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Ausgezeichneter Beton als Klimaretter

Beton könnte ganz erhebliche Mengen an CO₂ speichern, wenn herkömmliche Gesteinskörnungen durch Pellets aus Pflanzenkohle ersetzt würden. — © Empa
Beton könnte ganz erhebliche Mengen an CO₂ speichern, wenn herkömmliche Gesteinskörnungen durch Pellets aus Pflanzenkohle ersetzt würden. — © Empa

DMZ – FORSCHUNG ¦ MM ¦ AA ¦ Beton könnte ganz erhebliche Mengen an CO₂ speichern, wenn herkömmliche Gesteinskörnungen durch Pellets aus Pflanzenkohle ersetzt würden. — © Empa

 

Empa gewinnt den «Building Award 2025» für CO₂-speichernde Innovation

 

Dübendorf – Von der Baustelle zum Klimaschutzlabor: Die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa hat den renommierten «Building Award 2025» für eine bahnbrechende Entwicklung im Bauwesen erhalten. Ihr CO₂-speichernder Beton könnte das Bauwesen revolutionieren – und zum Gamechanger im Kampf gegen die Klimakrise werden.

 

Der «Building Award» gilt als höchste Auszeichnung für Ingenieurleistungen im Schweizer Bauwesen. In der Kategorie «Forschung, Entwicklung, Start-ups» ehrte die Jury in diesem Jahr ein Team der Empa für seinen neuartigen Beton, dem Kohlenstoff-Pellets auf Pflanzenkohlebasis beigemischt sind. Die Preisverleihung fand Ende Juni im KKL Luzern vor mehr als 800 Gästen statt. Die prämierte Entwicklung birgt enormes Potenzial: Der Beton kann nicht nur klimaneutral, sondern sogar klimapositiv sein.

 

Beton mit eingebauter Kohlenstoffsenke 

Die Zementherstellung verursacht weltweit rund acht Prozent der CO₂-Emissionen. Um diesen Anteil drastisch zu senken, entwickelte die Empa ein Verfahren, bei dem Pflanzenkohle in Form von Pellets als Zuschlagstoff in Beton eingebracht wird. Die Innovation: Die Pellets werden gezielt vorbehandelt und aus Pflanzenkohle, Wasser und Zement gefertigt. Dadurch entfallen die negativen Nebeneffekte unbehandelter Pflanzenkohle, etwa die Absorption teurer Zusatzmittel oder eine veränderte Wasserbindung.

 

„Wir konnten zeigen, dass sich mit diesem Ansatz CO₂-neutraler oder sogar CO₂-negativer Beton produzieren lässt“, sagt Pietro Lura, Leiter der Abteilung «Concrete & Asphalt» an der Empa. Die Pellets ersetzen einen Teil des herkömmlichen Gesteins – und speichern dabei dauerhaft Kohlenstoff. Eine erste Anwendung in der Praxis ist bereits geplant: In der neuen NEST-Unit «Beyond Zero» soll der innovative Baustoff verbaut werden.

 

Mehr als eine technische Lösung: Beton als Teil eines neuen Klimasystems 

Die Empa-Forschenden denken weiter. Im Rahmen der Initiative «Mining the Atmosphere» arbeitet das Institut an einem System, das überschüssiges CO₂ aktiv aus der Atmosphäre entnimmt und in langlebige Materialien überführt. Ziel ist ein neues industrielles Kreislaufmodell, in dem CO₂ nicht mehr als Abfall, sondern als wertvoller Rohstoff behandelt wird.

 

Der Ansatz: Mittels erneuerbarer Energie wird atmosphärisches CO₂ in Methan oder Methanol umgewandelt. Daraus entstehen synthetische Baustoffe oder Polymere, die sich langfristig in Materialien binden lassen. Am Ende ihres Lebenszyklus werden diese Stoffe in CO₂-Speicherdeponien verbracht – ein radikal neuer Denkansatz, der Kohlenstoff langfristig der Atmosphäre entzieht und dabei wirtschaftlich nutzbar macht.

 

„Wenn wir es schaffen, diesen CO₂-Kreislauf zu schliessen und gleichzeitig eine Industrie dafür aufzubauen, entsteht ein System, das nicht nur das Klima schützt, sondern neue Wertschöpfungsketten schafft“, erklärt Empa-Forscher Mateusz Wyrzykowski. Voraussetzung sei allerdings ein Zusammenspiel aus technologischem Fortschritt, politischen Rahmenbedingungen und wirtschaftlichen Anreizen.

 

Anerkennung für Schweizer Ingenieurkunst 

Der alle zwei Jahre verliehene Building Award wird von Infra Suisse, dem Schweizerischen Baumeisterverband (SBV) und suisse.ing getragen. Organisiert wird die Auszeichnung von der Stiftung bilding, die sich der Förderung des Ingenieurnachwuchses widmet. Die unabhängige Jury setzt sich aus Fachleuten aus Forschung, Planung, Verwaltung und Bauwirtschaft zusammen und vergibt Preise in sechs Kategorien.

 

Die Empa reiht sich mit ihrer Auszeichnung in eine Riege herausragender Innovationsprojekte ein – und zeigt, wie Grundlagenforschung zu handfestem Klimaschutz führen kann. Die Idee, Beton in eine Kohlenstoffsenke zu verwandeln, könnte dem Bausektor eine neue, verantwortungsvolle Richtung geben – und ist womöglich ein entscheidender Schritt in Richtung einer klimapositiven Bauwirtschaft.

 

 

 

Herausgeber: 

Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa)

www.empa.ch


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