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Wer vorne liegt, sollte wachsendem Wettbewerb nicht von hinten begegnen

DMZ –  POLITIK ¦ Dirk Specht ¦     

KOMMENTAR

 

Es gibt zwei große Trends in dem ökonomischen Miteinander der Menschheit: Erstens interessieren Konsumenten sich grundsätzlich für alles, was es gibt und sie wollen das zum besten Verhältnis aus Preis und Leistung. Unternehmen und Handelswege bilden das nur ab. Ein recht altes Beispiel dafür ist ein Produkt namens „Pfeffer“. Zweitens versuchen Menschen schon immer, alles, was sie brauchen, in Herstellung und Beschaffung zu optimieren. Das momentan beste Beispiel dafür ist ein Produkt namens „iPhone“.

 

Das war immer so, das wird immer so sein.

 

In der jüngeren Vergangenheit des Menschen, nachdem er sich in zwei Weltkriegen mit der Optimierung von Mord und Totschlag befasste, ist das mit dem Begriff der „Globalisierung“ sowie durch exponentielle Technologien zugegeben etwas komplexer geworden, aber so fundamental, wie viele es darstellen, ist der Unterschied zwischen Pfeffer und iPhone gar nicht.

 

Wir sehen seit einigen Dekaden eine Karawane der Optimierung von Produktion und Lieferketten. Der Aufstieg vieler Schwellenländer, vor allem in Asien, begann damit, sich über schlechte Sozial- und Umweltstandards als billige Produktionsstätten anzubieten. Der Aufstieg vieler westlicher Konzerne zu Gelddruckmaschinen begann damit, dies zu nutzen. Das ist aber kein statisches, sondern ein dynamisches System. Es gibt dabei einige innere Treiber, die das verändern. Die Strategie „Billigproduktion“ bekommt nämliche Wettbewerb durch andere Billigproduzenten sowie durch den keineswegs abgeschlossenen Automatisierungsfortschritt. Daher müssen Billigproduzenten sich weiter entwickeln, indem sie sowohl weiter automatisieren, als auch selbst höherwertige Produkt/Technologien erlangen. Das wiederum führt zu einem Wettbewerb für die Gelddruckmaschinen, denn die ehemaligen Billigproduzenten werden zu Konkurrenten mit eigener technologischer Exzellenz.

 

Was dadurch strukturell passiert, ist überall gleich: Die weiter entwickelten Ökonomien konvertieren zu mehr Dienstleistungen und verlieren Arbeitsplätze in der Industrie. Ferner wird der technologische Vorsprung zu einem immer relevanteren Wettbewerbsfaktor. Wenn der verloren geht, wird es schnell kritisch, leider erleben einige europäische Industrien das gerade. Aber auch für die dynamischen Gewinner ist das nicht einfach, denn beispielsweise China ist davon längst erfasst. Hier ist der Abbau von Industriearbeitsplätzen bereits erkennbar und daher muss die Strategie nun fortgesetzt werden. Andere Länder beginnen gerade mit dem, was China vor 20 Jahren tat.

 

Die USA haben diese Entwicklung in den letzten Jahrzehnten am besten nutzen können. Dort ist die Konvertierung zu einer Dienstleistungsökonomie sehr weit fortgeschritten und in vielen Segmenten ist man technologisch führend. Das ist der Grund für die in allen Daten weit enteilte größte Volkswirtschaft der Erde. Was keineswegs gelungen ist: Die Verteilung des Erfolgs in der Gesellschaft selbst.

 

Nun hat die Trump-Administration es sich in den Kopf gesetzt, die moderne, dynamische, globale Weltwirtschaft mit einer Methode aus der Pfeffer-Wirtschaft zu bewerten und das auch noch falsch. Man schaut sich Handelsbilanzen an und glaubt, die müssten positiv sein, damit es einem Land gut geht. Daher wollen die jetzt allen Pfeffer selbst anbauen.

 

Die Idee ist bereits bescheuert, die Umsetzung ist total bescheuert, denn das macht man, indem man die bisherigen Stärken der eigenen Ökonomie zuerst mal zerstört. Wie auch immer diese Karawane sich weiter drehen wird und wo welcher Pfeffer zukünftig herkommt, das Spiel spielt man besser von vorne und nicht auch noch freiwillig von hinten.


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