
DMZ – GESUNDHEIT ¦ Anton Aeberhard
Wie ein beliebtes Ausdauertraining Männergesundheit gefährden kann – und wie sich Risiken vermeiden lassen
Radfahren gilt als Inbegriff gesunder Fortbewegung: Es stärkt das Herz-Kreislauf-System, schont die Gelenke, ist klimafreundlich – und macht vielen schlicht Freude. Doch was für die allgemeine Fitness zutrifft, birgt bei unsachgemäßer Ausführung unerwartete Risiken – besonders für Männer. Immer mehr medizinische Studien zeigen: Wer zu lange, zu intensiv oder mit ungeeigneter Ausstattung fährt, kann bleibende Schäden im Becken- und Genitalbereich davontragen. Im Fokus stehen dabei vor allem Durchblutungsstörungen und erektile Dysfunktion (ED).
Medizin unter dem Sattel: Druck, der Folgen hat
Das zentrale Problem ist die andauernde Druckbelastung des sogenannten Perinealbereichs – jener sensiblen Zone zwischen After und Genitalien. Genau dort verläuft der Nervus pudendus, der maßgeblich für die sexuelle Funktion verantwortlich ist. Auch wichtige Gefäße, die den Penis mit Sauerstoff versorgen, werden hier potenziell komprimiert.
Eine Studie mit 40 männlichen Probanden ergab: Während des Radfahrens nahm bei über 70 Prozent die Sauerstoffversorgung im Penis signifikant ab – bei Nutzung eines schmalen Standardsattels sogar um bis zu 82 Prozent. Die Folgen reichten von temporärem Taubheitsgefühl bis hin zu kurzzeitiger Impotenz. Breitere, nasenlose Sättel konnten diesen Effekt hingegen auf etwa 20 Prozent reduzieren.
Langstrecken, Langzeitfolgen
Besonders kritisch wird es bei langen Distanzen: In einer Beobachtungsstudie an Radfahrern, die Strecken über 320 Kilometer an einem Tag bewältigten, berichteten 4,2 Prozent über unmittelbare Erektionsprobleme – bei 1,8 Prozent hielten diese Beschwerden auch einen Monat später noch an. Eine andere Studie mit 5.488 Teilnehmern zeigte: Wer während des Fahrens regelmäßig vom Sattel aufsteht und den Lenker höher einstellt, senkt das Risiko erheblich.
Meta-Analysen: Risiko wissenschaftlich belegt
Systematische Übersichtsarbeiten bestätigen den Zusammenhang zwischen langem Sitzen auf ungeeigneten Sätteln und sexuellen Funktionsstörungen. Die Diagnose reicht dabei von perinealer Kompression bis hin zu endothelialer Dysfunktion – also Schädigungen an den Blutgefäßen. Auch Nervenreizungen oder chronische Ischämien (Mangeldurchblutung) werden dokumentiert.
Welche Faktoren das Risiko erhöhen – und wie man sie beeinflussen kann
Satteltyp:
- Schmale Rennradsättel mit langer Nase erzeugen den größten Druck im Dammbereich
- Breite Sättel ohne Nase verteilen das Gewicht besser und reduzieren die Kompression erheblich.
Fahrposition:
- Ein aufrechter Sitz mit höherem Lenker senkt den Druck auf Nerven und Gefäße.
- Regelmäßiges Aufstehen aus dem Sattel entlastet zusätzlich.
Dauer & Intensität:
Schon ab drei Stunden pro Woche steigt laut MMAS-Studie das Risiko für ED signifikant – vor allem ohne Pausen und ergonomische Anpassung.
Schutzmaßnahmen: Radeln mit Köpfchen
Maßnahme Wirkung
- No-Nose-Sattel / breiter Sattel Reduziert die Druckbelastung im Perineum um bis zu 70 %
- Lenker auf oder über Sattelhöhe Entlastet Nerven und verbessert Sitzkomfort
- Alle 10 Minuten aufstehen Fördert die Durchblutung und reduziert Taubheitsrisiken
- Liegeräder (Recumbent-Bikes) Eliminieren perinealen Druck nahezu vollständig
- Professionelles Bike-Fitting Beugt Fehlhaltungen und Überlastungsschäden vor
- Sportarten abwechseln Verhindert chronische Belastung und erhöht den Trainingseffekt
Bewusst radeln, Risiken minimieren
Radfahren bleibt eine der gesündesten Sportarten – sofern sie ergonomisch und maßvoll betrieben wird. Die Forschung zeigt klar: Das Problem liegt weniger im Sport selbst als in der Kombination aus schlechter Ausstattung, falscher Haltung und Übertreibung. Wer diese Risiken kennt und durch gezielte Maßnahmen – etwa einen angepassten Sattel, höhere Lenkerposition oder regelmäßige Pausen – entschärft, kann unbeschwert radeln. Auch langfristig – körperlich und in Sachen Lebensqualität.
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