
DMZ – WIRTSCHAFT¦ Lena Wallner ¦
Während der europäische Markt für E-Autos wächst, gerät Tesla immer stärker unter Druck. Besonders in Deutschland, der Schweiz und Österreich brechen die Absatzzahlen ein – erstmals zieht ein chinesischer Hersteller vorbei.
Ein Pionier fällt zurück: Im April 2025 hat Tesla auf dem europäischen Markt einen markanten Einbruch erlebt. Während die Zulassungszahlen für batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) europaweit anziehen, verzeichnete der US-Hersteller einen herben Rückgang. Erstmals liegt Tesla hinter dem chinesischen Konkurrenten BYD – ein Vorgang, der den tiefgreifenden Wandel im globalen Automobilsektor sichtbar macht.
Nach Angaben des europäischen Herstellerverbands ACEA sanken die Tesla-Neuzulassungen in der EU im April um über 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Auf Basis von Daten des Marktanalyseunternehmens JATO Dynamics, das 28 europäische Länder erfasst, kam BYD im selben Zeitraum auf 7.231 Neuzulassungen – Tesla fiel mit 7.165 erstmals dahinter zurück.
„Dass ein chinesischer Hersteller Tesla in Europa überholt, hätte noch vor wenigen Jahren kaum jemand für möglich gehalten“, sagt Felipe Munoz, Analyst bei JATO. Er spricht von einem „Wendepunkt“ für den europäischen E-Automarkt.
Deutschland: Wachsende E-Mobilität – aber ohne Tesla
In Deutschland ist der Einbruch besonders deutlich. Laut Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) wurden im April lediglich 885 neue Teslas zugelassen – ein Rückgang von 45,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Noch gravierender fällt der Blick auf das erste Jahresquartal aus: Von Januar bis April 2025 wurden insgesamt nur 5.820 Tesla-Fahrzeuge neu angemeldet – ein Rückgang um 60,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Das wirkt umso bemerkenswerter, als der deutsche Markt für Elektroautos insgesamt wächst: Die Zulassungen von reinen E-Autos stiegen im April laut KBA um 53,5 Prozent.
Schweiz: Marktanteil von Tesla fast halbiert
Auch in der Schweiz läuft es schlecht für Tesla. Nur 227 Fahrzeuge des US-Herstellers wurden dort im April neu zugelassen – fast 50 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Marktanteil fiel von 4,8 auf nur noch 2,1 Prozent. Kumuliert auf das erste Jahresdrittel ergibt sich ein Rückgang der Tesla-Zulassungen um 60,6 Prozent.
Gleichzeitig legte der Markt für batterieelektrische Fahrzeuge insgesamt um 9,5 Prozent zu. 3.480 E-Autos wurden im April neu angemeldet, was einem Marktanteil von 18,6 Prozent entspricht.
Österreich: Einbruch bereits im Februar
In Österreich setzte der Abwärtstrend bereits früher ein. Im Februar 2025 lag die Zahl der Tesla-Neuzulassungen bei lediglich 262 – ein Minus von über 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Auch im Januar fiel der Absatz deutlich: Nur 227 neue Fahrzeuge wurden registriert, was einem Rückgang von 42 Prozent gegenüber Januar 2024 entspricht.
Der Gesamtmarkt für Elektrofahrzeuge hingegen wuchs im ersten Quartal 2025 um 31,2 Prozent – auch hier zeigt sich: Der Trend geht klar in Richtung Elektromobilität, aber nicht mehr zwingend in Richtung Tesla.
Europäische Hersteller holen auf – BYD profitiert
Während Tesla Marktanteile verliert, gewinnen europäische Hersteller deutlich an Boden. Volkswagen konnte die Zahl der ausgelieferten Elektrofahrzeuge im ersten Quartal mehr als verdoppeln. BMW verbuchte im April ein Plus von 10 Prozent und verkaufte europaweit 66.661 E-Autos. Mercedes-Benz kam mit 46.757 Einheiten auf einen leichten Zuwachs von 0,7 Prozent – trotz rückläufiger Zahlen bei der Kleinwagenmarke Smart.
BYD – einst als Außenseiter belächelt – profitiert dabei von einem zunehmend preissensiblen Markt und einem wachsenden Vertrauen in die Qualität chinesischer Modelle. Die Marke präsentiert sich technologisch konkurrenzfähig, preislich attraktiv – und politisch unbelastet.
Analyse: Was steckt hinter dem Tesla-Einbruch?
Der Rückgang lässt sich kaum mit kurzfristigen Faktoren erklären. Vielmehr deuten die Zahlen auf strukturelle Probleme hin. So gilt Teslas Modellpalette inzwischen als überaltert – insbesondere das Model 3 und das Model Y, die lange Zeit die Hauptumsätze trugen, zeigen Verschleißerscheinungen im Wettbewerb.
Hinzu kommt: Während europäische und asiatische Hersteller immer mehr neue Modelle und Varianten auf den Markt bringen, scheint Tesla bei Innovation und Design in den letzten Jahren kaum noch Akzente gesetzt zu haben. Auch das öffentliche Image von Elon Musk – einst gefeierter Visionär, heute oft umstritten – könnte eine Rolle spielen. In Teilen Europas wirkt der CEO zunehmend polarisierend, und seine politischen Aussagen sowie die strategische Ausrichtung seiner anderen Unternehmen wirken auf viele potenzielle Kundinnen und Kunden abschreckend.
Fazit: Der Mythos Tesla bröckelt
Der europäische Automarkt wandelt sich – nicht gegen Tesla, sondern ohne Tesla. Der US-Hersteller hat den Pionierstatus längst eingebüßt und verliert in zentralen Märkten kontinuierlich an Boden. Die aktuelle Entwicklung markiert mehr als nur eine temporäre Schwächephase: Sie ist Ausdruck einer grundlegenden Verschiebung im Kräfteverhältnis der Automobilbranche.
Ob Tesla es schafft, sich neu zu erfinden und an frühere Erfolge anzuknüpfen, bleibt offen. Klar ist: Die Zeiten, in denen der Name allein als Garant für Fortschritt galt, sind vorbei.
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