
DMZ – POLITIK ¦ MM ¦ Lena Wallner ¦
In mehreren europäischen Ländern ist das Parkinson-Syndrom bereits als Berufskrankheit für Landwirt:innen anerkannt – Österreich hinkt hinterher. Die Grünen wollen das ändern.
In Österreich sind derzeit rund 25.000 Menschen an Morbus Parkinson erkrankt – darunter schätzungsweise 800 bis 1.000 Landwirt:innen. Für viele Betroffene könnte eine berufliche Ursache infrage kommen: Der Zusammenhang zwischen dem langjährigen Einsatz von Pestiziden und der Entwicklung von Parkinson gilt inzwischen als wissenschaftlich gut belegt. Dennoch ist die Krankheit hierzulande bisher nicht als Berufskrankheit anerkannt. Die Grünen wollen das ändern – und fordern in einem aktuellen Initiativantrag im Nationalrat eine rasche und unbürokratische gesetzliche Regelung.
Die beiden Abgeordneten Olga Voglauer und Ralph Schallmeiner verweisen dabei auf internationale Vorbilder: In Frankreich und Italien wird das Parkinson-Syndrom schon seit Jahren als durch Pestizide verursachte Berufskrankheit anerkannt – ebenso wie in Deutschland, wo der „Ärztliche Sachverständigenbeirat Berufskrankheiten“ im September 2023 eine entsprechende Empfehlung ausgesprochen hat. Die formale Aufnahme in die deutsche Liste der Berufskrankheiten steht jedoch noch aus.
Trotzdem wurden laut Grünen bereits rund 8.000 Anträge auf Anerkennung gestellt – offenbar stößt die Umsetzung auf Widerstand. Der Bauernverband habe sich bislang gegen eine Aufnahme ausgesprochen, heißt es im Antrag. Zudem würden von der zuständigen Berufsgenossenschaft aufwendige Nachweise über den Einsatz von Spritzmitteln über Jahrzehnte hinweg gefordert – was die Verfahren in vielen Fällen erschwere oder unmöglich mache.
Forderung nach klaren Kriterien
In Österreich wollen die Grünen daher nicht nur die Anerkennung des Parkinson-Syndroms als Berufskrankheit, sondern eine „praxistaugliche und unbürokratische Regelung“. Anspruchsberechtigt sollen demnach Personen sein, die an einem idiopathischen (nicht anderweitig erklärbaren) Parkinson-Syndrom leiden und im Laufe ihrer beruflichen Tätigkeit an mindestens 100 Tagen Pestizide einer Wirkstoffgruppe – etwa Herbizide, Insektizide oder Fungizide – selbst angewendet haben.
„Es darf nicht sein, dass kranke Menschen mit jahrzehntelanger Arbeit im Agrarsektor durch bürokratische Hürden um ihre Ansprüche gebracht werden“, erklärt Abgeordnete Olga Voglauer. Ziel sei es, ein österreichisches System zu schaffen, das sich an der wissenschaftlichen Evidenz orientiert – und gleichzeitig den Betroffenen Rechtssicherheit gibt.
Medizinische Einschätzung stützt Forderung
Der Umweltmediziner Hans-Peter Hutter unterstützt das Vorhaben. Der Zusammenhang zwischen Pestizidbelastung und Parkinson-Erkrankungen sei aus medizinischer Sicht eindeutig: „Die internationale Forschung zeigt seit Jahren, dass das Risiko bei langjährigem Pestizideinsatz deutlich erhöht ist“, so Hutter. Dass andere europäische Länder bereits gehandelt hätten, mache den österreichischen Reformstau besonders deutlich.
Ob die Initiative der Grünen im Parlament eine Mehrheit findet, ist derzeit offen. Eine Stellungnahme des Bauernverbands lag bis Redaktionsschluss nicht vor.
Herausgeber / Quelle: Parlamentskorrespondenz Österreich ¦
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