Stehen die USA vor einer selbst verschuldeten Finanzkrise, in der Brandstifter und Feuerwehr identisch sind?

DMZ –  POLITIK ¦ Dirk Specht ¦   

KOMMENTAR

 

Ein tiefer Wirtschaftsphilosoph prägte mal den Satz: „Entscheidend ist, was hinten raus kommt.“ Hier die ersten Bilanzen der Trump-Regierung:

 

  • Elon Musk versprach mit DOGE zunächst 2 Billionen Einsparungen, dann 1 Billion, geliefert hat er 150 Milliarden. Die dadurch verursachten Schäden werden nicht bilanziert. Vielleicht tun unabhängige Analysten das mal.
  • Trump versprach Einsparungen von 1,5 Billionen im Gesamthaushalt. Der gestern vorgelegte Haushaltsplan verspricht 4 Milliarden oder korrekt gerundet: Nichts.
  • Trump versprach, die Staatsschulden zurück zu führen. Da er nun keine Einsparungen mehr plant, zugleich aber an Steuersenkungen festhalten möchte, wird eine Neuverschuldung von knapp 6 Billionen in den nächsten Jahren erwartet.
  • Soweit der Plan. Der sieht aber real noch schlechter aus, denn tatsächlich hat Trump bereits in den ersten 80 Tagen seiner Amtszeit die Ausgaben um 154 Milliarden gesteigert. Treiber sind übrigens steigende Zinsen und Sozialausgaben. Arbeitslosigkeit und Inflation sind teuer, auch für einen Staat.
  • Was da noch nicht sichtbar ist: Die Rezession, die inzwischen unvermeidlich sein dürfte, die steigende Inflation, die nur noch durch eine sofortige Korrektur der Zollpolitik vielleicht noch einzufangen wäre, die weiter steigenden Zinsen.

 

Konsequenz: Der Druck auf die Refinanzierung ist keineswegs vorbei. Die toxische Reaktion der Bond- und Devisenmärkte setzt sich fort: Die Zinsen steigen, der Dollar fällt. Diese Märkte lügen nicht und der Präsident kann sie auch nicht belügen.

 

Bewertung: Die USA haben über Jahrzehnte eine aggressive kapitalistische Politik verfolgt. Mit hohem Schuldeneinsatz wurden hohe Erträge generiert, die Vermögen und Einkommen sind stärker als die Schulden gewachsen. Kredithebel nennt man das, je mehr Schulden, desto höhere Erträge. So eine Strategie verzeiht keine Fehler, insbesondere eine Rezession und dann auch noch steigende Zinsen, verträgt sie nicht. Kredithebel können sich dann schnell umkehren, die müssen nämlich nicht nach oben wirken, das geht auch in die andere Richtung.

 

Vermutung: Der Druck auf die Notenbank wird nun wachsen. Der Zeitpunkt, an dem nur noch die eigene Notenbank dieses selbst verursachte Desaster stoppen kann, dürfte erreicht sein. Das Problem von Trump: Wenn er Powell, der das gefährliche Spiel nicht spielen will, zu öffentlich zwingt, verliert auch die Notenbank noch das Vertrauen der Märkte. Das Problem beider: Wenn die Notenbank einspringt, ist das der letzte Schuss. Der darf nicht daneben gehen und das ist nicht so einfach, wie in der Finanz- und Coronakrise. Die waren von außen eingetretene Krisen, in denen die Notenbank glaubhaft und mit guter Aussicht auf Erfolg eingreifen konnte. Das hier ist eine komplett selbst verschuldete Krise und die Notenbank darf in der Wahrnehmung nicht Teil des Problems werden.

 

Ohne die Notenbank geht es wohl nicht mehr, aber so tölpelhaft wie Trump seine Anweisungen verteilt, wird das nicht funktionieren. Powell weiß das. Ob Trump das weiß, wird sich zeigen.

 

Übrigens: Keine Freude meinerseits, eine ernste Finanzkrise der USA ist kein Spaß, eine selbst angezündete erst recht nicht, das ist neu und mit dem Brandstifter als Feuerwehr wird das besonders gefährlich.


Fehler- und Korrekturhinweise

Wenn Sie einen Fehler entdecken, der Ihrer Meinung nach korrigiert werden sollte, teilen Sie ihn uns bitte mit, indem Sie an intern@mittellaendische.ch schreiben. Wir sind bestrebt, eventuelle Fehler zeitnah zu korrigieren, und Ihre Mitarbeit erleichtert uns diesen Prozess erheblich. Bitte geben Sie in Ihrer E-Mail die folgenden Informationen sachlich an:

  • Ort des Fehlers: Geben Sie uns die genaue URL/Webadresse an, unter der Sie den Fehler gefunden haben.
  • Beschreibung des Fehlers: Teilen Sie uns bitte präzise mit, welche Angaben oder Textpassagen Ihrer Meinung nach korrigiert werden sollten und auf welche Weise. Wir sind offen für Ihre sinnvollen Vorschläge.
  • Belege: Idealerweise fügen Sie Ihrer Nachricht Belege für Ihre Aussagen hinzu, wie beispielsweise Webadressen. Das erleichtert es uns, Ihre Fehler- oder Korrekturhinweise zu überprüfen und die Korrektur möglichst schnell durchzuführen.

Wir prüfen eingegangene Fehler- und Korrekturhinweise so schnell wie möglich. Vielen Dank für Ihr konstruktives Feedback!


 

Unterstützen Sie uns jetzt!

Seit unserer Gründung steht die DMZ für freien Zugang zu Informationen für alle – das ist unser Alleinstellungsmerkmal. Wir möchten, dass jeder Mensch kostenlos faktenbasierte Nachrichten erhält, und zwar wertfrei und ohne störende Unterbrechungen.

Unser Ziel ist es, engagierten und qualitativ hochwertigen Journalismus anzubieten, der für alle frei zugänglich ist, ohne Paywall. Gerade in dieser Zeit der Desinformation und sozialen Medien ist es entscheidend, dass seriöse, faktenbasierte und wissenschaftliche Informationen und Analysen für jedermann verfügbar sind.

Unsere Leserinnen und Leser machen uns besonders. Nur dank Ihnen, unserer Leserschaft, existiert die DMZ. Sie sind unser größter Schatz.

Sie wissen, dass guter Journalismus nicht von selbst entsteht, und dafür sind wir sehr dankbar. Um auch in Zukunft unabhängigen Journalismus anbieten zu können, sind wir auf Ihre Unterstützung angewiesen.

Setzen Sie ein starkes Zeichen für die DMZ und die Zukunft unseres Journalismus. Schon mit einem Beitrag von 5 Euro können Sie einen Unterschied machen und dazu beitragen, dass wir weiterhin frei berichten können.

Jeder Beitrag zählt. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!


Kommentar schreiben

Kommentare: 0