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Schwerer Ausbruch von Magen-Darm-Infekten bei Kindern in Nordfrankreich

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DMZ – INTERNATIONAL ¦ A. Aeberhard (Symbolbild)

 

In der nordfranzösischen Stadt Saint-Quentin ist es zu einem besorgniserregenden Ausbruch schwerer Magen-Darm-Erkrankungen bei Kindern gekommen. Innerhalb weniger Tage mussten sieben Kinder im Alter zwischen einem und zwölf Jahren mit heftigem Durchfall ins Krankenhaus eingeliefert werden. Vier von ihnen entwickelten in der Folge eine lebensbedrohliche Komplikation – das sogenannte hämolytisch-urämische Syndrom (HUS), eine seltene, aber gefährliche Erkrankung, die die Nieren angreift. Ein Kind starb.

 

Verdacht auf bakterielle Verunreinigung – zwei Metzgereien geschlossen 

Die Gesundheitsbehörden haben umgehend reagiert und zwei Metzgereien in Saint-Quentin vorläufig geschlossen. Nach ersten Erkenntnissen hatten die betroffenen Kinder zuvor Fleischprodukte aus diesen Betrieben konsumiert. Ob tatsächlich eine bakterielle Kontamination der Waren vorliegt, wird derzeit durch Laboranalysen geprüft. Die Behörden mahnen zur Vorsicht und rufen dazu auf, Produkte aus den betroffenen Metzgereien bis auf Weiteres nicht zu verzehren.

 

Auch die Produktionsumgebung werde nun genau untersucht, da mögliche Verunreinigungen nicht nur das Fleisch, sondern auch Oberflächen und Gerätschaften betreffen könnten. Die Ermittlungen konzentrieren sich auf die Herkunft des Fleisches sowie auf mögliche Fehler bei der Verarbeitung oder Lagerung.

 

Hämolytisch-urämisches Syndrom – eine gefährliche Folgeinfektion 

Bei fünf der betroffenen Kinder wurde das seltene HUS diagnostiziert. Die Erkrankung wird typischerweise durch eine Infektion mit bestimmten Stämmen von Escherichia coli-Bakterien (insbesondere EHEC) ausgelöst, die über kontaminierte Lebensmittel aufgenommen werden können. Die Symptome treten oft plötzlich auf: heftiger Durchfall – häufig blutig –, Erbrechen und später Zeichen eines Nierenversagens.

 

Wie der deutsche Epidemiologe Prof. Dr. Timo Ulrichs erklärt, können sich durch die bakterielle Toxinwirkung kleine Blutgerinnsel im Körper bilden, die die Durchblutung lebenswichtiger Organe wie Nieren, Gehirn oder Herz blockieren. Besonders bei Kindern kann das in kurzer Zeit lebensbedrohlich werden. „HUS ist eine sehr gefährliche Erkrankung“, warnt Ulrichs. In Deutschland hatte ein großer EHEC-Ausbruch im Jahr 2011 zahlreiche Krankheits- und Todesfälle verursacht.

 

Etwa die Hälfte der HUS-Patientinnen und -Patienten benötigt vorübergehend eine Dialyse. Die Prognose ist unterschiedlich: Viele Kinder erholen sich vollständig, einige behalten jedoch dauerhafte Nierenschäden.

 

Gesundheitswarnung: Hygienestandards sind entscheidend 

Frankreichs Gesundheitsbehörden fordern Eltern auf, bei Anzeichen schwerer Durchfallerkrankungen sofort medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Da die Erreger leicht übertragbar sind, sei Hygiene im häuslichen Umfeld besonders wichtig.

 

Eltern wird zudem geraten, Kleinkindern keine Lebensmittel aus Rohmilch zu geben und ausschließlich sauberes Trinkwasser – aus Flaschen oder aus der Leitung – zu verwenden. Auch beim Baden in offenen Gewässern bestehe ein Risiko, wenn Wasser verschluckt werde.

 

Jahresbilanz: HUS bleibt selten – aber nicht ungefährlich 

Zwar treten HUS-Erkrankungen in Frankreich mit rund 100 bis 165 Fällen pro Jahr selten auf, dennoch bleibt das Syndrom eine ernste Bedrohung. Die aktuelle Häufung von Fällen innerhalb weniger Tage deutet auf eine gemeinsame Infektionsquelle hin – und unterstreicht die Bedeutung funktionierender Lebensmittelkontrollen sowie öffentlicher Aufklärung.

 

Die Behörden arbeiten mit Hochdruck daran, die exakte Ursache der Krankheitswelle zu identifizieren, um weitere Infektionen zu verhindern. Bis dahin gilt: Vorsicht beim Fleischkauf, gründliches Erhitzen beim Kochen – und höchste Hygienestandards im Alltag.


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