
DMZ – POLITIK ¦ Anton Aeberhard ¦
Ein deutscher Generalmajor, der bis vor Kurzem eine Schlüsselrolle im NATO-Ukraine-Kommando in Wiesbaden innehatte, sieht sich nach einer gravierenden verbalen Entgleisung mit dem vorzeitigen Ende seiner militärischen Laufbahn konfrontiert. Eine sexistische Bemerkung in einer internen Besprechung führte zu seiner Abberufung und dürfte seine geplante Beförderung dauerhaft verhindern.
Wie aus internen Kreisen des Verteidigungsministeriums bekannt wurde, soll der betroffene Offizier, Generalmajor Hartmut Renk, während einer Teamsitzung eine zutiefst unangemessene und frauenfeindliche Formulierung verwendet haben. Die Äußerung, die offenbar von einer britischen Offizierin gemeldet wurde, habe ein Disziplinarverfahren nach sich gezogen. Das Ministerium leitete umgehend interne Untersuchungen ein.
Obwohl weder die Bundeswehr noch die NATO den Vorfall bisher offiziell bestätigt haben, wurde Renk Medienberichten zufolge bereits zum 1. Mai von seinem bisherigen Aufgabenbereich abgezogen. In Wiesbaden arbeitet er derzeit lediglich noch an der Übergabe seiner bisherigen Aufgaben an eine noch nicht benannte Nachfolgeperson. Die NATO verweist in diesem Zusammenhang auf eine „interne Angelegenheit der Bundeswehr“.
Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und Generalinspekteur Carsten Breuer wurden über die Vorkommnisse informiert. Die ursprünglich für den Herbst vorgesehene Beförderung Renks zum Generalleutnant sowie sein Wechsel zum NATO-Kommando in Norfolk (USA) wurden ausgesetzt. Vielmehr wird nun über eine vorzeitige Versetzung in den einstweiligen Ruhestand nachgedacht.
Generalmajor Renk, Jahrgang 1962, zählt zu den erfahrensten Offizieren seines Ranges. Seit seinem Eintritt in die Bundeswehr 1982 war er unter anderem in Afghanistan, dem Kosovo und im belgischen Mons beim NATO-Hauptquartier Shape stationiert. Mit dem Aufbau des NATO-Kommandos für Sicherheitsunterstützung und Ausbildung der Ukraine (NSATU) in der Wiesbadener Clay-Kaserne hatte er zuletzt eine der strategisch bedeutendsten Aufgaben innerhalb der Allianz übernommen. Bis zur Übernahme des Kommandos durch den US-amerikanischen General Curtis Buzzard hatte Renk das Projekt maßgeblich mitgestaltet.
Das NSATU-Kommando dient als zentrale Schaltstelle für die Koordination sämtlicher militärischer Unterstützungsmaßnahmen der NATO für die Ukraine. Zu den Aufgaben zählen unter anderem die Organisation von Waffenlieferungen, Ausbildungsprogramme für ukrainische Soldaten sowie die langfristige Integration der ukrainischen Streitkräfte in westliche Strukturen. Das Kommando soll nach vollständigem Aufbau rund 700 Angehörige aus nahezu allen Mitgliedsstaaten der NATO sowie Partnerländern wie Australien und Neuseeland umfassen. Die Ukraine ist als gleichberechtigter Akteur beteiligt.
Während etwa die Hälfte der NSATU-Belegschaft in Wiesbaden stationiert sein wird, sollen weitere Einheiten in Belgien sowie an logistischen Standorten in Polen, der Slowakei und Rumänien ihren Dienst versehen. Die Besetzung der offenen Führungsposition nach Renks Abgang ist bislang nicht öffentlich gemacht worden. Der Vorfall wirft ein Schlaglicht auf die Sensibilität und Verantwortung, die mit Führungsrollen in multinationalen militärischen Strukturen einhergehen – und darauf, dass diskriminierende Aussagen auch in höchsten Rängen Konsequenzen nach sich ziehen.
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