerschaft und Elternschaft im Militär sind in Arbeit.
Diese Schritte sind Teil der Gleichstellungsstrategie 2030 des Bundes, in deren Rahmen die Studie durchgeführt wurde. Ziel ist es, mehr Frauen den Zugang zur Armee zu erleichtern – und so nicht nur die Diversität, sondern auch die Innovationskraft und Resilienz der Streitkräfte zu stärken.
Repräsentative Erhebung
Für die Studie beauftragte die Armee YouGov Schweiz mit der Durchführung. Eingeladen wurden 4’461 junge Schweizerinnen im Alter zwischen 15 und 25 Jahren, die repräsentativ nach Alter und Sprachregion aus dem Stichprobenregister des Bundesamts für Statistik ausgewählt wurden. Die Befragung fand von Juni bis Juli 2023 statt, die Auswertung erfolgte durch die Fachstelle Frauen in der Armee und Diversity.
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