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Europäer immer stärker in Sorge um digitalen Identitätsbetrug

DMZ –  TIPPS ¦ Maya West ¦                         

 

Identitätsbetrug ist längst keine Randerscheinung mehr. Immer mehr Europäer sorgen sich davor, dass ihre persönlichen Daten in falsche Hände geraten. Die Täter werden zudem immer raffinierter, der Schaden oftmals immens. Wer hingegen heutzutage im Netz unterwegs ist, der muss wissen, wie er sich wirkt.

 

Zahlen und Fakten: Mehr als drei Viertel machen sich Sorgen 

Über drei Viertel (76 %) der Internetnutzer:innen machen sich laut einer Umfrage der Boston Consulting Group Sorgen beim Eingeben persönlicher Daten im Internet. Insgesamt fügen Identitätsdiebstähle der EU jährlich Schäden in Höhe mehrerer Milliarden Euro zu.

 

Und wem es jetzt so vorkommt, als würde es immer nur die großen Unternehmen treffen, irrt. Nein, auch Privatpersonen geraten immer wieder ins Visier von Datendieben, und zwar aus gutem Grund: weil sie so sorglos mit ihren digitalen Spuren umgehen.

 

So schützen Sie sich vor Identitätsbetrug 

Niemand ist zu klein, um aufzufallen. Doch manchmal helfen schon kleine Handgriffe, den eigenen Schutz im Netz enorm zu verbessern: 

  • Sichere Passwörter: Nutzen Sie lange, einmalige Passwörter — am besten in Kombination mit einem Passwort-Manager.
  • Zwei-Faktor-Authentifizierung: Nutzen Sie diese, wann immer sie angeboten wird.
  • Vorsicht bei E-Mails: Klicken Sie keine Links an, wenn Sie den Absender nicht kennen.
  • Bleiben Sie aktuell: Halten Sie Ihr Betriebssystem und Ihre Apps auf dem neusten Stand.
  • VPN: Verschlüsseln Sie Ihre Verbindung, vor allem in öffentlichen WLANs.

 

Manche gehen sogar noch einen Schritt weiter und entscheiden sich bewusst für anonyme Angebote. Beim Gaming sind zum Beispiel Casinos ohne Anmeldung bei gewissen Kreisen ein Hit: Wer hier zockt, muss kein Konto anlegen, was manchen Usern in Sachen Datenschutz zusätzliches Vertrauen gibt (Quelle: https://www.wiseguys.de/casinos-ohne-anmeldung)

 

Doch Vorsicht: Anonym ist man nur dann, wenn man es auch will. Treffen Sie deshalb auch hier bewusst und informiert Ihre Entscheidung.

 

Denken Sie auch an Ihre Endgeräte: Handys, Tablets und Laptops sollten mit neuester Sicherheitssoftware ausgestattet sein. Und wenn Sie beruflich viel unterwegs sind, kommen Sie nicht drumherum: Verzichten Sie auf die Recherche über Ihre Firma im öffentlichen Internet, und achten Sie bereits beim Einstecken von USB-Datenträgern in Ihre Endgeräte darauf, dass Sie diese nicht verlieren.

 

Übrigens: Ein Identitäts-Check bei Diebstahl oder Datenmissbrauch schafft Klarheit. Viele Versicherer und Banken bieten diese Leistung im kostenlosen Service an und überprüfen, ob Ihre E-Mail-Adresse oder Passwörter in gehackten Daten aufgetaucht sind.

 

Was Unternehmen tun müssen 

Private Sicherheitsvorkehrungen reichen nicht aus, wenn Firmen ihre Hausaufgaben nicht machen. Der Großteil erfolgreicher Cyber-Angriffe ist auf menschliches Versagen oder fehlende Schulungen zurückzuführen.

 

Unternehmen brauchen klare Sicherheitskonzepte: 

  • Daten verschlüsseln und Backups erstellen
  • Zugriffsbeschränkungen für Mitarbeiter
  • Schulungen zu Phishing und Social Engineering
  • Notfallpläne für den Ernstfall

 

Die EU setzt mit der eIDAS-Verordnung seit Jahren auf einheitliche Standards. Ziel: Vertrauen und Sicherheit bei digitalen Identitäten stärken. Die europäische Kommission will das System bis 2026 weiter ausbauen — inklusive EU-weiter digitaler Brieftasche.

 

Unternehmen, die in Europa tätig sind, müssen sich auf neue Gesetze einstellen. Die NIS2-Richtlinie, die ab Oktober 2024 gilt, schreibt strengere Meldepflichten für Cybervorfälle vor. Firmen, die sich nicht an die Vorgaben halten, riskieren Bußgelder in Millionenhöhe.

 

Viele Mittelständler unterschätzen noch immer das Risiko. Laut einer Umfrage des BSI hat nur jede dritte Firma in Deutschland ein Notfallhandbuch für Cyberangriffe. Gerade in sensiblen Branchen wie Finanzen, Medizin und Verwaltung drohen hohe Kosten, wenn Kundendaten abfließen.

 

Regierungen unter Zugzwang 

Auch Staaten reagieren. Deutschland investiert seit 2023 stark in die Verbesserung des Online-Personalausweises. Doch Pannen wie die jüngst entdeckte Schwachstelle im eID-System zeigen: Absolute Sicherheit gibt es nicht. Hacker sind kreativ, Gesetze hinken oft hinterher.

 

Die EU plant mit dem „EU Digital Identity Wallet“ einen großen Schritt: Bürger sollen ihre Identität per App sicher verwalten. Das soll Passwörter ersetzen und Behördengänge vereinfachen. Ein ehrgeiziges Projekt — Fachleute warnen aber, dass zentrale Systeme neue Angriffspunkte bieten können.

 

Andere Länder machen es vor: In Estland verwalten Bürger ihre komplette Verwaltung digital — mit sicherem Zugriff über eine Chipkarte. Die baltischen Staaten gelten weltweit als Vorreiter für E-Government und Cyberresilienz.

 

Frankreich testet gerade eine biometrische ID-App, die Ausweise, Führerschein und Krankenkassenkarte bündelt. Ziel: mehr Komfort, weniger Papierkram und maximale Sicherheit. Kritiker warnen jedoch: Fällt die zentrale Plattform aus oder wird gehackt, sind Millionen Daten in Gefahr.

 

Ein Blick in die Zukunft 

Die Bedrohungslage wird komplexer. Künstliche Intelligenz hilft Betrügern, gefälschte Stimmen oder täuschend echte Fake-Videos zu erstellen — das sogenannte „Deepfake-Phishing“ wird zunehmen. Gleichzeitig setzen Sicherheitsforscher auf KI, um Anomalien früh zu erkennen.

 

Auch der Trend geht zu „Zero Trust“-Modellen: Kein Gerät, keine Verbindung wird automatisch als sicher eingestuft — alles wird laufend geprüft. Große Tech-Konzerne wie Google und Microsoft rollen solche Konzepte bereits weltweit aus.


 

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