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Keuchhustenfälle in Deutschland steigen – Experten warnen vor vernachlässigtem Impfschutz

DMZ – MEDIZIN ¦ Sarah Koller ¦            

 

Berlin. Eine alarmierende Zunahme an Keuchhustenfällen in Deutschland sorgt derzeit unter Fachleuten für Besorgnis. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) wurden im Jahr 2024 insgesamt 25.271 Infektionen mit Bordetella pertussis, dem Erreger des Keuchhustens, gemeldet. Das entspricht einer Steigerung von mehr als 700 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, als rund 3.400 Fälle registriert worden waren. Besonders bedenklich: Auch Todesfälle durch die Krankheit sind dokumentiert.

 

Rückkehr einer vermeintlich kontrollierten Krankheit 

Der Keuchhusten – medizinisch Pertussis genannt – gilt als hoch ansteckend und gefährlich, vor allem für Säuglinge und ältere Menschen. Während in den vergangenen Jahrzehnten durch Impfprogramme die Zahl der Fälle stark zurückging, verzeichnen Gesundheitsbehörden nun ein deutliches Comeback der bakteriellen Atemwegserkrankung.

 

Wie aus der Antwort der Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage hervorgeht, starben im vergangenen Jahr sechs Menschen in Deutschland an den Folgen von Keuchhusten – ein Wert, der die potenzielle Gefährlichkeit der Erkrankung verdeutlicht.

 

Symptome oft unspezifisch – Infektion wird häufig spät erkannt 

Charakteristisch für Keuchhusten sind stakkatoartige Hustenanfälle, die mit einem keuchenden Geräusch beim Einatmen einhergehen. Besonders tückisch: In der Anfangsphase ähneln die Symptome oft einer normalen Erkältung, was zu einer verspäteten Diagnose führt. Die Erkrankung kann sich über mehrere Wochen oder sogar Monate hinziehen.

 

Der Erreger Bordetella pertussis wird durch Tröpfcheninfektion übertragen – etwa beim Husten, Niesen oder Sprechen. Die Inkubationszeit beträgt in der Regel 7 bis 20 Tage. Ohne frühzeitige antibiotische Behandlung können schwerwiegende Komplikationen auftreten, insbesondere bei ungeimpften Säuglingen.

 

Impfschutz lässt mit der Zeit nach 

Zwar existieren wirksame Impfstoffe gegen Keuchhusten, doch die Schutzwirkung hält nicht dauerhaft an. Laut RKI sollten Erwachsene regelmäßig Auffrischimpfungen erhalten – etwa alle zehn Jahre. Für Schwangere empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) eine Impfung ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel, um den Nestschutz für das Neugeborene zu erhöhen.

 

Die aktuelle Welle an Erkrankungen zeigt jedoch, dass viele Menschen entweder gar nicht oder nicht mehr ausreichend geschützt sind. Besonders problematisch sei, so Experten, dass auch Geimpfte nach einigen Jahren wieder empfänglich für den Erreger werden – mit potenziell schweren Folgen für die vulnerabelsten Gruppen.

 

Zahlen auch 2025 auf hohem Niveau 

Allein im ersten Quartal 2025 wurden laut RKI bereits 3.638 neue Pertussis-Fälle gemeldet – ein Wert, der befürchten lässt, dass der Höhepunkt der Welle noch nicht erreicht ist. Epidemiologen fordern daher eine breit angelegte Aufklärungskampagne und niedrigschwellige Angebote zur Auffrischimpfung.

 

WHO warnt: Pertussis weltweit wieder auf dem Vormarsch 

Auch international schlagen Gesundheitsexperten Alarm. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beobachtet seit der Pandemie einen weltweiten Rückgang der Impfquoten bei Kindern, was den Ausbruch vermeidbarer Krankheiten wie Keuchhusten begünstigt. Lockdowns, Gesundheitssysteme am Limit und Impfverzögerungen gelten als Hauptursachen.

Fazit

 

Keuchhusten ist keine harmlose Kinderkrankheit, sondern eine ernstzunehmende Infektion, die bei fehlender Immunität tödlich verlaufen kann. Angesichts der dramatisch gestiegenen Fallzahlen in Deutschland mahnen Fachleute zur Vorsicht: Nur durch konsequenten Impfschutz und rechtzeitige Diagnose lässt sich die Ausbreitung eindämmen.

 

 

 

Quellen: 

Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Bundestagsfraktion vom Mai 2025 

WHO-Bericht zu Impfstoffausfällen

STIKO-Empfehlungen 2024, veröffentlicht im Epidemiologischen Bulletin 


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