
DMZ – GESUNDHEIT ¦ Sarah Koller ¦
KKH-Studie zeigt Trend: Behandlungsfälle wegen Tabakabhängigkeit nehmen drastisch zu – fast ein Viertel der Exzessivraucher bereits an COPD erkrankt
Die Zahl der Menschen in Deutschland, die stark abhängig vom Tabakkonsum sind, ist in den letzten zehn Jahren drastisch gestiegen. Dies geht aus einer aktuellen Auswertung der KKH Kaufmännische Krankenkasse hervor, die auf anonymisierten Abrechnungsdaten von 1,66 Millionen Versicherten basiert. Demnach wuchs die Zahl der sogenannten Exzessivraucher zwischen 2013 und 2023 um rund 47,5 Prozent – ein Anstieg, der sowohl Fachleute als auch Gesundheitspolitiker alarmieren dürfte.
Während im Jahr 2013 noch 4,8 Prozent der Versicherten der KKH als starke Raucher galten, lag der Anteil 2023 bereits bei 7,1 Prozent, was etwa 118.000 Personen entspricht. Hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung ergibt das rund sechs Millionen ärztlich behandelte Personen wegen Tabakabhängigkeit oder entsprechender Entzugserscheinungen. Die KKH zählt nach eigenen Angaben bundesweit etwa 1,5 Millionen Versicherte.
Deutlich mehr COPD-Fälle – auch bei jüngeren Rauchern
Besonders besorgniserregend ist die Zunahme chronisch obstruktiver Lungenerkrankungen (COPD) unter den starken Rauchern. Der Anteil der Betroffenen mit dieser Diagnose ist von 19,5 Prozent im Jahr 2013 auf 22,8 Prozent im Jahr 2023 gestiegen. COPD zählt laut Weltgesundheitsorganisation zu den häufigsten Todesursachen weltweit. Die Erkrankung ist irreversibel und führt zu einer dauerhaften Verengung der Atemwege, begleitet von Symptomen wie Atemnot, Husten und Schleimbildung.
„Nichtraucher werden – das ist die beste und einzig richtige Maßnahme, um ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern“, betont Michael Falkenstein, Experte für Suchtfragen der KKH. Auch Passivrauchen sowie die langfristige Exposition gegenüber Feinstaub, chemischen Dämpfen oder Industrieabgasen erhöhen das Risiko, an COPD zu erkranken.
Gesundheitsaussichten verbessern sich schnell nach Rauchstopp
Studien und Praxiserfahrungen zeigen, dass sich die Gesundheit der Atemwege bereits kurze Zeit nach dem Rauchstopp verbessern kann. Laut Falkenstein „beginnt die Lunge sich zu erholen, Husten, Luftnot und Verschleimung bessern sich. Auch das Risiko für Infektionen der Atemwege sinkt deutlich.“ Nicht nur die Lunge, sondern auch das Herz-Kreislauf-System profitiere: Die Durchblutung normalisiere sich innerhalb weniger Wochen, das Risiko für Herzinfarkte sinke deutlich.
Dunkelziffer könnte weit höher liegen
Da viele Betroffene ihre Tabakabhängigkeit nicht offenlegen oder sich aus Scham keine Hilfe holen, gehen Experten von einer erheblichen Dunkelziffer aus. Insbesondere bei jungen Erwachsenen und älteren Menschen wird das Problem laut Falkenstein häufig unterschätzt oder nicht ernst genommen. Auch im Kontext des demografischen Wandels gewinnt die Prävention weiter an Bedeutung.
Gesundheitspolitischer Handlungsbedarf
Die aktuellen Zahlen werfen ein Schlaglicht auf die anhaltende Tabakproblematik in Deutschland – und sie zeigen, dass trotz jahrelanger Aufklärungskampagnen und gesetzlicher Einschränkungen der Konsum nicht wie erhofft zurückgeht. Experten fordern daher verschärfte Maßnahmen im Bereich der Prävention, bessere Zugänge zu Entwöhnungstherapien sowie eine konsequente Umsetzung der Tabakkontrollpolitik.
Die vollständige Auswertung der KKH Kaufmännischen Krankenkasse finden Sie hier:
Bald atemlos? Zahl der Tabaksüchtigen stark gestiegen | KKH
Hintergrund:
COPD (Chronic Obstructive Pulmonary Disease) ist eine chronische, fortschreitende Lungenerkrankung, die durch entzündete Atemwege verursacht wird. Die Hauptursache ist in über 90 Prozent der Fälle aktives Rauchen. Symptome wie Kurzatmigkeit, Husten und Schleimauswurf schränken die Lebensqualität massiv ein. Einmal entstandene Lungenschäden sind nicht reversibel. Laut WHO ist COPD weltweit die dritthäufigste Todesursache.
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