
DMZ – SICHERHEIT ¦ MM ¦ AA ¦
Bern — Trotz eines Ausbaus der Schutz- und Notunterkünfte für gewaltbetroffene Menschen in der Schweiz bleibt das Angebot unzureichend. Das geht aus einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht des Bundesrats hervor, der auf eine wachsende Diskrepanz zwischen Bedarf und tatsächlicher Versorgung hinweist. Insbesondere vulnerable Gruppen wie Jugendliche, Menschen mit Behinderungen, LGBTIQ-Personen oder Männer finden häufig keinen geeigneten Platz in bestehenden Einrichtungen.
Zwar ist die Zahl der Frauenhäuser und verfügbaren Betten seit 2017 gestiegen, dennoch kommt es vielerorts zu Überlastungen, langen Wartezeiten oder gar Abweisungen. Der Bundesrat zeigt sich angesichts dieser Situation deutlich besorgt. Er bezeichnet die aktuelle Lage als „nicht zufriedenstellend“ und fordert die Kantone auf, ihre Anstrengungen beim Ausbau eines flächendeckenden, bedarfsgerechten Schutzsystems deutlich zu verstärken.
Der Bericht wurde in Erfüllung des Postulats 23.3016 der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur des Nationalrats erstellt. Grundlage bildet eine umfassende Bestandesaufnahme, die im Auftrag der Konferenz der kantonalen Sozialdirektorinnen und Sozialdirektoren (SODK) von der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) und der Hochschule für Soziale Arbeit Freiburg (HSA-FR) durchgeführt wurde.
Schutzräume bleiben für viele unerreichbar
Die Untersuchung zeigt: Das bestehende System stösst vielerorts an seine Grenzen. Einrichtungen sind häufig nicht auf die unterschiedlichen Bedürfnisse gewaltbetroffener Menschen ausgelegt – etwa auf Jugendliche am Übergang ins Erwachsenenalter, ältere Personen, Menschen mit chronischen Erkrankungen oder Menschen mit Behinderungen. Besonders problematisch ist die Lage in ländlichen und peripheren Regionen, wo Schutzangebote kaum vorhanden sind.
Ein weiteres strukturelles Problem betrifft die Finanzierung: Die 2021 von der SODK formulierten Empfehlungen zur nachhaltigen Sicherstellung der Frauenhäuser wurden bislang nur teilweise umgesetzt. Eine stabile und verlässliche Finanzierung bleibt vielerorts aus – mit direkten Auswirkungen auf Qualität und Verfügbarkeit der Angebote.
Bundesrat fordert strukturelle Verbesserungen
Als Reaktion auf die anhaltenden Defizite unterstützt der Bundesrat ausdrücklich die Entscheidung der SODK, eine neue Arbeitsgruppe einzusetzen. Diese soll konkrete, praxisnahe Lösungen für eine flächendeckende Versorgung erarbeiten. Darüber hinaus appelliert der Bundesrat an die Kantone, Anschlusslösungen zu stärken, die Koordination zu verbessern und gezielt Informationsarbeit bei den betroffenen Zielgruppen zu leisten.
Auf Bundesebene will der Bundesrat bestehende Massnahmen im Bereich Gewaltprävention und Opferschutz weiterführen und ausbauen. Dazu zählt insbesondere die laufende Revision des Opferhilfegesetzes (OHG), mit der Hürden beim Zugang zu Unterstützungsleistungen gesenkt werden sollen. Ziel bleibt, wie der Bundesrat betont, dass „jede gewaltbetroffene Person Zugang zum erforderlichen Schutz und zur notwendigen Unterstützung erhält“.
Herausgeber:
Der Schweizerische Bundesrat
www.admin.ch
Eidgenössisches Departement des Innern
www.edi.admin.ch
Fehler- und Korrekturhinweise
Wenn Sie einen Fehler entdecken, der Ihrer Meinung nach korrigiert werden sollte, teilen Sie ihn uns bitte mit, indem Sie an intern@mittellaendische.ch schreiben. Wir sind bestrebt, eventuelle Fehler zeitnah zu korrigieren, und Ihre Mitarbeit erleichtert uns diesen Prozess erheblich. Bitte geben Sie in Ihrer E-Mail die folgenden Informationen sachlich an:
- Ort des Fehlers: Geben Sie uns die genaue URL/Webadresse an, unter der Sie den Fehler gefunden haben.
- Beschreibung des Fehlers: Teilen Sie uns bitte präzise mit, welche Angaben oder Textpassagen Ihrer Meinung nach korrigiert werden sollten und auf welche Weise. Wir sind offen für Ihre sinnvollen Vorschläge.
- Belege: Idealerweise fügen Sie Ihrer Nachricht Belege für Ihre Aussagen hinzu, wie beispielsweise Webadressen. Das erleichtert es uns, Ihre Fehler- oder Korrekturhinweise zu überprüfen und die Korrektur möglichst schnell durchzuführen.
Wir prüfen eingegangene Fehler- und Korrekturhinweise so schnell wie möglich. Vielen Dank für Ihr konstruktives Feedback!
Unterstützen Sie uns jetzt!
Seit unserer Gründung steht die DMZ für freien Zugang zu Informationen für alle – das ist unser Alleinstellungsmerkmal. Wir möchten, dass jeder Mensch kostenlos faktenbasierte Nachrichten erhält, und zwar wertfrei und ohne störende Unterbrechungen.
Unser Ziel ist es, engagierten und qualitativ hochwertigen Journalismus anzubieten, der für alle frei zugänglich ist, ohne Paywall. Gerade in dieser Zeit der Desinformation und sozialen Medien ist es entscheidend, dass seriöse, faktenbasierte und wissenschaftliche Informationen und Analysen für jedermann verfügbar sind.
Unsere Leserinnen und Leser machen uns besonders. Nur dank Ihnen, unserer Leserschaft, existiert die DMZ. Sie sind unser größter Schatz.
Sie wissen, dass guter Journalismus nicht von selbst entsteht, und dafür sind wir sehr dankbar. Um auch in Zukunft unabhängigen Journalismus anbieten zu können, sind wir auf Ihre Unterstützung angewiesen.
Setzen Sie ein starkes Zeichen für die DMZ und die Zukunft unseres Journalismus. Schon mit einem Beitrag von 5 Euro können Sie einen Unterschied machen und dazu beitragen, dass wir weiterhin frei berichten können.
Jeder Beitrag zählt. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
Kommentar schreiben