· 

CH: Säkularisierung in der Schweiz schreitet voran

DMZ – GESELLSCHAFT ¦ MM ¦ AA ¦ 

 

Glaube und religiöse Praxis auf dem Rückzug

 

Ein Bericht des Bundesamtes für Statistik zeigt: Immer mehr Menschen in der Schweiz wenden sich von traditionellen Religionen ab. Religiöse Rituale und der Glaube an Gott verlieren an Bedeutung – doch in Lebenskrisen bleibt Spiritualität für viele ein Halt.

 

Die Schweiz wird zunehmend säkularer. Immer weniger Menschen bezeichnen sich als religiös, und auch die Teilnahme an religiösen Praktiken nimmt weiter ab. Dies geht aus den ersten Ergebnissen der aktuellen Erhebung zur Sprache, Religion und Kultur des Bundesamtes für Statistik (BFS) hervor. Besonders auffällig ist der Rückgang des Gottesdienstbesuchs und des Glaubens an Gott – selbst unter jenen, die noch einer Religionsgemeinschaft angehören.

 

Glaube an Gott im Sinkflug 

Der Glaube an einen einzigen Gott verliert in der Bevölkerung weiter an Rückhalt. Während 2014 noch 46 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer daran glaubten, sank der Anteil 2024 auf nur noch 38 Prozent. Besonders ausgeprägt ist dieser Rückgang in der Altersgruppe ab 65 Jahren – hier beträgt der Verlust 14 Prozentpunkte. Hingegen blieb die Haltung der unter 25-Jährigen vergleichsweise stabil. Zugleich wächst die Zahl jener, die nicht an die Existenz eines Gottes glauben oder daran zweifeln – auch innerhalb der römisch-katholischen und evangelisch-reformierten Kirchen. So stieg etwa der Anteil der Zweifelnden und Nicht-Glaubenden in der reformierten Kirche von 23 auf 32 Prozent.

 

Rückzug aus religiöser Praxis 

Auch die aktive Teilnahme am religiösen Leben ist rückläufig. Der Anteil der Bevölkerung, der innerhalb eines Jahres nie einen Gottesdienst oder eine religiöse Veranstaltung besucht hat, stieg von 31 Prozent im Jahr 2014 auf 48 Prozent im Jahr 2024. Beten, religiöse Rituale oder das Konsumieren religiöser Inhalte in Medien werden immer seltener praktiziert. Eine Ausnahme bildet die Lektüre spiritueller Bücher oder Online-Inhalte: Hier ist ein leichter Anstieg von 13 auf 20 Prozent zu verzeichnen – ein möglicher Hinweis auf individualisierte, vom institutionellen Glauben losgelöste Formen der Spiritualität.

 

Religion bleibt emotionaler Anker in Krisenzeiten 

Trotz des fortschreitenden Bedeutungsverlusts spielt Religion oder Spiritualität weiterhin eine Rolle – besonders in schwierigen Lebensphasen. Für 56 Prozent der Befragten ist Religion in Krisensituationen zumindest „eher wichtig“, bei Krankheit sind es 52 Prozent. Auch bei der Kindererziehung (45 Prozent der Eltern) und in der persönlichen Haltung zur Umwelt (46 Prozent, bei über 65-Jährigen sogar 55 Prozent) bleibt Spiritualität von Bedeutung. Frauen geben dabei häufiger als Männer an, Religion oder Spiritualität als relevant zu empfinden – auch bei Themen wie Ernährung (21 Prozent).

 

Zwischen Wertewandel und Kontinuität 

Die Ergebnisse des BFS deuten auf eine fortschreitende Pluralisierung und Individualisierung religiöser Weltanschauungen in der Schweiz hin. Der traditionelle Gottesglaube und institutionalisierte Religionspraxis verlieren an Boden – doch spirituelle Bedürfnisse und die Suche nach Orientierung bleiben für viele zentral. Besonders in Zeiten der Unsicherheit scheint die Rückbesinnung auf Sinnfragen nach wie vor eine wichtige Rolle zu spielen.

 

 

 

 

Herausgeber

bfs.admin.ch


Fehler- und Korrekturhinweise

Wenn Sie einen Fehler entdecken, der Ihrer Meinung nach korrigiert werden sollte, teilen Sie ihn uns bitte mit, indem Sie an intern@mittellaendische.ch schreiben. Wir sind bestrebt, eventuelle Fehler zeitnah zu korrigieren, und Ihre Mitarbeit erleichtert uns diesen Prozess erheblich. Bitte geben Sie in Ihrer E-Mail die folgenden Informationen sachlich an:

  • Ort des Fehlers: Geben Sie uns die genaue URL/Webadresse an, unter der Sie den Fehler gefunden haben.
  • Beschreibung des Fehlers: Teilen Sie uns bitte präzise mit, welche Angaben oder Textpassagen Ihrer Meinung nach korrigiert werden sollten und auf welche Weise. Wir sind offen für Ihre sinnvollen Vorschläge.
  • Belege: Idealerweise fügen Sie Ihrer Nachricht Belege für Ihre Aussagen hinzu, wie beispielsweise Webadressen. Das erleichtert es uns, Ihre Fehler- oder Korrekturhinweise zu überprüfen und die Korrektur möglichst schnell durchzuführen.

Wir prüfen eingegangene Fehler- und Korrekturhinweise so schnell wie möglich. Vielen Dank für Ihr konstruktives Feedback!


 

Unterstützen Sie uns jetzt!

Seit unserer Gründung steht die DMZ für freien Zugang zu Informationen für alle – das ist unser Alleinstellungsmerkmal. Wir möchten, dass jeder Mensch kostenlos faktenbasierte Nachrichten erhält, und zwar wertfrei und ohne störende Unterbrechungen.

Unser Ziel ist es, engagierten und qualitativ hochwertigen Journalismus anzubieten, der für alle frei zugänglich ist, ohne Paywall. Gerade in dieser Zeit der Desinformation und sozialen Medien ist es entscheidend, dass seriöse, faktenbasierte und wissenschaftliche Informationen und Analysen für jedermann verfügbar sind.

Unsere Leserinnen und Leser machen uns besonders. Nur dank Ihnen, unserer Leserschaft, existiert die DMZ. Sie sind unser größter Schatz.

Sie wissen, dass guter Journalismus nicht von selbst entsteht, und dafür sind wir sehr dankbar. Um auch in Zukunft unabhängigen Journalismus anbieten zu können, sind wir auf Ihre Unterstützung angewiesen.

Setzen Sie ein starkes Zeichen für die DMZ und die Zukunft unseres Journalismus. Schon mit einem Beitrag von 5 Euro können Sie einen Unterschied machen und dazu beitragen, dass wir weiterhin frei berichten können.

Jeder Beitrag zählt. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!


Kommentar schreiben

Kommentare: 0